Die Genese des Austria-Abstiegs

Sport / 11.05.2024 • 19:30 Uhr
Das Mannschaftsfoto zeigte den „Rumpfkader“ zu Saisonbeginn. Gepa

Eine Saison zum Vergessen bringt den zweiten Abstieg der Vereinsgeschichte.

Lustenau Am 31. Spieltag mussten die Hoffnungen auf ein Fußball-Wunder und den Verbleib von Austria Lustenau in der Bundesliga endgültig begraben werden. Ein verdienter Abstieg, denn der Verein war während der gesamten Spielzeit nie bundesligareif, obwohl es sich aufgrund der Mithilfe des SCR Altach fast ausgegangen wäre. Doch die Fakten sprechen für sich: Die Austria war das schlechteste Team der Herbstrunde (3 Punkte aus 17 Spielen) und des Grunddurchgangs (10 Punkte aus 22 Spielen), starteten mit einer schweren Hypothek in die Qualifikationsrunde. Doch wie konnte die zweite Bundesliga-Saison der Lustenauer so aus dem Ruder laufen und warum war die Austria nicht konkurrenzfähig?

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Die Vorbereitung lief für Austria Lustenau desaströs. Gepa

Viele Erklärungsversuche gehen auf die Vorbereitung zurück, als das bekannte Mannschaftsfoto mit 14 Spielern und sieben Betreuern entstand. Der Kader der Lustenauer war erst spät komplett und wurde von Anfang an als zu schwach tituliert. Dabei standen zehn der elf Spieler, welche wenige Wochen zuvor das Europa-Cup-Play-off gegen den WAC gewonnen hatten, weiterhin im Kader. Nur Innenverteidiger Jean Hugonet hatte den Verein in Richtung Magdeburg verlassen. Trotzdem verlief die Vorbereitung schlecht, es setzte deutliche Pleite (1:7 gegen St. Pauli, 1:6 gegen Kiel) und es herrschte kein Konkurrenzkampf. Trotzdem glückte der Start noch ohne Neuzugänge mit einem 8:0 gegen Silz/Mötz im ÖFB-Cup und auch in der Liga mit einem 2:2 in Hartberg. Lukas Fridrikas traf doppelt, anschließend kokettierte der Angreifer allzu offensiv mit einem Abschied und wurde danach lange von einer Schambeinentzündung ausgebremst.

Die Genese des Austria-Abstiegs
Am 5. Juni 2023 war die grün-weiße Welt noch in Ordnung, die Austria kämpfte um den Europacup. Gepa

Zwei Ansätze, kein Erfolg

Die Neuzugänge tröpfelten erst im Laufe des August ein, Hugonet-Ersatz Boris Moltenis zeigte sich nie ligatauglich. Stürmer Niklas Baden Fredriksen kam mit großen Vorschusslorbeeren und als vermeintlicher Toptransfer. Doch der Däne fand trotz individueller Klasse nie in die Spur. Und der von einzelnen Medien tagelang als Sensationstransfer titulierte Jonathan Schmid war ob seiner körperlichen Verfassung ein Experiment, das krachend scheiterte.

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Jonathan Schmid war weit entfernt von seiner Form und Verfassung vergangener Tage. Gepa

Im Herbst reihte sich Niederlage an Niederlage, trotz einer immer schlechter werdenden Stimmung reagierte der Verein lange nicht. Auch als das Tischtuch zwischen Sportkoordinator Alexander Schneider und Trainer Markus Mader längst zerschnitten war, schauten die Verantwortlichen zu. Erst Mitte November zog der Klub die Reißleine und trennte sich von Mader.

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Markus Mader musste im November gehen. Hartinger

Die Entscheidung für Andreas Heraf als neuem Coach war verbunden mit einer radikalen Abkehr jenes Weges, der die Austria in die Bundesliga gebracht hatte. Der neue Coach war für die Winterneuzugänge fast im Alleingang verantwortlich, Schneider als „Lame duck“ und die Kooperation spielten dabei keine Rolle mehr. Trotzdem gelang kein sportlicher Turnaround, trotz zweier Siege, die den Funken der Hoffnung kurz aufleuchten ließen. Am Ende scheiterte auch Heraf mit seinem Ansatz in der Qualirunde und blieb in den sieben Entscheidungsspielen ohne weiteren Sieg.

ABD0098_20240427 – INNSBRUCK – …STERREICH: Trainer Andreas Heraf (Austria Lustenau) am Samstag, 27. April 2024, wŠhrend der Admiral Bundesliga-Begegnung der Qualifikationsgruppe, 7. Runde, zwischen WSG Swarovski Tirol und SC Austria Lustenau in Innsbruck. – FOTO: APA/EXPA/JOHANN GRODER
Andreas Heraf konnte das Ruder nicht herumreißen. APA