Die NFL hat einen neuen Superstar: Taylor Swift

Las Vegas Wenn die National Football League (NFL) mit Super Bowl 58 zum Hochamt der Saison lädt, dann fokussiert sich in den Vereinigten Staaten fast alles auf den Event und das Drumherum. Nun wird das Endspiel zwischen den Kansas City Chiefs und den San Francisco 49ers ohnehin schon in Las Vegas ausgetragen. Wenn omnipräsentes Glücksspiel und vielfältige Unterhaltungsoptionen aufeinandertreffen, reiben sich die Entscheidungsträger in der NFL, die Geld verdienen lieben, erst recht die Hände.

Frau Swift: Ihr Auftritt bitte . . .

Als ob die NFL noch mehr Aufmerksamkeit bräuchte, möchte man meinen. Auftritt: Taylor Swift. Der aktuell wohl einflussreichste und vor allem finanziell erfolgreichste Musik-Star weltweit ist seit Herbst des vergangenen Jahres in einer Beziehung mit Kansas City Tight End Travis Kelce. Ein wahrer Glücksfall für die NFL, die ohnehin schon eine erdrückende Marktmacht in den USA innehat.
Dazu ein kurzer Exkurs: in Zeiten von häufig stagnierenden TV-Quoten dominiert die NFL die amerikanischen Fernsehlandschaft wie keine andere Entität. Unfassbare 93 der 100 meistgesehenen TV-Sendungen 2023 in den USA waren NFL-Spiele. Erst außerhalb der Top 100 finden sich erste Übertragungen aus anderen großen Ligen wie der NBA oder MLB. Diese immense Durchdringung fußt natürlich auch auf einem genialen Schachzug der NFL. Hierzulande gibt es bei der Fußball-Bundesliga beispielsweise nur einen Rechtehalter für alle Spiele. Die NFL hingegen erkannte schon vor Jahren, dass vor allem durch die Aufteilung der Rechtepakete eine Gewinnmaximierung betrieben werden kann. Der angenehme Nebeneffekt vieler Rechtehalter: eine natürlich Konkurrenzsituation in der jede übertragende Anstalt naturgemäß versucht mit Innovationen und Verbesserungen zu glänzen. So sind mit Amazon (Thursday Night Football), FOX & CBS (jeweils Sonntagnachmittag), NBC (Sunday Night Football) und ESPN (Monday Night Football) vier mächtige TV-Sender und ein Tech-Gigant mit der NFL verbandelt. Auch deswegen gehören Übertragungen der NFL zum technisch und produktionell besten, was sich in der Sportlandschaft finden lässt.

Eine neue Zielgruppe

Als ob das nicht schon genug wäre, erschloss sich der NFL im vergangenen Halbjahr eine völlig neue Zielgruppe – völlig gratis. Die „Swifties“ (Anm. d. Red.: Bezeichnung für Fans von Taylor Swift) sind im Regelfall weiblich, jung, äußerst präsent auf Social Media und gegenüber „ihrem“ Star extrem loyal. Dieses Segment an Sehern hat der NFL im Portfolio noch weitestgehend gefehlt. Und diese Seher verfolgten Swift dann auch prompt vor den Empfangsgeräten, wenn diese sich ein Spiel ihres Partners Kelce vor Ort zu Gemüte führte. So wurde jedes Spiel mit Taylor Swift-Präsenz im Stadion zu einem eigenen kleinen Happening. Von den TV-Anstalten logischerweise mitbefeuert, da Partien mit ihrer Anwesenheit reihenweise für Quotenrekorde sorgten.

Natürlich wird Taylor Swift auch bei Super Bowl 58 in einer der VIP-Logen im Allegiant Stadium zu sehen sein, die internationale Regie wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dafür sorgen, dass sie und ihre Reaktionen so oft als möglich zu sehen sein werden. Diverse Wettanbieter offerieren aktuell auch Wetten darauf, ob es nach Super Bowl 58 am Spielfeld einen Heiratsantrag von Kelce and Swift geben könnte. Der nächste Quoten-Rekord wäre der NFL dadurch wohl sicher. So perfekt die Beziehung zwischen NFL & Taylor Swift ist, so schwierig ist jene der NFL mit der Glücksspielbranche. Martin Pfanner