„Partytiger“ als Bergisel-Triumphator

Sport / 04.01.2024 • 22:16 Uhr
Genoss einen Tag der Ruhe: Bergisel-Sieger Jan Hörl.gepa
Genoss einen Tag der Ruhe: Bergisel-Sieger Jan Hörl.gepa

In der Stunde seines Triumphes schloss Jan Hörl die Augen.

Innsbruck Erst jubelte Jan Hörl ausgelassen vor dem rot-weiß-roten Fahnenmeer, dann genoss der Salzburger am obersten Stockerl mit geschlossenen Augen die österreichische Bundeshymne. Der 25-Jährige feierte am Bergisel seinen zweiten Sieg im Skisprung-Weltcup, den ersten vor Freunden und Familie, vor spektakulärer Kulisse bei der Vierschanzentournee. „Das ist sensationell. Wenn sie mitfeiern können, ist es umso schöner“, sagte der Bischofshofener überglücklich.

Nach einem Interviewmarathon wartete auf Hörl im Auslauf noch ein Foto mit der Familie und Freundin Tanja, dann wurde im ÖSV-Quartier in Mutters mit den Teamkollegen gefeiert. „Es sind zwei Bier geworden“, sagte Hörl am Tag danach. Fast 80 Whatsapp-Gratulationen erhielt der Bergisel-Sieger. „Ich habe alle beantwortet. Darum bin ich auch nicht zum Bier -trinken gekommen“, betonte der Pongauer und lachte. Er sei direkt nach dem Abendessen schlafen gegangen, trotz seines Rufs. „Ich glaube, dass ich der Partytiger im Team bin.“ Überflieger Stefan Kraft wusste: „Jan ist schon ein Feiertyp, auf jeden Fall. Und wenn man nicht auf einen Sieg anstößt, dann wird der nächste Wettkampf nichts“, erklärte sein engerer Landsmann. Hörl sprang am Bergisel jedenfalls ins Rampenlicht. „Sein Reifeprozess ist sehr gut. Für mich war es nur eine Frage der Zeit“, sagte ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl, der seinen Schützling als einen feinen und gemütlichen Charakter beschreibt.

Vater in Bischofshofen dabei

„Jan ist ein irrsinnig witziger Kerl, der einen extrem guten Schmäh hat. Ein lieber Lauser, er kann schon Gas geben“, erzählte der Coach. Hörl selbst stimmte zu. „Witzig kann ich schon sein, das stimmt sicher. Wenn es mal nicht so gut läuft, versuche ich oft, wieder eine gute Stimmung reinzubekommen, damit das Klima wieder passt.“ Gemeinsam mit dem Tiroler Clemens Aigner bezieht Hörl bei der Tournee ein Doppelzimmer, dort werden oft Filme geschaut. „Musik ist bei uns nicht so der Fall, eher der Fernseher, und da entscheiden wir beide gemeinsam“, gab der Team-Olympiasieger von Peking Einblicke. Sonst vertreibt sich Hörl die Zeit mit Spaziergängen, Saunabesuchen oder TikTok. „Da kommst so schnell nicht mehr raus“, sagte er und grinste.

Beim Heim-Bewerb in Bischofs-
hofen wird auch Papa Werner Hörl nach zweijähriger Pause wieder als sogenannter Starter tätig sein. „Er sagt oben am Start die Nummer durch und lässt mich so gesehen runter“, erzählte Hörl. Aber das sei ihm „eigentlich relativ wurscht“, wie er betonte. „Ich bin eh im Fokus und bekomme da oben relativ wenig mit.“ Hörl, der nur 200 m Luftlinie von der Paul-Außerleitner-Schanze aufwuchs und am Ruhetag am Donnerstag kurz zu Hause seine Familie besuchte, ist ein weiterer Triumph durchaus zuzutrauen. „Wichtig ist, dass mir die Schanze liegt“, sagte er über seine Trainingsschanze.