Scheider lenkt und fährt

Doppelrolle für den Lochauer mit Rennstall Sun Minimeal in der Extreme-E-Serie.
Lochau Timo Scheider fährt in der vierten Saison der elektrischen Extreme-E-Serie für einen neuen Rennstall. Mehr noch: Der 45-jährige Deutsche mit Wohnsitz Lochau lenkt auch die Geschicke beim Team Sun Minimeal. Namensgeber für die neue Equipe ist der Vorarlberger Unternehmer Wolfgang Grabher, Verwaltungsratspräsident des im schweizerischen Lutzenberg ansässigen Lebensmittelherstellers Vegisan und Sun AG. Für Scheider ist die Doppelrolle nicht neu, aber anders. „Das ist eine spezielle Herausforderung, nicht mit dem Formel 4 im Jahr 2015 zu vergleichen. Es landen jetzt Dinge auf meinem Tisch, mit denen ich vorher nichts zu tun hatte. Die Extreme E ist weltweit professionell unterwegs.“
„Ich liebe die Herausforderung. Der Anspruch ist für mich, auch Erfolge zu generieren.“
Timo Scheider, Extreme-E-Pilot und Teamleiter
Topteam
Er sei „wie die Jungfrau zum Kind“ dazu gekommen. „Sponsorpartner Sun Minimeal hat mich besucht, ich wollte ihn von einem persönlichen Sponsoring überzeugen. Sein Wunsch war es dann, mehr als nur meine Unterstützung daraus zu machen. Und es endete damit, dass Minimeal ein ganzes Team wollte. Der nächste Wunsch war dann, dass ich es umsetze.“ Scheider gab der Idee eine Frist bis Weihnachten. „Ich liebe die Herausforderung. Der Anspruch für mich ist, mittel- bis kurzfristig auch Erfolg zu generieren, dann muss man gute Leute haben. Am besten die Besten, die es gibt. Es ist uns gelungen, ein erfolgreiches Team aufzustellen, mit sehr guten Mechanikern und Top-Dateningenieuren aus der ganzen Welt.“

Am Steuer wird er von der ehemaligen Rallyecross-Pilotin Klara Andersson (23) unterstützt. Die Schwedin fuhr 2022 für das Team Abt-Cupra aus Kempten, das sich aus dem Renngeschehen zurückzog, zusammen mit Nasser Al-Attiyah den einzigen Sieg ein. „Man hat gesehen, wie wichtig das Zusammenspiel Fahrerin und Fahrer in der Extreme E ist. Es war klar, dass wir eine Topkollegin brauchen. Und das ist Klara. Sie ist jung, ihre Energie ist toll, sie hat sich als Rookie schnell einen Namen gemacht und mich schon im Rallyecross beeindruckt. Wir haben Glück, dass wir uns Klara durch das Minimeal-Sponsoring leisten können.“ Scheider trifft Andersson am Montag in Schweden zu einem Teambuilding, ebenso wie Gönner Grabher.
Fokus auf das Lenkrad
Der DTM-Doppelchampion sieht seine Hauptaufgabe beim Rennstall weiter am Steuer. „Meine Vorgabe an die Mannschaft ist, dass ich als Rennfahrer an die Strecke komme und ich mich voll auf meine Aufgabe im Auto konzentrieren kann.“ In der vergangenen Saison war Scheider für Carl Cox Motorsport am Start, erreichte einen Podestplatz und Rang elf in der Fahrerwertung. Nach dem Ausstieg von Abt und Neuling Sun Minimeal werden bei den fünf Stationen mit zehn Rennen wieder zehn Teams am Start stehen.

Scheider und seine Crew übersiedeln in der übernächsten Woche vom eisigen Norden zum Startrennen in die heiße Wüste. Am 17. und 18. Februar geht in Jeddah (Saudi-Arabien) die Extreme E, die sich im Bewusstsein der Klimakrise auf zukunftsweisende Technologien konzentriert, in ihre vierte und letzte Saison mit Elektromotoren. 2025 wird auf Wasserstoffantriebe umgestellt, der Name der Meisterschaft ändert sich in Extreme H. Scheider, der eine Teilnahme an der Rallyecross-Meisterschaft wie zuletzt offen lässt: „Wir planen langfristig, werden dabei sein. Unser Team und der Sponsor sind offen für neue Serien, 2026 soll in der Extreme H erstmals eine WM gefahren werden. Es wird spannend sein zu sehen, wo die Reise hingeht.“ KO