Es braucht ein kleines Wunder

Bregenz muss im Rückspiel gegen Baia Mare defensiv deutlich stärker auftreten.
Bregenz Mit sechs Toren Rückstand geht Bregenz Handball in das heutige Rückspiel (18 Uhr) gegen den rumänischen Klub CS Minaur Baia Mare. Eine Aufgabe, die nicht unmöglich, aber schwierig ist. Denn in ihrer bisherigen Europacupgeschichte präsentierten sich die Bregenzer zwar als Spezialisten für Aufholjagden, einen Sechs-Tore-Rückstand konnten sich allerdings bisher nicht in einen Aufstieg verwandeln.

Neunmal gelang den Bodenseestädtern einen Sieg im Rückspiel eines Europacup-K.-0.-Spiels, nachdem sie das Hinspiel verloren hatten. Fünfmal fiel die Aufholjagd höher aus als die Hinspielniederlage und reichte somit zum Aufstieg in die nächste Runde. Fünf Tore waren die höchste Bürde, welche Bregenz bislang auszumerzen imstande war. Im November 2002 verlor „A1 Bregenz“ zunächst in Prato mit 21:26 und kegelte den italienischen Vertreter eine knappe Woche später mit 26:20 in der Schendlingerhalle aus der dritten Runde des EHF-Cups. Darko Galic war damals mit acht Treffern bester Werfer der Bregenzer, die eine Runde später gegen Nordhorn erneut eine Aufholjagd nach einer Fünf-Tore-Niederlage starteten. Gegen die Deutschen reichte ein 30:26-Heimerfolg allerdings nicht zum Aufstieg.

Zurück in die Gegenwart
Worauf es gegen Baia Mare ankommt, weiß Bregenz-Trainer Marko Tanaskovic genau. „Wir hatten in Rumänien unsere Chancen und konnten 56 Minuten gut mithalten. Angesichts unserer guten Performance ist die Niederlage am Ende zu hoch ausgefallen. Das ist uns bewusst“, sagt der 38-Jährige. Die Bregenzer bauen im Heimspiel des European-Cup-Viertelfinales auf ihre Offensivstärke, angeführt von Tobias Wagner und Markus Mahr. Allerdings zeigte der Rekordmeister seit der EM-Pause deutliche Schwächen in der Defensive. Im Schnitt kassierte das Team von Tanaskovic im Jahr 2024 33,1 Gegentore pro Partie. Auch im Hinspiel waren 37 Gegentore einfach zu viel. Die Keeper Ralf Patrick Häusle und Jan Kroiss kamen nur auf sieben Paraden und eine Abwehrquote von 15 Prozent.
Der rumänischen Angriffsreihe um Stevan Vujovic (neun Tore), Artem Kozakevych und Tudor Botea (jeweils acht Tore) wurde es zu einfach gemacht, Treffer zu erzielen. Unter der Woche kam der Dritte der rumänischen Liga zu einem souveränen 41:24-Sieg im Cup gegen Vaslui und reisten bereits am Donnerstag über Zürich nach Bregenz.

Als St. Gallen Bregenz düpierte
Dennoch zeigten sich die Bregenzer zuversichtlich, dass sie das kleine Wunder Realität werden lassen. „Wir werden unser Bestes geben und uns, sowie unseren Fans, beweisen, dass wir den Aufstieg ins Halbfinale verdient haben. Ob es am Ende reicht, werden wir sehen, aber der Glaube ist da. Mit einer vollen Halle und unseren tollen Fans im Rücken ist noch viel möglich“, betont Tanaskovic.
Der Einzug ins Halbfinale wäre eine Premiere für Bregenz, dort wartet entweder der isländische Vertreter Valur oder Steaua Bukarest. Im Hinspiel setzten sich die Isländer jedoch auswärts mit 36:35 durch.

Dass ein Sechs-Tore-Vorsprung noch keine vorzeitige Entscheidung bringt, mussten die Bregenzer selbst schon einmal erfahren. Im Jahr vor ihrer geglückten Aufholjagd gegen Prato verspielten sie im EHF Cup einen Acht-Tore-Vorsprung gegen St. Gallen. Nach einem 29:21-Heimerfolg gegen die Schweizer kassierte das Team des damaligen Trainers Roland Frühstück 2001 in St. Gallen eine 22:31-Pleite.