
Falsches Spiel mit “Lulu”
Britischer Judo-Verband mit Fehlgriffen gegen Vorarlbergs Aushängeschild Lubjana Piovesana – die sich jetzt wehrt.
Schwarzach Der Kampf von Österreichs Judoka Lubjana Piovesana bei Olympia 2024 in Runde zwei gegen die Britin Lucy Renshall hallt immer noch nach. Denn der Sieg von “Lulu” gegen die ehemalige Trainingspartnerin und Nationalkollegin Renshall ließ englische Medien aufhorchen – und Nachforschungen anstellen. Unter dem Motto: “Wie kann eine ehemals für den britsichen Judoverband kämpfende Sportlerin bei Olympia als Österreicherin eine Engländerin aus dem Bewerb werfen?

“In einer Stellungnahme von CEO des britischen Judoverbandes wurde ich, gelinde gesagt, als Lügnerin hingestellt. Daher habe ich auf Instagram meine Sicht der Dinge klargestellt“
Lubjana Piovesana
Judoka, die für Österreich Platz fünf bei Olympia holte

Lange musste man nicht forschen. Denn die Causa Piovesana sorgte schon 2019 für viel Aufregung im Judoverband von Großbritannien. Anschuldigungen von mehreren Mitgliedern des britischen Judo-Teams inklusive Piovesana wegen Mobbings gegen Teamkolleginnen, v.a. Renshall, und Trainer Jamie Johnson führten zu einer jahrelangen Untersuchung. Die zwar den Anschuldigungen nicht stattgaben, dennoch dem Verband Vorschläge zu Verbesserungen im Verband gab, da in diesem augenscheinlich eine vergiftete Atmosphäre herrsche.
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Piovesana zog 2021 einen Schlussstrich, kurz vor Olympia in Tokio, “und gab sogar meinen großen Traum von Olympia auf, nur um nicht in dieser vergifteten Atmosphäre bleiben zu müssen. Zeitweise kam es mir vor, dass ich bei Lehrgängen um meine Sicherheit fürchten musste”, erklärt “Lulu”. Die dann nach Vorarlberg zu ihrem Lebensgefährten Laurin Böhler zog und seit 2023 für Österreichs Judo-Team kämpft. Mit großem Erfolg, was Platz fünf bei den Spielen beweist.
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Geduldsfaden ist gerissen
Warum sich Piovesana nun auf ihrem Social-Media-Kanal öffentlich zu dieser Causa meldet, welche sie in den letzten Jahren auf winziger Flamme köcheln ließ, liegt an Medienberichten von bekannten britischen Blättern wie die Dailymail, Mirror oder The Times. Und den Folgeaktionen des britischen Judoverbandes. CEO des Verbandes, Andrew Scoular, fühlte sich genötigt, nochmals auf die Untersuchungen hinzuweisen und schickte eine Stellungnahme an über 10.000 Mitglieder des Verbandes. “In dieser wurde ich, gelinde gesagt, als Lügnerin hingestellt. Daher habe ich auf Instagram meine Sicht der Dinge klargestellt”, so die in Sutton Coldfield (GBR) aufgewachsene Judoka.
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Unter anderem erklärt Piovesana, wie es zu den Mobbing-Vorwürfen kam, “ich wurde von Renshall bei einer Trainingseinheit schwer attackiert, danach habe ich mich anderen Sportlern, die ebenfalls meinten, gemobbt zu werden, angeschlossen und die Verhältnisse gemeldet”. Danach überstürzten sich die Ereignisse, schwere Anfeindungen des Teams in ihre Richtung waren die Folge, “auch weil mein Name als Anklägerin genannt wurde. Ein Umstand, der mir zugesichert wurde, dass er nicht passieren wird”, so Piovesana.
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Der Verlauf der Untersuchungen verlief laut “Lulu”, “nicht fair. Die British Athlete Commision, die die Standards der Untersuchungen aufs Schärfste kritisierte, unterstützte zwar, aber ein gerichtliches Verfahren konnte aufgrund fehlender finanzieller Mittel nicht eingeleitet werden”. Zudem war laut Piovesana die Untersuchung alles andere als unabhängig, “denn ein Mitglied des U-Ausschusses war Lisa Allen, ehemals Trainer im Verband, sehr gute Freundin von Renshalls Trainer Jamie Johnson und Tochter des britischen Sportdirektors des Judoverbandes.”
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Das Fass zum Überlaufen brachte wohl ein von Scoular in der Stellungnahme angehängte Mail des österreichischen Judo-Generalsekretärs Martin Poiger, “der sich lediglich mit Scoular bezüglich weiterer Aktionen in dieser Causa austauschte. Doch dessen kalmierende Nachricht sah der britische CEO gleich als Chance, mich weiter zu denunzieren und schickte diese ebenfalls an die Mitglieder des Verbandes.”