Rekordjagd von Kraft startet im Gefrierschrank

ÖSV-Skispringer vor Auftakt in Ruka gut aufgestellt.
Ruka Mit einigen Sieganwärtern und der Skiflug-WM am Kulm im Visier starten die ÖSV-Adler in die neue Skisprung-Saison. Angeführt von Stefan Kraft hofft das rot-weiß-rote Team am Wochenende bei den Bewerben in Ruka im Norden Finnlands auf einen erfolgreichen Weltcupauftakt. Cheftrainer Andreas Widhölzl ist vor der ersten Bewährungsprobe im hohen Norden zuversichtlich. „Wir sind in allen Bereichen gut aufgestellt, die Vorbereitung ist sehr positiv verlaufen und die Formkurve stimmt auch.“
Eisige Temperaturen am Polarkreis
Deshalb sei die Vorfreude schon „sehr groß“ auf das Auftaktspringen, das erstmals seit 2016 am Polarkreis ausgetragen wird. Im vergangenen Winter hatte es zum Start noch ein Mattenspringen in Wisla (Pol) gegeben, heuer heißt es für die Skispringer bei Temperaturen um minus 10 Grad Celsius etwas mehr zittern. „Das ist ein grandioser Start. Genau so wünsche ich es mir“, sagte Kraft, der Gesamtweltcupzweite der abgelaufenen Saison, in freudiger Erwartung auf die winterliche Kulisse in Kuusamo.
Die ÖSV-Adler reisten Anfang der Woche mit einem sechsköpfigen Aufgebot nach Finnland. Neben Kraft wollen auch European-Games-Sieger Daniel Tschofenig, Routinier Manuel Fettner, Michael Hayböck sowie Jan Hörl wieder ein Wörtchen in der Weltspitze mitreden. Der Tiroler Clemens Aigner sicherte sich den sechsten Startplatz über den Continentalcup, der nach einer Knie- sowie Hüft-Operation wiedergenesene Daniel Huber nähert sich indes seinem Weltcupcomeback. „Wir sind eine richtig geile Truppe, von jungen bis arrivierten Athleten“, betonte Kraft vor der Abreise.
Der 30-Jährige aus Schwarzach im Pongau blickte auf einen gelungenen Sommer zurück, unter anderem konnte der zweimalige Weltcup-Gesamtsieger auf einer Weltreise mit Ehefrau Marisa abschalten. „Ich habe einmal sechs Wochen lang machen können, was ich will. Das war sehr schön“, sagte der Team-Olympiasieger von 2022, der sich auch springerisch wieder auf einem sehr hohen Niveau sieht. „Es hat sich zwar noch nicht bombastisch angefühlt und ist noch nicht ganz stabil, aber ich bin voll dabei.“ Wie auch seine Teamkollegen um Tschofenig. „Deshalb brauchen wir uns nicht zu verstecken, wir haben echt gut gearbeitet.“
Ein Kilogramm schwerer
Auf die Skispringer warten heuer allerdings einige Regeländerungen. So müssen die Athleten etwa ein Kilogramm zunehmen, da die Abwaage anders als in den Jahren zuvor ohne Sprunganzug und Schuhe vonstatten geht, der vom Weltverband FIS vorgeschriebene Body-Mass-Index von 21 aber bleibt. Auch der Anzug wird beschnitten, das Schrittmaß darf nun maximal drei Zentimeter Überlänge haben, wodurch die Gesamtfläche verringert wird.
Heim-WM als Saisonhöhepunkt
Auch im Weltcupkalender, der erstmals drei Normalschanzen beinhaltet, gibt es eine wesentliche Neuerung: Die sogenannte PolSKI-Tour wird zum ersten Mal ausgetragen. Direkt nach der Vierschanzentournee stehen im Jänner die Stationen Wisla, Szczyrk und Zakopane in Polen auf dem Programm, in Szczyrk ist es zugleich die Weltcuppremiere. Danach wartet im steirischen Bad Mitterndorf (25. bis 28. Jänner) der Saisonhöhepunkt aus rot-weiß-roter Sicht. „Die Skiflug-WM steht noch ein bisschen weiter oben als die Tournee, weil ich die WM 2016 am Kulm schon einmal erlebt habe. Eine Medaille ist da das große Ziel“, sagt Kraft, mit 253,5 Metern Skiflug-Weltrekordhalter.
Elf Siege hinter Ahonen
Im Gesamtweltcup musste sich Kraft in der abgelaufenen Saison nur dem norwegischen Tourneesieger Halvor Egner Granerud geschlagen geben. Aktuell hält Kraft bei 98 Podestplätzen im Weltcup, nur der Finne Janne Ahonen hat mehr (109). Und noch einen Rekord könnte der ÖSV-Chefadler in diesem Winter 2023/24 ausbauen: Der 30-fache Gewinner eines Weltcupeinzelbewerbs ist der einzige Athlet, der seit 2012/13 in allen elf Saisonen mindestens einen Podestplatz erreichte.
„Es hat sich zwar noch nicht bombastisch angefühlt, aber ich bin voll dabei.“
