Der (fast) vergessene Legionär

Sport / 06.05.2024 • 14:00 Uhr

Für Benjamin Böckle könnte der Mai ein goldener werden. Denn dem Verteidiger in Diensten von Preußen Münster winkt ein “doppelter Aufstieg”.

Münster Salzburg, Düsseldorf, Münster – die Schritte von Benjamin Böckle mögen ein wenig komisch anmuten, einfache waren es definitiv nicht und doch scheinen sie die richtigen gewesen zu sein. Denn der aus Lauterach stammende Verteidiger ist in dieser Saison so richtig im Männerfußball angekommen. Und das mit 21 Jahren, also noch in einem sehr jugendlichen Alter.

<p class="caption">Benjamin Böckle im Duell mit Bayerns Kingsley Coman beim DFB-Pokal.<span class="media-container dcx_media_rtab" data-dcx_media_config="{}" data-dcx_media_type="rtab"> </span><span class="marker">reuters</span></p>

Böckle hat sich bei Preußen Münster durchgesetzt. Er ist bei Trainer Sascha Hildmann (52) gesetzt und er blickt nun einem goldenen Mai-Monatsende entgegen. Dank sensationellen Leistungen im Frühjahr hat sich sein Klub aus der Stadt in Nordrhein-Westfalen für einen möglichen Aufstieg in die 2. Deutsche Bundesliga in Stellung gebracht. Denn von den 17 Spielen nach der Winterpause wurden deren zwölf gewonnen und nur zwei, nämlich gegen Fixaufsteiger SSV Ulm sowie Zweitliga-Absteiger Jahn Regensburg (Anm. d. Red.: aktuell auf Platz drei), gingen verloren. Nach dem klaren 4:1-Heimerfolg am vergangenen Wochenende gegen das Sensationsteam im laufenden DFB-Pokal 1. FC Saarbrücken, gehen Böckle und Co mit einem Zweipunktepolster in die letzten beiden Begegnungen gegen Verl bzw. Unterhaching.

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In Düsseldorf dagegen, wo der Vorarlberger noch bis 2025 unter Vertrag steht, hatte er einen schweren Stand. Nicht zuletzt aufgrund längerer Muskelprobleme kam er beim deutschen Zweitliga-Spitzenklub nur auf wenige Einsatzminuten. So war er froh, als es Ende August des Vorjahres, am Schluss des Sommer-Transferfensters, mit dem Leihvertrag in Münster, wo er auf der linken Abwehrseite von Beginn an eine wichtige Rolle einnahm, klappte. Nicht zuletzt durfte Böckle denn auch beim Erstrunden-Aus im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München über 90 Minuten ran.

Fußball
Benjamin Böckle mit dem Klublogo, dem Adler auf der Brust.

25 Spiele in der 3. Liga, drei im westfälischen Pokal – u. a. beim Halbfinal-Aus (4:5 i. E.) gegen Arminia Bielefeld – und die Bayern-Partie, sportlich läuft die Saison bestens. Dabei hatte ihn eine Sprunggelenksverletzung, Innenbandein- und Kapselriss, Anfang des Jahres für sechs Wochen außer Gefecht gesetzt. Mitte März dann feierte vor den Augen seiner Familie beim 2:1-Sieg in München gegen 1860 sein Comeback.

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Noch ist die Verletzung nicht gänzlich ausgeheilt, doch der ehemalige österreichische Nachwuchs-Nationalspieler – bis U-18 – will sich durchbeißen. Immerhin winkt ihm eine doppelte Belohnung. Nicht nur, dass er sich mit der Mannschaft mit dem Adler auf der Brust auf Aufstiegskurs befindet, ist auch sein Stammklub Fortuna Düsseldorf noch im Rennen um einen Platz für die Deutsche Bundesliga. Als Tabellendritter befindet sich der Klub aus dem Rheinland auf dem Relegationsplatz – und das zwei Runden vor Schluss.

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Benjamin Böckle in Liga 2 im Dress des FC Liefering. gepa

Großartige Geschichte

Kein Wunder, dass die Fußball-Euphorie inzwischen die ganze Stadt erfasst hat, wie auch Benny Böckle bestätigt. “Alle fiebern mit der Mannschaft, die letzten Heimspiele waren immer ausverkauft.” Das Stadion selbst ist geschichtsträchtig. Mitte der 1920er-Jahre erlebte es die Einführung der Deutsche Bundesliga in der Saison 1963/4. “Unser Stadionsprecher kommt vor jedem Heimmatch auf die Geschichte zurück. Ist das Preußenstadion doch das Älteste in Deutschland”, sagt Böckle. Er selbst ist glücklich, nun ein Teil eines weiteren Kapitels Klubgeschichte zu werden. Denn nach dem sofortigen Abstieg in der Bundesliga spielte Preußen Münster nur noch 1089/90 sowie 1990/91 im Profifußball (eingleisige 2. Liga) mit. Scheint, als habe der Vorarlberger die richtige Entscheidung gefällt. Dabei spricht er über seine Zeit in Düsseldorfer als “coole Erfahrung. Ich wusste zuvor, dass es ein großer Schritt ist”. Vor 50.000 Zuschauern in Kaiserslautern (“Auch wenn es nur 26 Minuten waren”) gespielt zu haben, sei ein Super-Erlebnis gewesen. Nun arbeitet er an der Fortsetzung . . .

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2020 in der Youth League auf dem Weg nach Porto: Böckle mit Kilian Schröcker und Benjamin Sesko (von rechts). gepa

Noch unklar ist allerdings die sportliche Zukunft von Böckle. Von einer Vertragsverlängerung, einer weiteren Ausleihe oder auch einem Verkauf sind aktuell alle Optionen gegeben. Der Leih-Profi selbst kann sich einen Verbleib bei Preußen Münster gut vorstellen, am liebsten in der 2. Bundesliga. Das würde ihm die Gelegenheit bieten, wieder vermehrt ins Blickfeld zu kommen. Ein Faktum, das sich der ehrgeizige Fußballer durchaus verdient hat. Dann würde sich für ihn der Kreis schließen und der Weg, der einst in der Nachwuchsakademie bei Red Bull begann und über den FC Liefering nach Deutschland führte, weiter nach oben zeigen.

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Bild aus 2017 im U-15-Nationalteam gegen Kroatien. gepa

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