Österreich bangt um das Knie der Nation

Sport / 28.12.2023 • 21:09 Uhr
Im Hubschrauber verließ Marco Schwarz nach seinem Sturz die berühmt-berüchtigte Pista Stelvio in Bormio.ap
Im Hubschrauber verließ Marco Schwarz nach seinem Sturz die berühmt-berüchtigte Pista Stelvio in Bormio.ap

Marco Schwarz erlitt in Bormio einen Kreuzbandriss, einen Einriss des Innenmeniskus und einen Knorpelschaden.

Bormio Er hatte sich keine Pause gegönnt, er wollte – so war vorerst der Plan – sämtliche Rennen der Saison bestreiten. Nun sorgt ein Schockmoment für eine unfreiwillige Pause bei Marco Schwarz. Der als Weltcupführender nach Bormio gekommende ÖSV-Allrounder wurde in der Abfahrt von einem Schlag erwischt und landete nach einem heftigen Abflug im Fangnetz. Es war seine Premiere in Bormio, wo er im Training mit so guten Leistungen aufgewartet hatte. Auch beim Rennen selbst war er nach schnellen Teilzeiten vielversprechend unterwegs gewesen. Die berühmt-berüchtigte Pista Stelvio ist Schwarz also bei dessen Rennpremiere zum Verhängnis geworden. Österreichs Ski-Hoffnungsträger erlitt am Donnerstag bei seinem Sturz auf der Abfahrt von Bormio einen Kreuzbandriss und Einriss des Innenmeniskus sowie einen Knorpelschaden im rechten Knie. Er wird für den Rest der Saison ausfallen. Die Diagnose gab der ÖSV nach einer Untersuchung in Innsbruck bekannt. Schwarz war nach seinem Sturz nach Tirol überstellt worden. „Hoffentlich ist es nicht so schlimm, schauen wir, wie die Untersuchung ausgeht“, hegte ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer noch leise Hoffnung, die sich nicht erfüllen sollte. In einer kleinen Kompression bei einem Linksschwung war es passiert. Schwarz landete nach seinem Abflug im Fangnetz. Der Kärntner verließ den Unfallort und Zielraum gestützt von Helfern und klagte nach seinem Malheur über Schmerzen im rechten Knie. „Ich hab sofort gespürt, dass etwas nicht hundertprozentig passt“, meinte Schwarz nach der Diagnose.

Er war auf dem Abfahrts-Klassiker nach schnellen Teilzeiten vielversprechend unterwegs gewesen. Der als Weltcup-Gesamtführender nach Bormio gereiste 28-Jährige wollte sich in diesem Winter endgültig als Spitzenfahrer aller Klassen etablieren. Als einziger Weltcup-Athlet waren dem Slalom-Sieger von Madonna Top-10-Platzierungen in allen Disziplinen gelungen. Schwarz hatte allgemein die Hoffnung genährt, als erster Österreicher seit Marcel Hirscher 2019 die große Kristallkugel gewinnen zu können.

Nun muss er sich am Freitag einer Operation in der Privatklinik Hochrum beim Spezialisten Christian Fink unterziehen. Fink hatte zuletzt bereits David Alaba nach dessen Kreuzbandriss operiert. „Das Ziel ist nun klar: Ich will wieder dorthin zurückkommen, wo ich war. Dafür werde ich alles geben“, sagte Schwarz in einem ersten Statement nach der Diagnose. Für ihn ist es nicht die erste längere Zwangspause. Schwarz muss schwere Verletzungen beinah im Zweijahrestakt verdauen. 2019 im Februar riss er sich das Kreuzband im linken Knie. Nach einem Einriss des Syndesmosebandes im linken Sprunggelenk im November 2021 war er lange auf Formsuche unterwegs.

„Wie befürchtet ist die Diagnose leider doch sehr schlimm ausgefallen bei Marco. Die Saison ist natürlich vorbei, das ist ein bitterer Verlust für die ganze Mannschaft. Klar, wenn die Galionsfigur einfach ausfällt, ist es sicher sehr, sehr schwierig“, sagte Alpinchef Herbert Mandl. Man müsse weiterkämpfen, auch wenn momentan die Stimmungslage nicht allzu positiv sei. „Morgen steht ein Super-G an. Die Burschen sind sich dessen bewusst, dass es ein schmaler Grat ist, auf dem sie sich bewegen. Sie müssen alles riskieren, um vorne dabei zu sein.“

„Das Ziel ist nun klar: Ich will wieder dorthin zurückkommen, wo ich war.“

Ein Helfer begleitet Schwarz beim Abtransport.ap
Ein Helfer begleitet Schwarz beim Abtransport.ap

ski alpin

Weltcup-Abfahrt Männer in Bormio

 1. Cyprien Sarrazin (FRA) 1:50,73

 2. Marco Odermatt (SUI) 1:50,82 +0,09

 3. Cameron Alexander (CAN) 1:51,96 +1,23

 4. Justin Murisier (SUI) 1:52,54 +1,81

 5. Vincent Kriechmayr (AUT) 1:52,80 +2,07

 6. Mattia Casse (ITA) 1:52,88 +2,15

 7. Niels Hintermann (SUI) 1:52,94 +2,21

 8. James Crawford (CAN) 1:53,09 +2,36

 9. Nils Alphand (FRA) 1:53,10 +2,37

10. Marco Kohler (SUI) 1:53,12 +2,39

14. Florian Schieder (ITA) 1:53,40 +2,67

   Raphael Haaser (AUT) 1:53,40 +2,67

20. Daniel Danklmaier (AUT) 1:53,65 +2,92

32. Daniel Hemetsberger (AUT) 1:54,15 +3,42

40. Otmar Striedinger (AUT) 1:54,81 +4,08

43. Stefan Rieser (AUT) 1:55,09 +4,36

43. Stefan Babinsky (AUT) 1:55,09 +4,36

Ausgeschieden u. a.: Marco Schwarz (AUT), Romed Baumann (GER), Aleksander Aamodt Kilde (NOR)

Abfahrt Männer (3 Rennen)

1. Marco Odermatt (SUI) 176

2. Bryce Bennett (USA) 160

3. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 160

4. Cyprien Sarrazin (FRA) 150

5. Dominik Paris (ITA) 124

10. Vincent Kriechmayr (AUT) 77

Weltcup gesamt, Männer (9 Rennen)

1. Marco Odermatt (SUI) 536

 2. Marco Schwarz (AUT) 464

3. Cyprien Sarrazin (FRA) 200

4. Filip Zubcic (CRO) 198

 5. Manuel Feller (AUT) 180

   Aleksander Aamodt Kilde (NOR)  180

   Henrik Kristoffersen (NOR) 180

8. Bryce Bennett (USA) 178

 9. Vincent Kriechmayr (AUT) 177

   James Crawford (CAN) 177

22. Daniel Hemetsberger (AUT) 94

25. Michael Matt (AUT) 76

32. Fabio Gstrein (AUT) 54

44. Stefan Babinsky (AUT) 40

60. Patrick Feurstein (AUT) 28

76. Noel Zwischenbrugger (AUT) 20

85. Johannes Strolz (AUT) 15

Mannschaft, Männer (9)

 1. Österreich 1278

2. Schweiz 1257

 3. Frankreich 815

Nationenwertung (22)

1. Schweiz 2852

 2. Österreich 2731

 3. Italien 2106