Super Bowl: So will Mahomes Geschichte schreiben

Martin Pfanner über die Tatsache, dass die Kansas City Chiefs als NFL-Titelverteidiger für einmal ein nomineller Außenseiter sind.
Las Vegas Wenn am Sonntag um 15:30 Uhr zu Las Vegas Ortszeit (Montag 0:30 Uhr MEZ) die Kansas City Chiefs das Spielfeld im Allegiant Stadium betreten, dann werden alle Augen wie immer auf Star-Quarterback Patrick Mahomes gerichtet sein. Der 28-Jährige ist seit dem Rücktritt von Tom Brady das Aushängeschild der National Football League (NFL) und schickt sich an, dem GOAT (= greatest of all time) bald eins voraus zu sein. Denn noch nie gelang es einem Quarterback mit unter 30 Jahren, drei Endspiel-Siege zu verzeichnen. Mahomes – bisher zweifacher Titelträger – würde somit NFL-Geschichte schreiben.

Physisch ein Ass
Naturgemäß dreht sich bei den Chiefs zumindest spielerisch alles um den physisch wahrscheinlich besten Werfer, den es in der NFL bisher gegeben hat. Seit Mahomes‘ Teamkollege Travis Kelce aber eine Beziehung mit Taylor Swift führt, ist zumindest abseits des Feldes dieses Thema das dominante. Dominant sind die Chiefs in vielen Facetten ihres Wirkens. Seit Mahomes 2018 Stammspieler wurde, stand die Mannschaft von Head Coach Andy Reid immer mindestens (!) im Halbfinale. In einer Liga, die mit ihrem Regulativ auf absolute Ausgeglichenheit ausgelegt ist, grenzt allein schon diese Tatsache an ein mittleres Wunder.

Schlagkräftige Defensive
Und das, obwohl sich Kansas City über die letzten beiden Jahre neu erfinden musste. Als man vor eineinhalb Jahren Tyreek Hill, den gemeinhin wohl gefährlichsten Passfänger der NFL, nach Miami tradete, schien die Konsequenz zwar im Passspiel weniger explosiv zu sein, allerdings bauten die Chiefs mit den Assets, die man für Hill erhalten hatte, eine noch schlagkräftigere Defensive auf, als man ohnehin schon hatte. Diese Defensive unter der Leitung von Defense Coordinator Steve Spagnuolo war bisher auch in den Play-offs das Maß der Dinge. In den bisherigen drei Runden am Weg zu Super Bowl 58 ließ KC im Schnitt gerade einmal 13,6 Punkte zu. Wenn man bedenkt, dass in der NFL alles unter 20 Gegenpunkten schon als gut gilt und dieser Wert noch dazu in den Play-offs – und damit gegen die mutmaßlich besten Gegner – zustande kam, dann imponiert das noch viel mehr.
Viele Experten sehen hier auch das Schlüsselduell zum Sieg in Super Bowl 58. Wenn die Chiefs Defense die in Summe ligaweit talentiertesten Ballträger bzw. Ballfänger der San Francisco 49ers im Zaum halten kann, dann wird dies mit hoher Wahrscheinlichkeit in Lombardi-Trophy Nummer 3 der Ära Andy Reid/Patrick Mahomes münden. Offensiv wird Mahomes auch im Endspiel nicht müde werden, mit Tight End Travis Kelce sein verlässlichstes Ziel zu suchen. Letztgenannter stellte erst im Halbfinale mit den meisten gefangenen Bällen in einer Karriere einen neuen Play-off-Rekord auf. Dass er diese Bestleistung justament dem ehemaligen 49er und wohl besten Passfänger aller Zeiten, Jerry Rice, abluchste, verdeutlicht die Postseason-Dominanz von Kelce nur noch mehr.

Auf Rekordkurs
Obwohl der amtierende Champion bei den Buchmachern aktuell nur Außenseiter ist, darf bezweifelt werden, ob die Chiefs mit einem fitten Mahomes jemals als Underdog geführt werden sollten. 14 seiner 17 Play-off-Spiele hat er siegreich bestritten, ein weiterer Erfolg in Super Bowl 58 würde ihn nur noch einen Sieg hinter 49ers Quarterback-Legende Joe Montana rangieren lassen. Montana hatte für seine 16 Play-off-Siege insgesamt 13 Jahre benötigt. Mahomes befindet sich aktuell in seiner siebten NFL-Saison.