Eine Krönung ohne Ritterschlag

Sport / 24.01.2024 • 21:50 Uhr
Ein Bild sagt mehr als viele Worte. Trotz überragenden Leistungen haben Österreichs Handballer bei der EURO 2024 in Deutschland die historisch beste Endresultat knapp verfehlt und mit dem achten Rang die Abschlussplatzierung von der Heim-EM 2020 eingestellt. <span class="copyright">GEPA</span>
Ein Bild sagt mehr als viele Worte. Trotz überragenden Leistungen haben Österreichs Handballer bei der EURO 2024 in Deutschland die historisch beste Endresultat knapp verfehlt und mit dem achten Rang die Abschlussplatzierung von der Heim-EM 2020 eingestellt. GEPA

Österreich egalisiert bei EURO 2024 beste EM-Platzierung und hofft auf Ägypten.

Köln Nach einer grandiosen Vorrunde ist Österreichs Handballer bei der EURO 2024 in Deutschland in den letzten beiden Begegnungen der Hauptrunde etwas der „Benzin“ ausgegangen. Zwei Tage nach dem 28:33 gegen Olympiasieger und Turnierfavorit Frankreich musste man in der abschließenden Partie gegen Island mit dem 24:26 (8:14) die zweite Niederlage im Turnierverlauf hinnehmen. Die theoretische Chance auf den historischen Einzug in Halbfinale ließ man damit ebenso liegen wie die Teilnahme am Spiel um Platz fünf. Dank des 33:25-Erfolges gegen Island in der Vorrunde entschied Ungarn mit plus sieben Toren (62:55) die interne Tabelle der drei punktgleichen Mannschaften vor Österreich (54:55) und Island (51:57) für sich. Österreich landete im Abschlussranking auf dem achten Rang und egalisierte die bisherige Bestplatzierung von der Heim-EM 2020.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Happy und zufrieden sein

Als Draufgabe darf man sich große Hoffnungen machen, erstmals am Qualifikationsturnier zu den Olympischen Sommerspielen in Paris teilzunehmen. Beim Qualifikationsbewerb für die anstehenden Sommerspiele kämpfen zwölf Mannschaften in drei Vierergruppen vom 11. bis 17. März um das Paris-Ticket. Bedingung dafür ist der Triumph von Ägypten beim Afrikacup. Der Turniergastgeber trifft heute (15.30 Uhr) im Halbfinale auf Tunesien. Das zweite Halbfinale bestreiten zeitgleich Kap Verde und Algerien und das Endspiel wird am Samstag (13 Uhr) angepfiffen.

ÖHB-Teamchef Ales Pajovic haderte mit einigen Entscheidungen der Schiedsrichter. <span class="copyright">AP</span>
ÖHB-Teamchef Ales Pajovic haderte mit einigen Entscheidungen der Schiedsrichter. AP

Happy und zufrieden sein

Auf die eine oder andere Weise zog ÖHB-Teamchef Ales Pajovic ein erstes positives Resümee. „Es war unser siebtes Spiel, gegen einen Gegner, der unglaublichen Tempohandball spielt und enorm stark im Eins gegen Eins agiert. Wir haben uns nach einem 8:14-Pausenrückstand überragend zurückgekämpft und gezeigt, dass wir auch gegen Island da waren. Gegen eine Nation mit einer enormen Breite und etlichen Superstars in ihrem Reihen. Mir fehlen die Worte. Wir müssen happy und zufrieden sein. Wir haben mit unseren Leistungen in Österreich für eine Euphorie gesorgt und den Handballsport ins nationale Rampenlicht gerückt. Ein wenig bitter bleibt es dennoch, denn wir hatten die Chance auf mehr. Was wir bei dieser EURO geleistet haben, ist einfach unglaublich. Der Krönung hat eigentlich nur der Ritterschlag gefehlt.“

Kapitän Mykola Bilyk stufte die Leistung bei der EURO 2024 über jene bei der Heim-EM vor vier Jahren. <span class="copyright">Reuters</span>
Kapitän Mykola Bilyk stufte die Leistung bei der EURO 2024 über jene bei der Heim-EM vor vier Jahren. Reuters

Höher einzustufen als 2020

Auch Kapitän Mykola Bilyk strich das Positive hervor. „Wir haben bei der EURO 2024 Großes geleistet und eine unglaubliche Performance gezeigt“, betonte der Kiel-Legionär fest. Unabhängig von der Endplatzierung könne man diese Endrunde über jene bei der Heim-EM 2020 stellen. „Wir haben Rumänien und Ungarn bezwungen, gegen Kroatien, Spanien und Deutschland ein Remis geholt und gegen Frankreich und Island knapp verloren. Bei der Heim-EM vor vier Jahren konnten wir Mannschaften, gegen die wir in Deutschland gepunktet haben, nicht ärgern.“

In seinem 100. Länderspiel war Tobi Wagner mit sieben Toren erfolgreichster Werfer, konnte die 24:26-Niederlage gegen Island aber nicht verhindern. <span class="copyright">GEPA</span>
In seinem 100. Länderspiel war Tobi Wagner mit sieben Toren erfolgreichster Werfer, konnte die 24:26-Niederlage gegen Island aber nicht verhindern. GEPA

Kritik an deutschen Fans

Kein Blatt vor den Mund nahm sich Tobias Wagner nach seinem 100. Länderspiel: „Natürlich sind wir enttäuscht, dass es am Ende so gelaufen sind. Die erste Hälfte gegen Island war die mit Abstand schlechteste von uns im ganzen Turnier, aber mit dem Kampf in der zweiten Hälfte können wir zufrieden sein.“
Kritik vom Bregenz-Kreisläufer gab es an den Zuschauern in Köln. „Schade, dass das deutsche Publikum unsere Leistung nicht wertgeschätzt hat. Wir wurden in den Partien gegen Frankreich und Island zeitweise ausgepfiffen – und bei erfolgreichen Aktionen des Gegners wurde lautstark applaudiert! Wahrscheinlich weil sie wissen, dass sie beim 22:22-Remis gegen uns mehr Glück als Verstand gehabt haben“, sagte Wagner im Interview nach Abpfiff der Partie und dem Ende der rot-weiß-roten Traumreise in Deutschland.

Ägypten Zünglein an der Waage

Bei der parallel zur EURO 2024 stattfindenden Afrikameisterschaft in Kairo entscheidet sich, ob Österreich Mitte März am Olympia-Qualifikationsturnier teilnehmen wird. Sollte Gastgeber Ägypten, als WM-7. für das Qualiturnier nominiert, das Finale (Samstag, 13 Uhr) gewinnen, würden aufgrund des Regulatives Kroatien (WM-9.) und Slowenien (WM-10.) nachrücken. Da auch das bestplatzierte, bisher nicht fix klassierte Team (entweder Deutschland oder Schweden) bei der EURO 2024 ein Direktticket für Paris erhält, wären Portugal und Österreich beim Qualiturnier dabei. Sollte Ägypten nicht gewinnen, wäre statt Österreich Slowenien dabei.