
Ein “halber Vorarlberger” macht keine halben Sachen
Wenn sich Konstanz bezahlt macht: Als bislang einziger Fahrer punktete Max Günther aus dem Allgäu in allen Saisonrennen der Formel E
Misano Adriatico Max Günther ist mütterlicherseits Vorarlberger (Kleinwalsertal), väterlicherseits Allgäuer und damit deutsch-österreichischer Doppelbürger. Und er ist der konstanteste Fahrer in der Formel-E-WM: Als einziger Pilot schaffte er es in allen sieben Saisonrennen bisher in die Top Ten. Am Wochenende konnte sich der Sieger von Tokio über einen weiteren Podestplatz (Dritter) am Samstag und einen gerade noch geretteten Platz neun am Sonntag in Misano freuen.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.
Was beim „Heimspiel“ seines Maserati-Teams und vor den Augen von Stellantis-CEO Carlos Tavares wohl noch mehr zählte. Platz drei im ersten Misano-Rennen war allerdings durch die Disqualifikation des vermeintlichen Siegers Antonio Felix da Costa begünstigt, in dessen Porsche die Kommissäre eine nicht homologierte Gaspedalfeder entdeckten (Teil des Monopol-Zulieferers Spark). Porsche überlegt gegen die Disqualifikation zu berufen. Entschädigung gab es Sonntag durch den zweiten Saisonsieg von Pascal Wehrlein, der damit wieder die WM-Führung (gemeinsam mit Andretti-Pilot Jake Dennis) zurückholte.


In die Formel 1 schaffte es Günther, der Zweite bzw. Dritte der FIA-Formel 3 (2016/2017, insgesamt neun Siege) fast: Immerhin saß der heute 26-Jährige zwei Saisonen lang bei Mercedes im Simulator. Nach einem enttäuschenden Jahr in der Formel 2 wechselte er in den elektrischen Rennsport, wo er für BMW Andretti drei Siege und nach einer durchwachsenen Saison bei Nissan bisher zwei für Maserati holte: 2023 in Jakarta und zuletzt in Tokio.

„Der Sieg in Tokio wurde schon dort ausgiebig gefeiert. Ich brauchte ziemlich lang beim Lesen und Beantworten aller Nachrichten auf meinem Handy“, erzählt Günther, „aber es ging relativ schnell zurück in das Alltagsgeschäft, als ich wieder in Europa war. Wir mussten uns ja auf Misano vorbereiten. Mit meinen Eltern stieß ich in meiner Wahlheimat Monaco noch auf den Sieg an.“

Weil der Saisonstart nicht ohne Probleme verlief, riskierte das Team in Sao Paulo, vor dem vierten Lauf, einen Teilewechsel, wodurch Max auf die letzte Startposition strafversetzt wurde – und mit dem Vorstoß von Rang 22 auf neun Mann des Rennens wurde. Dazu sagt er rückblickend: „Wir haben uns über diesen Schritt nach dem Rennen in Saudi-Arabien Gedanken gemacht. Es war eine Diskussion, ob wir die Strafe und ein verlorenes Rennen in Kauf nehmen sollten. Aber die Pace war dann sehr gut, und noch in die Punkte zu kommen war eine perfekte Schadensbegrenzung“, resümierte Günther.

Und ob wir derzeit den besten Max G. sehen, beantwortete der aktuelle WM-Fünfte ganz bescheiden so: „Klar, auf jeden Fall. In meiner Karriere habe ich immer versucht, besser zu werden. In diesem Jahr, dem zweiten mit Maserati, passt das Paket. Im Winter haben wir extrem gut gearbeitet. Es gibt jetzt keine Strecke mehr, auf der wir Schwächen befürchten müssen.“
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Instagram angezeigt.
In dem schon jetzt in Bewegung geratenen Fahrermarkt spielt Günther keine Rolle, da sein Maserati-Vertrag noch über diese Saison hinausgeht: „Daher kann ich mich voll und ganz auf meine Rennen konzentrieren.“ WM-Platz sieben im Vorjahr war sein bisher bester Saisonabschluss. Den will er heuer deutlich verbessern. Gerhard Kuntschik