Deshalb traut ein Holländer Österreich alles zu

Sport / 24.06.2024 • 21:55 Uhr

Trainer Alex Pastoor ist bei Niederlande-Spielen absoluter Oranje-Fan. Und doch ist der ehemalige Altach-Coach von Österreich unter Ralf Rangnick sehr angetan.

Berlin-Camperduin In Vorarlberg hat er seine fußballerischen Fußabdrücke hinterlassen, sowohl als Spieler als auch als Trainer. Und er ist einer, der nicht dem Mainstream folgt. Alex Pastoor hat seine eigenen Vorstellungen. Der 57-jährige Holländer, der zuletzt das kleine Almere City in die Ehrendivision geführt und auch dort gehalten hat, ist ein Fußballcoach, der weit über das Geschehen am Platz sowie Sieg oder Niederlage hinausdenkt. So hat er diesen Frühling im Club alle mit der Aussage überrascht, seinen nun mit Ende Juni auslaufenden Vertrag nicht mehr zu verlängern. „Ich wollte einen Schritt zurück“, erzählt er, bevor er auf das heutige (18 Uhr) EM-Gruppenspiel seiner Landsleute eingeht. „Bei mir in der Nähe wohnt ein in Holland sehr berühmter Basketballtrainer. Er sagt, alle vier Jahre sollst du dir ein Sabbatical-Jahr gönnen.“

Fußball EM
Stadion-Atmosphäre pur. VN

Ganz so weit ist es bei ihm nicht, sucht Pastoor doch eine neue Herausforderung. „Ich fresse Fußball, aber der Fußball frisst auch mich“, versucht er ein wenig Einblick in seine Seele zu geben. Um dann ehrlicherweise zuzugeben, dass ihn ein Engagement bei einem größeren Club doch gefallen würde. „Es waren zwei Super-Jahre bei Almere, aber ich habe so viel Energie gelassen“, ist er bereit für eine Veränderung.

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Bereit ist er auch für den heutigen EM-Gruppenschlager gegen Österreich. Seine Einschätzung? „In dieser Phase gibt es viele Länder, die nur rechnen. Das allerdings widerspricht der holländischen Fußball-Auffassung. Auch wenn wir bislang eher defensiv agiert haben, aber mir gefällt diese Strategie von Ronald Koeman.“ Dafür werde der Teamchef in der Heimat oftmals kritisiert. Jedoch nicht von Pastoor. „Lasst ihn die Arbeit machen, es geht um Punkte. Bei einem Turnier muss der Ausgangspunkt immer jener sein, nicht zu verlieren, eine gute Balance zu haben.“ Der 57-Jährige ortet in der holländischen Fußballseele die „Cryuff-DNA“. „Bei uns muss der Fußball auch noch schön aussehen.“ Deshalb hat er in seinem Podcast anderen Trainern schon oft die Frage gestellt: „Warum sind wir als kleines Land bei großen Turnieren oft ziemlich gut – und haben aber nur einmal (Anm. d. Red.: 1988) gewonnen?“

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In der aktuellen Nationalelf sieht Pastoor keinen Spieler, der nicht zu ersetzen wäre – denn: „Wir haben viele gute Spieler.“ Wichtig sei gewesen, dass sich Koeman frühzeitig auf eine Nummer eins im Tor festgelegt. „Einen guten, so jungen Tormann hatten wir schon lange nicht mehr“, sagt er über Bart Verbruggen (21).

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Und Österreich? „Laimer und Sabitzer mag ich besonders“, sagt er. Auch Teamchef Ralf Rangnick und dessen Spielweise („So schnell wie möglich Pressing gegen den Ball“) wird von ihm sehr geschätzt. Die Spielweise ordnet er als „solide und aggressiv“ ein. Österreich habe bei der EM sicherlich nicht die beste Mannschaft, „aber es ist für jeden Gegner zäh, gegen sie zu gewinnen“. Und so erwartet er ein wenig einen Spielverlauf wie beim Spiel der Deutschen gegen die Schweiz. „Da gab es oft das Duell um den zweiten Ball. Und da bin ich mir nicht sicher, ob das die Holländer schon können.“

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Zusammentreffen in Almere, bei einem Heimmatch seines nunmehrigen Ex-Clubs. VN

Deshalb sieht er in der defensiveren Denkweise von Koeman den Schlüssel zum Erfolg. Zumal es von ihm viel Lob für das Umschaltspiel der Österreicher gibt. „Aus der Defensive kommend sind sie viel besser, als wenn sie offensiv spielen“, sagt er und ergänzt: „Also lasst sie spielen.“

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Und so wäre für ihn am Ende ein Unentschieden „nur logisch“, auch wenn der Holländer ihn im etwas anderes verlangt. „Ich bin ja auch Fan und da will ich, dass wir gewinnen.“ Die Frage, ob Österreich auf großer Bühne mit seinem kleinen Ex-Club vergleichbar seine könnte, entlockt ihm ein Schmunzeln. „Vielleicht, bei uns hieß es, Almere ist das Atlético Madrid der Ehrendivision. Kaum einer spielte gut gegen uns. Ja, ich kann mir schon vorstellen, dass keiner gerne gegen Österreich spielt.“

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