Ruhe und Emotionen als konträre Stärken

Cashpoint Altach hofft gegen Vizemeister Sturm auf Überraschung.
Altach Nicht der mögliche Ausfall von Constantin Reiner, nicht die Euphorie nach dem Derbysieg und schon gar nicht das bevorstehende Duell gegen „Österreichs derzeit stärkste Mannschaft“ können die von SCRA-Cheftrainer Joachim Standfest ausgehende Ruhe stören. Vielmehr kann der 43-Jährige die Situation sehr gut einschätzen, hat er doch erst vor etwas mehr als zwei Monaten eine Mannschaft übernommen, deren Nervenkostüm flatterte und die ein zweites Mal knapp dem Abstieg entronnen ist. Was folgte, waren ein Radikaleingriff in die Kaderliste und ein strukturierter Neuaufbau zusammen mit seinem Betreuerstab und mit Sportdirektor Roland Kirchler. Dass Standfest die richtigen Schritte eingeleitet hat, zeigen die Auftritte der Mannschaft. „Es wird Rückschläge geben“, sagt er, „doch dann werden wir analysieren, die Lehren daraus ziehen und hart weiterarbeiten.“ Denn für den ehemaligen Nationalspieler war die nunmehr abgelaufene Sommer-Transferzeit nur ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Einer dieser war auch die Verpflichtung von Paul Koller. Der 21-jährige U21-Teamspieler, der den Coach aus der gemeinsamen Zeit bei der Admira – unter Cheftrainer Klaus Schmidt 2019/20 – kennt, ist einer jener Spieler, die von der Denkweise ihres Chefs profitieren. „Die größte Umstellung ist die Sprache“, zeigt der Verteidiger, auf seine ersten Eindrücke von Altach angesprochen, seine humoristische Seite. Doch der Ex-GAK-Spieler hat auch fußballerisch von einem Vorarlberger profitiert. Spielte er doch zusammen mit Michael Liendl („ein echter Leader“) für die Rotjacken. Während der 37-jährige Thüringer seine Karriere inzwischen beendet hat, steht Koller am Anfang einer solchen. Und da hat er ganz klare Vorstellungen. Hat er sich doch seinen Schritt nach Altach genau überlegt. „Ich bin hierhergefahren, wollte mir die Möglichkeiten anschauen und mir das Projekt anhören. Jetzt weiß ich, dass ich ein Teil dieses Projekts sein möchte.“
Diesbezüglich steigt Standfest noch ein wenig auf die Bremse. Allerdings lobt auch er die Einstellung der Spieler im Training und im Match, getreu dem Motto, alles auf dem Platz zu lassen. Das ist auch den Gegnern nicht verborgen geblieben. So spricht Sturms Coach Christian Ilzer voller Respekt über die Rheindörfler. „Gegen diesen kompakt stehenden Gegner sind wir gefordert, ein präzises und effektives Spiel im Ballbesitz auf den Platz zu bringen. Dazu braucht es aber auch enorme Energie und Leidenschaft beim Verteidigen, damit wir die beiden großen Stärken der Altacher, das schnelle Umschalten und die Gefährlichkeit bei Standards, in den Griff bekommen.“
Doch es ist nicht allein die Ruhe, es sind auch die durch die jüngsten Erfolge frei werdenden Emotionen, die das in den vergangenen Saisonen so wackelige Gebilde Altach stärken. Deshalb scheut man sich nicht davor, step-by-step den nächsten Schritt zu tätigen. Und dazu gehört, sich mit besseren Mannschaften zu messen – mit Teams vom Kaliber des SK Sturm.
Verträge aufgelöst
Kaum Bewegung gab es in Altach am berühmt-berüchtigten Deadline-Day in der Sommertransferperiode. In Sachen Neuverpflichtungen hielt sich Sportdirektor Roland Kirchler zurück. Der gewünschte Sechser könnte zwar in den nächsten Tagen noch Realität werden, doch auf einen unbedingten Transfer wurde auch mit Blickrichtung Mannschaftsentwicklung bewusst verzichtet. Dafür ist der Kader geschrumpft, denn die Verträge von Jurica Jurcec und Simon Nelson wurden vorzeitig in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst. Sowohl Jurcec (21) als auch Nelson (21) waren erst im Jänner 2023 zur Mannschaft gestoßen, kamen jedoch nicht über je vier Einsätze (167 bzw. 246 Minuten) hinaus.

Fußball, Admiral Bundesliga 2023/24
6. Spieltag
Cashpoint SCR Altach – SK Sturm Graz heute
Altach, Cashpoint Arena, 19.30 Uhr, SR Gerhard Grobelnik (W)
Wolfsberger AC – TSV Hartberg heute
Wolfsberg, Lavanttal Arena, 17 Uhr, SR Daniel Pfister (T)
WSG Tirol – FC BW Linz heute
Innsbruck, Tivoli Stadion Tirol, 17 Uhr, SR Alain Kijas (NÖ)
FC RB Salzburg – SK Rapid Wien Sonntag
Salzburg, Red Bull Arena, 17 Uhr, SR Alexander Harkam (ST)
LASK Linz – SC Austria Lustenau Sonntag
Linz, Raiffeisen Arena, 17 Uhr, SR Markus Hameter (NÖ)
FK Austria Wien – SK Austria Klagenfurt Sonntag
Wien, Generali Arena, 17 Uhr, SR Christian-Petru Ciochirca (ST)
Tabelle
1. FC RB Salzburg 5 5 0 0 14: 2 + 12 15
2. SK Sturm Graz 5 4 1 0 10: 1 + 9 13
3. SK Austria Klagenfurt 5 2 3 0 9: 4 + 5 9
4. LASK Linz 5 2 2 1 6: 4 + 2 8
5. SK Rapid Wien 5 2 2 1 11: 3 + 8 8
6. Cashpoint SCR Altach 5 2 1 2 5: 7 – 2 7
7. Wolfsberger AC 5 1 3 1 6: 6 ± 0 6
8. TSV Hartberg 5 1 2 2 7:13 – 10 5
9. FK Austria Wien 5 1 1 3 2: 7 – 5 4
10. SC Austria Lustenau 5 0 2 3 3: 9 – 6 2
11. WSG Tirol 5 0 2 3 3: 9 – 6 2
12. FC BW Linz 5 0 1 4 5:16 – 11 1