Wenn sich alles um die Quarterbacks dreht . . .

Sport / 18.01.2024 • 16:30 Uhr
Wenn sich alles um die Quarterbacks dreht . . .

. . . dann ist in der National Football League (NFL) die Zeit der Divisional Play-offs angebrochen. Eine Einschätzung der Paarungen gibt es von NFL-Experte Martin Pfanner.

Schwarzach Zum mittlerweile sechsten Mal in Folge darf ich Ihnen an dieser Stelle ein paar Gedanken und Einordnungen zu den laufenden Play-offs der National Football League (NFL) bis hin zu Super Bowl 58 in Las Vegas anbieten. Die erste Play-off-Runde konnte durchaus überraschen, der kleinste gemeinsame Nenner aller siegreichen Teams ist aber wie eh und je ein Star-Quarterback oder ein Quarterback, der das richtige System um sich hat (oder beides). Für gewöhnlich trennt sich in den sogenannten „divisional playoffs“ bzw. dem Viertelfinale der NFL-Play-offs die Spreu vom Weizen. Wie immer dreht sich alles um die Spielmacher.

Ravens Quarterback Lamar Jackson. <span class="copyright">apa</span>
Ravens Quarterback Lamar Jackson. apa

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AFC #1 Baltimore Ravens vs AFC #4 Houston Texas
Das beste Team der American Football Conference (Baltimore) empfängt den wohl überraschendsten Play-off-Qualifikanten (Houston). Die Texaner – im Vorjahr noch zweitschlechtestes Team der 32 Mannschaften umfassenden NFL – konnten sich einen der 14 Play-off-Plätze sichern, weil alle in der Off-Season getroffenen Entscheidungen aufgingen. Mit DeMeco Ryans holte man einen Head Coach, der frischen Wind brachte, mit C. J. Stroud draftete man einen Quarterback, der sich binnen kurzer Zeit zum Star mauserte. Nun gilt es als krasser Außenseiter den Ravens und ihrem Quarterback sowie heißem MVP-Kandidaten Lamar Jackson die Stirn zu bieten. Bei all seiner individuellen Klasse geht es für Jackson in diesen Play-offs vor allem darum, ein Narrativ zu besiegen. In seinen bisherigen vier Play-off-Spielen ging Jacksons Team satte drei Mal als Verlierer vom Feld. Eine weitere Niederlage – selbst gegen den Super-Rookie C.J. Stroud – wäre für Jacksons Kritiker ein gefundenes Fressen.

Jordan Love, Quarterback der Green Bay Packers. <span class="copyright">ap</span>
Jordan Love, Quarterback der Green Bay Packers. ap

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NFC #1 San Francisco 49ers vs NFC #7 Green Bay Packers
In der am häufigsten gespielten Playoff-Paarung der NFL-Geschichte sind die beiden Head Coaches Kyle Shanahan (49ers) und Matt LaFleur (Packers) auch deswegen Hauptdarsteller, weil sie derselben Coaching-Schule entstammen. Ihre jeweiligen Quarterbacks könnten unterschiedlicher und gleichzeitig ähnlicher nicht sein. QB Brock Purdy kam 2023 als 262. und letzter Pick im NFL Draft zu den 49ers. Als er vergangenes Jahr aufgrund von Verletzungen wider Erwarten spielen musste, führte er San Francisco prompt ins Halbfinale – und in dieser Saison mit souveränem Spiel in die Play-offs. Green Bay draftete im April 2020 Jordan Love, um ihn hinter ihrem Star auf der Spielmacher-Position, Aaron Rodgers, lernen zu lassen. Als man sich diesen Sommer von Rodgers trennte, wusste niemand so recht, was vom 25-Jährigen zu erwarten war. Nach holprigem Saisonstart fanden Love und seine Offense immer besser zueinander und stehen verdient in den Play-offs. Vergangene Woche stellte man dem Favoriten aus Dallas schon erfolgreich ein Bein, die wahre Sensation wäre aber, wenn Green Bay auch die 49ers in den Urlaub schicken würde.

Jared Goff, Quarterback der Lions aus Detroit. <span class="copyright">ap</span>
Jared Goff, Quarterback der Lions aus Detroit. ap

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NFC #3 Detroit Lions vs NFC #4 Tampa Bay Buccaneers
Detroit ist die Feel-Good-Story der laufenden Saison. Die Lions zählten über die letzten drei Jahrzehnte immer wieder zu den schlechtesten NFL-Teams, nur 4 Play-off-Teilnahmen im aktuellen Jahrtausend sind ein Beleg dafür. Auftritt: Dan Campell. Der 2021 verpflichtete Cheftrainer der Lions versprach die Kultur bei den Lions zu ändern. Und ließ seinen Worten Taten folgen. Nachdem er das Team drei Jahre lang nach seinen Wünschen und mit den für ihn richtigen Spielern formen konnte, steht nun die erste Viertelfinale-Teilnahme seit 1991 zu Buche. Tampa Bay galt im Sommer – nach dem Rücktritt von Allzeit-Größe Tom Brady – als heißer Kandidat für eine schlechte Saison und einen damit verbundenen, hohen Pick im NFL Draft 2024. Auftritt: Baker Mayfield. Der ehemalige #1-Pick 2018 der Cleveland Browns war nach der Vorsaison schon abgeschrieben. Tampa Bay gab ihm dennoch eine Chance und diese nutzte er, um die „Bucs“ in die Postseason zu führen. Realistischerweise sollte für Tampa gegen Detroit Schluss sein, aber Mayfield ist schon häufig abgeschrieben worden.

Patrick Mahomes von den Kansas City Chiefs. <span class="copyright">ap</span>
Patrick Mahomes von den Kansas City Chiefs. ap

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AFC #2 Buffalo Bills vs AFC #3 Kansas City Chiefs
Das Sahnehäubchen auf dem Play-off-Wochenende soll für die NFL das bereits dritte Play-off-Duell zwischen Buffalo und Kansas City sein, wo die beiden Strippenzieher Josh Allen (Bills) und Patrick Mahomes (Chiefs) heißen. Letztgenannter wird am Sonntag erstmals überhaupt ein Auswärtsspiel in den Play-offs bestreiten. Beide Teams sollten sich weitestgehend auf Augenhöhe begegnen, besonders hier wird wohl den Unterschied machen, welcher Quarterback den besseren Tag erwischt.

Martin Martin Pfanner ist selbstständiger Journalist, TV-Kommentator und Sendungsproduzent. Er arbeitet u.a. für Puls 24 und das Streaming-Portal DAZN. American Football und Eishockey sind seine großen Passionen.