Der letzte Tanz der Harder Legenden

Sport / 29.05.2024 • 16:58 Uhr
Dominik Schmid mir seiner Familie.

Die Roten Teufel haben am Freitag in Linz den ersten Matchball auf die achte HLA-Krone.

Hard, Linz Nach der Schlusssirene war der Jubel in der Sporthalle am See am vergangenen Dienstag um 21.58 Uhr groß. Unter die Freude mischte sich aber auch ein Hauch Wehmut und Abschiedsstimmung. Denn einige wichtige Protagonisten der Hausherren könnten ihren letzten Auftritt in ihrem „Wohnzimmer“ in gewohnter Rolle absolviert haben.

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Luca Raschle freut sich über einen Treffer.

Der Alpla HC Hard hat das erste Finalspiel völlig verdient für sich entschieden und reist nun mit einer 1:0-Führung nach Linz, wo bereits am Freitag (20.30 Uhr) die Entscheidung im Titelkampf fallen könnte. Mit einem Sieg in der oberösterreichischen Hauptstadt würde sich Hard den achten österreichischen Meistertitel sichern und einem Entscheidungsspiel in der eigenen Halle am kommenden Mittwoch entgehen. Damit stehen Kapitän Dominik Schmid, Luca Raschle und Frederic Wüstner vor dem vielleicht letzten Spiel ihrer langjährigen Handballkarriere – sie würden bei einem Sieg in Linz nicht mehr als aktive Handballer in die Sporthalle am See zurückkehren. „Aktuell habe ich mit der Halle noch nicht abgeschlossen. Es kann nämlich noch alles passieren. Aber ich hoffe sehr, dass das mein letztes Spiel in der Harder Halle war“, sagte Schmid direkt nach dem Ende von Spiel eins. Die Familie und Freunde des Kapitäns hatten T-Shirts und ein passendes Plakat unter dem Motto „Eine Legende geht“ vorbereitet und knipsten nach der Schlusssirene ein Erinnerungsfoto mit ihrer „Legende“ auf der Tribüne.

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Knauth, Raschle und Schmid

Der 34-Jährige war wieder von der Bank gekommen und hatte dem Team einige Impulse verliehen, als die Offensive kurz stotterte. Treffer gelang dem Spielmacher trotzdem keiner. In der internen Torjägerliste der besten Harder Werfer aller Zeiten wurde Schmid bereits am vergangenen Freitag beim entscheidenden Halbfinale gegen Krems von seinem Freund Raschle überholt. Während Schmid aktuell bei 1180 Ligatoren im Harder Trikot hält, steht Raschle bereits 1188 Volltreffern. Der Flügelspieler könnte mit einer Spitzenleistung am Freitag Michael Knauth (1196 Tore) die Nummer-Zwei-Position streitig machen. An der Spitze zieht Bernd Friede mit 1396 Toren einsam seine Kreise.

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Michael Knauth mit der Hilfestellung für Dominik Schmid. Gepa
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Raschle nimmt Knauth in den Arm. Gepa

Allerdings geht Raschle gehandicapt in das zweite Finalspiel. Der 33-Jährige kämpft seit Wochen mit hartnäckigen Schulterproblemen an der Wurfhand und wird seit Beginn der K.-o-Phase von Teamarzt Dr. Michael Fink fitgespritzt. Bei einer Rettungsaktion in der ersten Hälfte des ersten Finales hatte Raschle nicht nur am Unterarm geblutet, sondern auch die ohnehin schon lädierte Schulter weiter belastet. Im zweiten Abschnitt biss er trotzdem auf die Zähne. Hinter seinem Einsatz in Linz steht dennoch ein kleines Fragezeichen.
Ein Blick auf die vereinsinterne Torjägerliste der Saison verrät, dass Ante Tokic mit 193 Toren die klare Nummer eins ist. Dahinter folgen Karolis Antanavicius (119) und Ivan Horvat (114). Letzterer hält nach seinen elf Toren im ersten Finalspiel bei insgesamt 755 Treffern im Hard-Trikot und hat damit Boris Zivkovic (754) aus den Top-Ten in der ewigen Bestenliste verdrängt.

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Die Emotionen entscheiden

Tokic könnte in den ausstehenden Finalspielen noch in den elitären 200-er-Club vorstoßen. Bislang gelang dies im Meisterjahr 2003 Bernd Friede (215) und dem Weißrussen Sergey Ubozhanka (203) sowie Robert Weber (205) in der Saison 2004/05. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass Friede und Ubozhanka die Marke in 35 sowie Weber in 32 Ligaspielen erzielten und Hard in dieser Saison erst bei 28 HLA-Partien hält.

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Hard-Trainer Hannes Jon Jonsson darf zufrieden sein. Gepa

Doch trotz all der Zahlenspiele wird am Ende die Emotion entscheiden. Und auch diese spricht klar für Hard. Denn die scheidenden Vereinslegenden wollen ihre Karriere bereits am Freitag beenden, um bei der bereits geplanten Meisterfeier am Sonntag vor der eigenen Halle mit den Fans zu feiern. In ihr sportliches Wohnzimmer wollen Schmid und Co in Zukunft nur noch als Zuschauer gehen und dabei in den Erinnerungen an das letzte Spiel schwelgen: dem 32:26-Erfolg gegen Linz vom vergangenen Dienstag.