Fehlende Multifunktionsarena größte Baustelle im Ländle-Sport

Sport / 30.01.2024 • 21:15 Uhr
Das Final-Four-Turnier im ÖHB-Cup im April 2019 war das letzte Handballfest in der Messehalle in Dornbirn. An den beiden Tagen waren knapp 6000 Zuschauer in der Halle, die nur mehr für Eishockeyspiele und keine anderen Events zur Verfügung stehen soll.<span class="copyright">GEPA</span>
Das Final-Four-Turnier im ÖHB-Cup im April 2019 war das letzte Handballfest in der Messehalle in Dornbirn. An den beiden Tagen waren knapp 6000 Zuschauer in der Halle, die nur mehr für Eishockeyspiele und keine anderen Events zur Verfügung stehen soll.GEPA

Handball-Hochburg Vorarlberg bei Großevents weiter in Statistenrolle.

Schwarzach Ausverkaufte Hallen in Mannheim, München, Hamburg und Köln, über eine Million Zuschauer bei den 65 Turnierspielen (Schnitt 15.600 pro Spiel). Dazu insgesamt 2,6 Millionen Zuseher (rund 35 Prozent der Bevölkerung ab zwölf Jahren) an den TV-Geräten in Österreich. Die EURO 2024 der Handballer in Deutschland hat neue Maßstäbe gesetzt. „Volle Hallen, prächtige Stimmung und großer Sport“, schwärmte Bregenz-Geschäftsführer Björn Tyrner, selbst bei zwei Hauptrundenpartien in Köln live vor Ort. „Es war einfach gigantisch, war da abgegangen ist. Jeder Handballfan, der nicht dabei war, hat etwas versäumt. Schade, dass so etwas in Vorarlberg nicht möglich ist.“

Wenige Tage vor dem Finalturnier im ÖHB-Cup setzte sich Österreich im EHF-EURO-Cup in Dornbirn gegen Spanien mit 29:28 durch.<span class="copyright">GEPA</span>
Wenige Tage vor dem Finalturnier im ÖHB-Cup setzte sich Österreich im EHF-EURO-Cup in Dornbirn gegen Spanien mit 29:28 durch.GEPA

Bei drei Großevents nicht dabei

Vorarlberg, seit über zwei Jahrzehnten nicht nur aufgrund der insgesamt 16 HLA-Titel (neun für Bregenz, sieben für Hard) die Handball-Hochburg in Österreich, wird sich in Bezug auf Großereignisse aber noch länger mit der Rolle des Komparsen begnügen müssen. Wie schon bei den Europameisterschaften 2010 (Spielorte Graz, Linz, Innsbruck und Wr. Neustadt) als auch zehn Jahre später (Spielorte Graz und Wien) wird man auch bei der bevorstehenden Frauen-WM kommenden Dezember als Veranstaltungsort leer ausgehen. Spielorte sind die Olympiaworld in Innsbruck (Kapazität 8000 Zuschauer) und die Stadthalle in Wien (12.000 Plätze).

Dass das Ländle ein Publikumsmagnet sein kann, zeigt der Blick in die Vergangenheit. Initialzündung für den Handball-Boom war die Doppelveranstaltung der Ländle-Hochburgen Bregenz und Hard im Dezember 2000. Innert fünf Tagen wurden in der Messehalle in Dornbirn vor jeweils 4500 Zuschauern zunächst das Ländle-Derby und fünf Tage später das Achtelfinale im Europacup der Cupsieger zwischen Bregenz und dem ungarischen Spitzenteam Veszprem ausgetragen. Weitere Beweise dafür, dass der Handballsport das Image des Randsportes in einer Schulturnhalle Schritt für Schritt ablegen konnte, gab es in den letzten Jahren jede Menge. Trotz des organisatorischen Aufwands und der daraus resultierenden finanziellen Mehrbelastung, die für solche Großevents notwendig waren, wurden immer wieder Impulse gesetzt, um das Interesse des Handballsports in der Bevölkerung zu wecken.

Sondergenehmigung notwendig

Als großer Wermutstropfen bei all den Bemühungen muss der Umstand genannt werden, dass es in Vorarlberg keine einzige Multifunktionsarena gibt und auch keine geplant ist. Was auf nationaler Ebene die gegnerischen Clubs zum Teil vor Neid erblassen lässt, entspricht leider nicht den internationalen Erfordernissen. Sowohl die knapp 2500 Zuschauer fassenden Sporthalle am See in Hard, als auch die für rund 1800 Fans zugelassene Handballarena Rieden in Bregenz sind nur mit einer Sondergenehmigung für internationale Spiele (Europacup und Nationalteam)zugelassen.

<p class="caption">Das letzte Länderspiel in Vorarlberg fand im Jänner 2023 gegen die Schweiz in der Handballarena Rieden in Bregenz statt.<span class="copyright">GEPA</span></p>

Das letzte Länderspiel in Vorarlberg fand im Jänner 2023 gegen die Schweiz in der Handballarena Rieden in Bregenz statt.GEPA

Georgien-Heimspiel in Wien

Mit ziemlicher Sicherheit müssen sich Handballfans im Ländle bei den nächsten Höhepunkten des ÖHB-Männerteams auf Auswärtsfahrten einstellen. Das Olympia-Qualifikationsturnier findet Mitte März in Hannover statt und das Play-off-Duell gegen Georgien Mitte Mai im Großraum Wien. „Ich habe mich nach der Auslosung beim ÖHB um eine Austragung beworben. Durch die EM-Euphorie wird mit über 5000 Besuchern gerechnet und damit können wir in Vorarlberg bedauerlicherweise nicht dienen“, betont Tyrner.