Favoriten, Comebacks und große Ambitionen beim Grand Prix Vorarlberg

Ein Italiener, ein Schweizer und ein Deutscher sollen das Team Vorarlberg belohnen.
Nenzing Das Vorjahr machte Lust auf mehr, die neue Routenführung des Grand Prix Vorarlberg wird auch am Mittwoch für große Dramatik im Rennverlauf des Rennens mit Start und Ziel in Nenzing führen. Nach den acht Runden über 17,9 Kilometer über Schlins, Röns, Satteins und Frastanz wird die selektive Passage zum Alpencamping nach Nenzing-Latz inklusive verwinkelter Abfahrt nach Beschling dreimal absolviert. Hier wird es für die Teams fast unmöglich sein, das Rennen zu kontrollieren. Die Zielpassage von Beschling nach Nenzing ist viel zu kurz, um mit mehreren Fahrern Tempo zu bolzen und damit Zeit aufholen zu können. Alle anderen Abschnitte sind als kleine Gruppe leichter zu durchfahren als mit einem großen Feld.

Im Vorjahr hatte sich eine vierköpfige Spitzengruppe mit dem späteren Sieger Michael Boros, Team-Vorarlberg-Profi Moran Vermeulen, Jaka Primozic (Hrinkow-Advarics) und Marco Schrettl (Tirol-KTM) den Sieg untereinander ausgemacht. Vor allem Primozic und Vermeulen attackierten wiederholt am steilen Anstieg mit bis zu 14 Prozent Steigung. Die Entscheidung fiel damals dennoch im Schlusssprint der Ausreißergruppe.
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Mit Boros, Primozic und Schrettl zählt ein Trio der Top vier des Vorjahres auch heuer zum absoluten Favoritenkreis. Nur Vermeulen fehlt aufgrund einer Auszeit nach seinem Burn-out. Die Abwesenheit des Ein-Tages-Spezialisten schmerzt das Team Vorarlberg beim Heimrennen besonders. Dazu hatte Kapitän und Portugal-Rundfahrt-Sieger Colin Stüssi, der vor vier Jahren in Nenzing triumphierte, in den vergangenen Tagen mit einer Erkrankung zu kämpfen, Lukas Meiler stürzte vor einer Woche beim Giro della Romagna schwer und hatte mit Schulterproblemen zu kämpfen. Beide haben dennoch ihren Start angekündigt. „Wir nehmen die Situation, wie sie ist. Die Jungs werden alles geben, um vor Heimpublikum das beste Bild abzugeben. An der Motivation fehlt es nicht, da die abwechslungsreiche Strecke zum Angreifen gemacht ist“, sagt Team-Vorarlberg-Manager und Veranstalter Thomas Kofler.

Die größten Chancen im heimischen Team darf sich jedoch Alexander Konychev ausrechnen. Der Italiener, der erst spät zur Rankweiler Mannschaft gestoßen ist, belegte im Vorjahr noch im Trikot von Corratec-Selle Italia beim GP Vorarlberg Rang acht. Dass der Sohn des Tour-de-France-Etappensiegers Dimitri Konychev auf Kontinental-Niveau zur absoluten Spitze zählt, bewies er am Sonntag beim Kirschblütenrennen in Wels mit Rang fünf, zeitgleich mit Sieger Lukas Kubis (Elkov-Kasper), der in Nenzing vorerst noch nicht auf der Startliste steht.
Pernsteiner hat noch nicht genug
Mit der Ambition, um den Sieg mitzufahren, kommt erneut das italienische Pro-Team Corratec-Vini-Fantini in den Walgau. Die Mannschaft, die erst 2022 gegründet wurde, musste zuletzt die Enttäuschung hinnehmen, im Gegensatz zum Vorjahr nicht beim Giro d‘Italia starten zu dürfen. Deshalb konzentriert sich die Equipe des deutschen Fahrradherstellers Corratec, der 2009/10 auch zwei Jahre als Sponsor beim Team Vorarlberg tätig war, nun auf kleinere Rennen, um hier Punkte für das kommende Jahr zu sammeln. Der GP Vorarlberg ist als UCI 1.2-Rennen dafür prädestiniert.

Große Ziele hat auch das Team Felt-Felbermayr, das im Winter groß aufgerüstet hat und in der kommenden Saison den Sprung in die Pro-Kategorie schaffen möchte. Der langjährige Bahrain-Profi Hermann Pernsteiner ist der wohl prominenteste Name im Team der Oberösterreicher, doch auch Sebastian Schönberger hat in dieser Saison bereits Rennen gewonnen und zählt in Nenzing zum Favoritenkreis.
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Der GP Vorarlberg ist die dritte Station der Rad-Bundesliga. In der Gesamtwertung führt nach seinem Sieg in Leonding und Rang sechs in Wels Primozic vom Hrinkow Team vor dem jungen Tiroler Sebastian Putz (zweimal Vierter). Konychev ist als bester Team-Vorarlberg-Fahrer derzeit Fünfter.
Amanns siebter Streich

Hohenems 2018 feierte Dominik Amann seine Premiere beim Team Vorarlberg. Damals war der Hohenemser erst 19 Jahre alt und musste das Rennen vorzeitig beenden. Inzwischen ist Amann ein fixer Bestandteil des GP-Vorarlberg-Starterfeldes, das Rennen am 1. Mai wird sein siebter Start beim Rennen in Nenzing (2020 fand aufgrund von Corona ein Einzelzeitfahren statt). Ein 70. Rang vor zwei Jahren steht als bisher beste Platzierung des Rouleurs in den Büchern, um Endergebnisse ist es aber für Amann in Nenzing noch nie gegangen. Der 25-Jährige soll in der Anfangsphase des Rennens Helferdienste leisten. „Auf den letzten drei Runden kann man nicht mehr viel machen“, sagt Amann, „da zerreißt es das Feld im Anstieg.“ Der österreichische Junioren-Meister von 2017 hat in dieser Saison bereits 19 UCI-Renntage in den Beinen und damit 2024 fast so viel Rennen bestritten wie in der gesamten Vorsaison. „Ich bin definitiv stärker als im Vorjahr und verfüge für Mittwoch über die nötige Rennhärte“, freut sich der Hohenemser auf sein Heimrennen.
Der Polizist sucht den Fluchtversuch

Hard Neben Dauerbrenner Dominik Amann steht mit Michael Quendler noch ein zweiter Vorarlberger beim Heimrennen am Start. Der 27-Jährige wird für die Rad Union Wangen ins Rennen gehen und will gut und sicher finishen. Quendler arbeitet hauptberuflich als Seepolizist und kommt eigentlich aus dem Segelsport, wo er mit dem Yachtclub Hard zahlreiche Erfolge feierte. Vor einigen Jahren vertiefte er jedoch seine Rad-Leidenschaft und fährt im zweiten Jahr für den traditionsreichen deutschen Radverein aus dem Allgäu. Im Vorjahr feierte er beim GP Vorarlberg seine Premiere und musste sich erst im Feld der Profis zurechtfinden. „Sie kochen aber auch nur mit Wasser“, weiß der Harder und hat sich für seinen zweiten Auftritt etwas Ähnliches vorgenommen wie sein Teamkollege Levi Meßmer, der im Vorjahr lange Teil einer zweiköpfigen Ausreißergruppe war. „Ich werde mich vorn positionieren. Vielleicht ergibt sich ja die Chance auf eine Attacke“, glaubt Quendler.