Krimi ohne Happy End

Dominic Thiem scheitert in Runde eins der Australian Open.
Melbourne Dominic Thiem hat trotz toller Aufholjagd in der ersten Runde der Australian Open in Melbourne einen Fünfsatz-Krimi verloren. Der 30-jährige Niederösterreicher steigerte sich nach schwachem Beginn gegen Felix Auger-Aliassime (CAN-27) sehr und erzwang gegen die Nummer 30 der Welt nach einem 3:6,5:7-Rückstand noch einen fünften Satz. Nach 4:59 Stunden siegte aber doch der um sieben Jahre jüngere Kanadier, Thiem verlor mit 3:6,5:7,7:6(5),7:5,3:6.
Während Thiem am Ende zumindest mit der Erkenntnis vom Platz gehen konnte, dass er topfit ist, wurde Auger-Aliassime von den um 1:40 Uhr verbliebenen Fans gefeiert. „Diese Matches sind verrückt, du gehst durch so viele Emotionen. Das ist der Sport, manchmal ist es nervig. Am Ende wollte ich mental nicht versagen, wollte mir nichts vorwerfen“, sagte der Kanadier.
Vor vier Jahren im Endspiel
Bei 5:2 im Tiebreak des dritten Satzes hätte er das Match fast zwei Stunden früher beenden können. „Ehrlich gesagt, keine guten Dinge“, gestand Auger-Aliassime über seine Gedanken. „Aber wir versuchen auf dem Platz auch gute Schauspieler zu sein.“ Mit 4:59 Stunden war es das längste Match seiner Karriere. „Es war ein großes Spiel, an das ich mich noch oft erinnern werde.“
Für Thiem blieb der erhoffte Aufschwung im neuen Jahr gerade auf Major-Ebene, auf der viele Punkte auf dem Spiel stehen, somit aus. Vor drei Jahren stand er in Melbourne noch im Achtelfinale, vor vier Jahren im Endspiel. Doch seit den French Open 2021 hat er in nun acht Majors in Folge nur bei den US Open im Vorjahr eine Runde überstanden.
Schon vor Matchbeginn gab es auf dem Platz kurz Aufregung, weil der Supervisor Thiems gebrandete Trinkflaschen nicht akzeptierte, denn Werbung ist nicht erlaubt. Auch im Match lief es für den Niederösterreicher lange nicht nach Wunsch. Erst im dritten Durchgang schaffte Thiem die Rückkehr ins Spiel gewann nach 3:11 Stunden den dritten Satz.
Break verpasst
Er konsolidierte sich immer besser, schaute auch in den Rallyes besser und konstanter aus. Es war eine Wandlung wie im Filmklassiker „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“, Thiem war nicht wiederzuerkennen. Nach 4:14 Stunden servierte sich Thiem in den fünften Satz.
Thiem schien auf bestem Wege, zum fünften Mal in seiner Karriere aus einem 0:2-Satzrückstand noch einen Sieg zu machen. Dies war ihm im US-Open-Finale 2020 gegen Alexander Zverev (GER) und in der dritten Melbourne-Runde 2021 gegen Nick Kyrgios (AUS) gelungen.
Doch das Match kippte neuerlich. Thiem vergab im Auftakt-Game zwei Breakbälle und musste u.a. nach zwei Doppelfehlern sein erstes Aufschlag-Game zum 0:2 abgeben. Das war die Entscheidung: Im gleichen Maße steigerte sich Auger-Aliassime wieder und der Kanadier stellte nach 4:41 Stunden auf 4:1. Der Kanadier ließ sich nicht mehr von der Siegerstraße drängen.