„Serienkiller“ drohen den Bayern
Abo-Meister wirkt fragil, die Herausforderer wittern ihre Chance. Wie stark sind der BVB, Leipzig und Leverkusen?
Schwarzach BVB-Boss Hans-Joachim Watzke möchte sich nach dem Mainz-Trauma endlich den Titel-Traum erfüllen, RB Leipzig hat den Bayern bereits die erste Trophäe stiebitzt, und Bayer 04 Leverkusen verfügt über einen Kader zum Zungeschnalzen: Nach mehr als einem Jahrzehnt des Münchner Meister-Monopols sehnt sich ein beträchtlicher Teil Fußball-Deutschlands nach Abwechslung. Und weil der Rekordmeister vor dem Bundesliga-Start am Freitag (20.30 Uhr, Puls 24 und Sat.1 live) wie ein Gerippe wirkt, drängen drei Klubs in die Rolle des potenziellen „Serienkillers“.
„2019 waren wir nah dran, in diesem Jahr hat das Torverhältnis entschieden“, sagt Dortmunds Geschäftsführer Watzke mit dem Blick auf das Saisonfinale im Mai, als der BVB leichtfertig die Schale verdaddelte. Das hat Watzke „tief getroffen“. Und schreit nach einer Trotzreaktion. Dortmund war 2012 der letzte Champion, ehe der Rekordlauf der Bayern begann, die danach elfmal die Schale holten. Ein neunjähriges Kind weiß also gar nicht, dass auch andere Klubs Meister werden dürfen.
Konkurrenz hat Lunte gerochen
Während der Bayern-Kader trotz des Kaugummi-Kane-Transfers eine Baustelle ist, wähnt sich die Konkurrenz weiter. Freilich, der BVB hat Substanz verloren, der Haaland-Verlust von 2022 wirkt nach, auch Jude Bellingham (Real) und Raphael Guerreiro (ausgerechnet Bayern) werden mehr oder weniger vermisst. Felix Nmecha (Wolfsburg), Ramy Bensebaini (Gladbach) und der in München als entbehrlich bewertete Marcel Sabitzer als Neuverpflichtungen sprechen eher für konservativen Kaderumbau statt Großangriff. Dennoch glaubt Trainer Edin Terzic, dass es womöglich „am Ende richtig süß schmeckt und wir dann endlich die Schale nach Dortmund zurückholen können“.
Am süßen Titelgeschmack hat offenbar Leipzig Gefallen gefunden: Erst der erneute Pokalsieg, dann der beeindruckende Supercup-Erfolg gegen die Bayern (3:0). „Wir haben in kurzer Zeit zwei Pokale gewonnen, das ist erst mal ein Ausdruck“, sagt Sport-Geschäftsführer Max Eberl: „Wir haben die Konkurrenz ein Stück weit aufgeweckt: Mit uns ist zu rechnen.“
Und dies trotz unfreiwilligen Radikalumbaus: Leipzig gab für 240 Millionen Euro Starpersonal wie Dominik Szoboszlai, Josko Gvardiol und Christopher Nkunku ab, holte für 150 Millionen Euro Jungjuwele wie die Stürmer Lois Openda (Lens) oder Benjamin Sesko (Salzburg). Potenzial für den ganz großen Wurf hat der Kader, zumal der geniale Spanier Dani Olmo, Dreifach-Torschütze im Supercup, endlich fit und ausgeruht in eine Saison geht.
Alle Blicke auf Xabi Alonso
Nach 1970 gelang es nur einem Klub, erstmals deutscher Meister zu werden – Wolfsburg 2008/09. Leipzig könnte nun folgen, auch Leverkusens – beide treffen schon am Samstag aufeinander. Bei Bayer setzte Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes den gezielten Umbau fort, der den Ausweg aus dem Mittelmaß bringen soll.
Trainer Xabi Alonso darf in seiner ersten kompletten Saison die gestandenen Vollprofis Granit Xhaka (Arsenal), Jonas Hofmann (Mönchengladbach) und Alejandro Grimaldo (Benfica) einbauen, hinzu kommt im Nigerianer Victor Boniface (Saint-Gilloise) ein junger Mittelstürmer mit Durchstart-Potenzial. Sollte das neue Bayer unter dem weltweit beachteten Alonso richtig durchstarten, ist Leverkusens Erfolgsfenster unter dem Spanier wohl nicht lange offen. Zwar hat dieser bis 2026 verlängert, doch bereits 2024 benötigt dessen Ex-Klub Real Madrid einen Nachfolger für Trainer Carlo Ancelotti, der Brasilien übernimmt.