Wenn Männer funkeln
Es gibt sie, die epischen Momente bei Olympischen Spiele, die niemand mehr vergisst. Häufig zählt das Finale des 100-Meter-Sprints der Herren dazu. Es ist die Königsdisziplin der an Highlights reichen Spiele. Um ein Mal bei einem 100-Meter-Finale dabeigewesen zu sein, wählte ich am Sonntag bereits früh den Weg in Richtung Stade de France, wo die Leichtathletik-Bewerbe ausgetragen werden, auch wenn ich sonst immer den Wettkämpfen mit Vorarlberger Beteiligung den Vorzug gebe. Aber ob ich jemals einen Ländle-Sprinter in einem Olympia-Finale sehen werde, darf zumindest vorsichtig bezweifelt werden. Wenn Sie aber die 100 Meter in unter 10 Sekunden laufen, dann drücke ich Ihnen die Daumen, dass es bald so weit ist. Selten hätte ich mich über einen Irrtum meinerseits mehr gefreut.
Doch zurück zum Sprintspektakel der Spiele in Paris. Nach einem kaum spannenden Hammerwurf der Männer – die Medaillen waren nach zwei Würfen bereits vergeben – und einem mauen Hochsprungfinale der Frauen dürsteten die knapp 80.000 Zuschauer in St. Denis nach dem großen Highlight des Tages. Und die Veranstalter hatten sich etwas Besonderes einfallen lassen. Tausende Armbänder, die im Dunkeln in unterschiedlichen Farben leuchteten, wurden an die Zuschauer verteilt. Die Fans wurden damit Teil der Lichter-Show vor dem Finale. Dazu wurde das gesamte Stade de France verdunkelt und anschließend strahlten nur die entscheidenden 100 Meter im Scheinwerferlicht. Es war die größtmögliche Bühne für die schnellsten Männer der Welt.
Das Frauen-100-Meter-Finale wurde am Vortag übrigens deutlich nüchterner abgehandelt. Hier gab es keine Extra-Show, keine funkelnden Armbänder. So viel zur viel beschworenen Gender-Gleichheit des IOC.
Das Rennen selbst war – sie werden es ahnen – schnell wieder vorbei. Über den Sieger herrschte sowohl auf der Tartanbahn als auch auf der Pressetribüne zunächst Rätselraten. Mit Noah Lyles setzte sich schließlich der beste Sprinter der vergangenen Jahre durch. Doch trotz seiner „großen Klappe“ hat es der US-Amerikaner bisher nicht geschafft zu einem globalen Weltstar aufzusteigen, wie es einigen seiner Vorgänger gelungen ist, man denke nur an Usain Bolt.
Ein Erlebnis war das Sprintspektakel trotzdem, aber ab sofort gilt der Fokus wieder den Leistungen der Vorarlberger Sportler und da könnte morgen in Marseille etwas Historisches passieren. Deshalb mache ich mich jetzt auf den Weg ans Mittelmeer.
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