Familienglück statt Torjubel

Alpla-HC-Hard-Flügelflitzer Luca Raschle beendet im Sommer seine aktive Karriere.
Hard Keiner läuft die Außenbahn so oft und wieselflink auf und ab wie er und sein emotionaler Jubel nach Toren hat längst Kultstatus erreicht. Ab Sommer müssen die Fans des Alpla HC Hard aber darauf verzichten.
Luca Raschle hat sich dazu entschieden, nach knapp zwei Jahrzehnten Handballsport das Handballparkett zu verlassen und seine aktive Karriere zu beenden. „Der Entschluss ist mir wirklich nicht leicht gefallen. Ich habe mich nicht gegen den Handballsport oder den Verein, sondern für die Familie entschieden. Ich bin vor drei Monaten zum dritten Mal Papa geworden und möchte zukünftig so viel Zeit wie möglich mit meinen Kindern und meiner Frau verbringen. Deshalb habe ich zu Jahresbeginn ein Gespräch mit den Verantwortlichen geführt und gebeten, meinen bis Sommer 2025 laufenden Vertrag vorzeitig aufzulösen“, erklärt der 33-Jährige.




Titel-Triple zum Abschied
In den kommenden zehn Wochen will der Flügelflitzer, der sowohl die österreichische als auch die Schweizer Staatsbürgerschaft besitzt und bis zu seinem vierten Lebensjahr in St. Gallen lebte, aber alles dafür tun, dass seine Karriere mit einem oder mehreren Titeln zu Ende geht. „Ich glaube, jeder ehrgeizige Sportler möchte sich mit einem Sieg von der Bühne verabschieden. Wir haben in dieser Saison bereits den Supercup gewonnen, sind in der HLA-Meisterliga auf Kurs und im ÖHB-Cup noch im Rennen. So gesehen wäre das Titel-Triple möglich und wenn uns dies gelingen würde, war es natürlich absolut genial.“

Bereits 16 Titel geholt
Das Glücksgefühl, eine Siegertrophäe zu holen, konnte Raschle, der in seiner Karriere immer das Trikot der Roten Teufel vom Bodensee getragen hat, bereits mehrmals auskosten. Seit seinem Debüt in der HLA-Mannschaft gab es sechs Meistertitel, drei Triumphe im ÖHB-Pokal und sieben Erfolge im Supercup.
Fünf ,Böller‘ bei Debüt
An seinen ersten großen Auftritt in der Sporthalle am See denkt Raschle gerne zurück: „An mein Debüt erinnere ich mich noch so, als ob es erst vor wenigen Tagen, und nicht vor über 14 Jahren, gewesen wäre. Ich bin zu Beginn der Saison 2009/2010 als Backup hinter Michi Jochum und Alex Kathrein in den HLA-Kader gerutscht. Vor dem Heimspiel gegen die Fivers am 6. Februar waren Michi und Alex verletzt und der Trainer (Anm. Zbigniew Tluczynski) hat mich ins kalte Wasser geworfen. Am Ende habe ich fünf ,Böller‘ gemacht und wurde beim 32:28-Heimsieg zum Matchwinner.“

Bereits 1151 Ligatore geworfen
Bis heute hat Raschle rund 400 HLA-Spiele bestritten, dabei insgesamt 1151 Treffer erzielt, und nimmt damit in der internen ewigen Torschützenliste Rang vier ein. „Michi (Anm. Knauth) liegt nur knapp 40 Tore vor mir. Vielleicht kann ich ihn in den ausstehenden Partien noch einholen. Doch der Erfolg der Mannschaft ist mir wichtiger als die persönlichen Ziele.“

Dass der Linksaußen Goalgetterqualitäten besitzt, hat er auch auf der internationalen Bühne bewiesen. In den knapp 50 Europacupspielen gab es 127 Torerfolge. Im Jänner 2013 absolvierte Raschle beim Yellow Cup in Winterthur seine einzigen drei Länderspiele im ÖHB-Männerteam und erzielte beim 32:31-Sieg gegen die Schweiz seine einzigen vier Länderspieltore.
Richtiger Zeitpunkt
Dem langjährigen Vizekapitän war wichtig, dass er den Zeitpunkt für seinen Rücktritt selbst bestimmen kann: „Von der Fitness her könnte ich sicher noch ein oder zwei Jahre auf diesem Niveau spielen. Doch der Wunsch, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen und nicht jeden Tag darauf achten zu müssen, wann und wo wir trainieren oder spielen, hat mir die Entscheidung erleichtert. Ich möchte keine einzige Sekunde missen, doch ab Sommer rücken andere Prioritäten in den Vordergrund. Ich hatte das Privileg und blieb von langwierigen Verletzungen verschont. Es heißt ja man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Ich denke, jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen, Schluss zu machen. Speziell dann, wenn man sich so wie ich auf die Zeit danach freut. Ab Sommer kann ich mit meinen Kindern so oft und so lange spielen, wie ich möchte, und muss keine Rücksicht nehmen. Ich habe im Handball fast alles erreicht, was ich mir als Jugendlicher erträumt habe, und durfte großartige Erfolge feiern. Jetzt freue ich mich auf einen neuen Lebensabschnitt, in dem die Familie an erster Stelle steht.“

