Die Talfahrt geht weiter: Lustenau blamiert sich im Cup gegen St. Pölten

Gegen den Zweitligisten kassiert Lustenau schon zur Halbzeit drei Gegentore und scheidet mit 0:4 aus dem Cup aus. Die Fans verließen demonstrativ das Stadion, bei Lustenau herrscht Rätselraten.
St. Pölten Am Tag nach Halloween zeigt Austria Lustenau in der NV-Arena einen wilden Auftritt, vor allem das Defensivverhalten war dabei gruselig . Schon wieder. Gegen Zweitligist SKN St. Pölten – eigentlich selbst in der Krise stehend – setzt es im Cup ein deutliches Aus.
Im Vergleich zur blutleeren Vorstellung am Wochenende gegen den TSV Hartberg (0:4) rückten fünf Neue in die Startelf. Neben Cup-Torhüter Ammar Helac starteten auch Darijo Grujcic, Torben Rhein, Nikolai Baden und Anderson von Beginn an.
Die Fanszene des SKN hielt beim Einlaufen ein Banner hoch, “Cup Albtraum SKN” stand auf diesem. Für Lustenau bewahrheitete sich die Prophezeiung. Vor den mitgereisten Fans der Austria gingen die Hausherren in Minute 19 in Führung. Wie bereits gegen Ende des Hartberg-Spiels skandierten die Anhänger nach dem Aufwärmen: “Wir wollen euch kämpfen sehen!”
Die Gegenwehr fiel wenig effizient aus. In der St. Pöltner Arena, wo nach Österreichs Football-EM-Finalerfolg in der Vorwoche noch die Markierungen zu sehen waren, bekam Gerhard Dombaxi auf Höhe der 20-Yard-Linie Zeit und Platz, um eine Flanke zu platzieren. Sie fand perfekt ihren Weg auf den Kopf von Din Barlov. Vor dem Gegentreffer wurden beide Teams nicht wirklich gefährlich, Lustenau versuchte, durch Ballbesitz Selbstvertrauen zu tanken. “In der ersten Halbzeit war es unsere beste Saisonleistung – was Ballbesitz und Positionsspiel anbelangt, haben wir noch nie so gut gespielt wie heute”, analysierte Trainer Markus Mader. Auch Sportkoordinator Alexander Schneider sah es ähnlich: “Viele Leute werden mich für verrückt erklären, aber heute haben wir fußballerisch die beste Halbzeit der Saison gespielt.” Nur in Tore ummünzen konnten es die Lustenauer nicht.

In der 25. Spielminute legten stattdessen die “Wölfe” nach. Zwei lange Bälle reichen derzeit, um gegen Lustenau vom eigenen Sechzehner aus ein Tor zu erzielen – Kevin Monzialo schob viel zu einfach zum 2:0 ein. Nach einer guten Kombination traf Torben Rhein – er war der bemühteste Lustenauer – nur den Pfosten (28.). Nach einer halben Stunde skandierte die “Nord” erneut: “Wir wollen euch kämpfen sehen!”
Lustenau kam zwar zum Spielen, schien aber von einem Torerfolg weit entfernt. Es wollte einfach nicht gelingen. Baden schoss einen Gegenspieler an (32.), Diaby machte es erst super, schloss dann aber zu zentral ab (33.). Dass Baden nach einem riskanten Ballverlust der Gastgeber den Ball Sekunden später vor dem Tor daneben schob, passte zur aktuellen Situation. SKN-Ersatzkeeper Turner parierte zudem noch einen Distanzversuch von Rhein (36.).
Kurz vor der Pause erzielte St. Pölten das 3:0, Din Barlov schnürte freistehend am Fünfer den Doppelpack (43.), zuvor verl0r Diaby seinen Gegenspieler nach einem schnell ausgeführten Freistoß aus den Augen. Die Lustenauer Fans stellten in Folge den Support ein. “Wir haben fünf Top-Chancen, machen kein Tor – der Gegner kommt dreimal in den Sechzehner und macht drei Tore. Und dann gehst du mit 0:3 in die Kabine. Da kennst du dich nicht aus”, so Mader. Er sagte auch: “Wie wir unser Tor verteidigen, ist ein Wahnsinn.”
“Bringt nichts, draufzuhauen.”
Nach der Pause nahm das Unglück weiter seinen Lauf. Grujcic verfehlte nach einer Ecke den Anschlusstreffer, machte aber das 4:0. Er rutschte in eine Hereingabe von Monzialo, versenkte den Ball unhaltbar für Helac im Tor (55). Die Lustenauer Fans rollten ihre Zaunfahnen ein.

Lustenau brachte das 0:4 gegen den Zweiligisten in der restlichen halben Stunde über die Zeit, man muss es derzeit fast schon als Teilerfolg sehen.
Die Lustenauer Fans meldeten sich noch einmal, in Minute 82. “Wir haben die Schnauze voll”, skandierten sie. Dann verließen sie geschlossen den Auswärtssektor. Im Augenwinkel sahen sie noch, wie Namory Cisse per Foulelfmeter an Turner scheiterte und Diallo den Nachschuss nicht unterbrachte. “Wir versuchen alles, probieren alles, versuchen die Jungs zu pushen – aber momentan ist der Wurm extrem drinnen. Ich kann es mir nicht erklären”, so Mader. “Ich höre mir dafür gerne Kritik an, aber der Auftritt heute spiegelt es auf keinen Fall wider. Wenn wir das Spiel heute gewinnen, wird sich St. Pölten auch nicht beschweren”, sagte Schneider.
Ob Markus Mader am Samstag noch Trainer sein wird? „Davon gehe ich aus“, meinte Schneider. “Wir haben 0:4 verloren, müssen die Mannschaft aufrichten. Es bringt nichts, jetzt nur auf die Mannschaft draufzuhauen. Auch intern wurde in den letzten Wochen nicht alles schöngeredet. Aber heute fällt es mir schwer, auf die Mannschaft draufzuhauen. Deshalb ist unsere Aufgabe, unabhängig von Personen und Positionen, die Mannschaft wieder aufzurichten”, so Schneider.
Am Samstag wartet auswärts Austria Wien. Ein Gegner, um Selbstvertrauen zu tanken, ist das nicht. Erst recht nicht in der aktuellen Situation. Fabian Beer aus St. Pölten
Uniqa öfb cup, 3. Runde
SKN St. Pölten – SC Austria Lustenau 4:0 (3:0)
NV Arena, 1.519 Zuschauer; SR Jakob Semler
Torfolge: 19. 1:0 Din Barlov, 25. 2:0 Kevin Monzialo, 43. 3:0 Din Barlov, 55. 4:0 Darijo Grujcic (Eigentor)
Gelbe Karten: 84. Wisak (St. Pölten/Unsportlichkeit)
SKN St. Pölten (3-4-1-2): Turner – Riegler, Ramsebner, Carlson – Keiblinger, Messerer, Neumayer (58. Thesker), Dombaxi (78. Schütz) – Barlov (74. Wisak) – Tadic (58. Nitta), Monzialo (58. Tartarotti)
SC Austria Lustenau (4-1-4-1): Helac – Anderson, Mätzler, Grujcic (75. Diallo), Gmeiner – Tiefenbach (61. Cisse) – Bobzien (61. J. Schmid), Rhein, Surdanovic, Diaby (69. Berger) – Baden (69. A. Schmid)