Angeblicher Machtkampf verärgert Verstappen
Trotz der Titel in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM soll die Stimmung bei Red Bull angespannt sein.
Austin Max Verstappen sprach mit der Autorität eines dreimaligen Weltmeisters. Ein erbitterter Machtkampf bei Red Bull? Von wegen! „Die Leute reden von außerhalb irgendeinen Bullshit“, sagte der Formel-1-Champion und erklärte mit Nachdruck: „Die Stimmung im Team ist sehr gut. Jeder kennt seine Rolle, jeder ist wichtig für den Erfolg, den wir haben.“
Nach dem erneuten Gewinn der Fahrer- und Konstrukteurs-WM in der Königsklasse des Motorsports ist also alles in Ordnung bei den Bullen – oder? So entspannt, wie Verstappen die Stimmung bei Red Bull im Vorfeld des Großen Preises der USA in Austin (Sonntag, 21 Uhr MESZ) beschrieb, ist sie angeblich nicht.
Es rumort beim Super-Team. Ein Jahr nach dem Tod des Red-Bull-Gründers Dietrich Mateschitz sollen Motorsportchef Helmut Marko und Teamchef Christian Horner um die Rolle des starken Mannes buhlen. Horner wolle seinen Einflussbereich erweitern, heißt es. Der 49-jährige Brite wittere ein Machtvakuum und habe die Absicht, den Abgang des 80-jährigen Marko anzustoßen.
Uneinigkeit soll es etwa bezüglich der Zukunftsausrichtung des Juniorpartners AlphaTauri geben und gegeben haben. Ein Streitpunkt: die Rolle des Japaners Yuki Tsunoda. Marko gilt als Fürsprecher, will dem Piloten wegen der guten Beziehungen zum Motorenlieferanten Honda auch weiter das Vertrauen schenken.
Spannungen in Führungsriege
Unstrittig sind die Veränderungen im Red-Bull-Konzern seit dem Tod von Mateschitz. Die Anteile des Milliarden-Unternehmens sind aufgeteilt, in Oliver Mintzlaff gibt es einen neuen Hauptverantwortlichen für die Sportsparte des Konzerns.„Durch die neue Konstellation ist alles anders. Da versuchen Leute ihre Befugnisse neu abzustecken“, sagte Marko vor der Abreise und ließ zwischen den Zeilen die Spannungen innerhalb der Führungsriege erkennen. Sein Vertrag laufe bis Ende 2024, betonte Marko: „Wann und wie ich aufhöre, wann Schluss ist, entscheide ich und nicht zum Beispiel Herr Horner.“
Auch Max Verstappen dürfte mitreden. Der Niederländer, der in Austin seinen 50. Sieg in der Formel 1 anpeilt, ist für Red Bull unersetzlich und gilt als Fürsprecher seines langjährigen Förderers Marko. Sein Einfluss ist groß, sein Wort hat Gewicht. Dass Verstappen vor dem Grand Prix in Texas die Gerüchte über den Machtkampf beiseite schob („Es gibt keine Änderungen für die Zukunft“), konnte auch als Signal an Horner verstanden werden. Horner ist bemüht, die Wogen zu glätten. Von einem Putschversuch gegen Marko könne keine Rede sein. „Er spielt immer noch eine sehr wertvolle Rolle im Team, und es gibt absolut keine Absicht oder keinen Wunsch von mir oder irgendjemandem im Team, dass sich das ändert“, sagte Horner dem Mirror.
„Wann und wie ich aufhöre, entscheide ich, und nicht zum Beispiel Herr Horner.“