Schneller als der Wind: Die erste “Switch” auf dem Bodensee

Olympiasegler Bildstein bringt revolutionäre Segel-Technik mit der “Switch” an den Bodensee.
Bregenz “Der Spaßfaktor ist gewaltig hoch. Denn die Geschwindigkeit und die Performance des Bootes vermitteln ein unglaubliches Gefühl. Bei meiner ersten Ausfahrt konnte das Motorboot nicht mithalten”, schwärmt Segler Benjamin Bildstein über sein neues “Spielzeug”. Der 32-Jährige ist seit wenigen Tagen stolzer Besitzer einer Switch. Auch wenn der Name eher an eine Spielekonsole erinnert, fühlt sich diese Switch auf dem Wasser am wohlsten. “Die Switch ist die One-Design-Version der beliebten Mottenklasse, sie war schon lange angekündigt und könnte 2032 in Brisbane ein erstes Mal olympisch werden”, weiß der Wolfurter.

Das Boot wurde von der renommierten thailändischen Bootsschmiede entwickelt. Es ist 3,90 Meter lang und wiegt insgesamt nur 29 Kilogramm. Ein großer Vorteil gegenüber den bisherigen “Motten”, deren Klasse das Einhand-Segeln revolutioniert hat, sind die Kosten. Musste man bisher für die spektakulären Foiling-Boote bis zu 60.000 Euro bezahlen, ist eine Switch schon um 22.500 Euro zu haben. Der Andrang auf die Switch war entsprechend groß. Das erste Exemplar sicherte sich niemand Geringeres als Francesco Bruni, der nach drei Olympiateilnahmen derzeit beim America’s Cup vor Barcelona mit dem italienischen Team Luna Rossa um die älteste Sporttrophäe der Welt rittert.

One Design bedeutet, dass eine Bootsklasse standardisierte Baupläne verwendet, auch wenn sie von unterschiedlichen Werften hergestellt werden. Dadurch soll ein fairer Wettkampf bei Regatten gewährleistet und ein Hochrüsten wie beim America’s Cup verhindert werden, bei dem am Ende jener Segler gewinnt, der am meisten Geld ins Material investiert. “Die Switch ist extrem hochwertig produziert, man kann mit ihr über 30 Knoten (knapp 60 km/h) schnell segeln”, erzählt Bildstein, “das Foiling wird häufig als Zukunft des Segelns bezeichnet. Das sieht man derzeit auch vor Barcelona, wo die America’s-Cup-Boote ihr volles Potenzial demonstrieren. Die Switch ist der kleine Bruder davon.”
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Die Switch macht Bildstein aber nicht nur Spaß, für den Olympiateilnehmer ist das Boot von Tokio und Paris auch ein perfektes Trainingsgerät. “Es passiert viel mehr als auf unserem 49er. Deshalb sind schnelle Entscheidungen gefragt. Außerdem erfordert das Segeln viel Feingefühl, man fliegt ja nur auf einem kleinen Carbonfoil durchs Wasser”, weiß der Wolfurter.
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Ab einer Windgeschwindigkeit von sechs Knoten hebt sich die Switch aus dem Wasser; optimale Bedingungen seien laut Bildstein 10 bis 15 Knoten Wind. Durch die Foiling-Technik ist das Boot dann deutlich schneller als der Wind. Ähnlich eines Flugzeugflügels strömt das Wasser mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten über und unter dem Foil vorbei. Dadurch entwickeln sich große Kräfte, das Boot kann somit den Wind “überholen”. “Als Segler muss ich den Fokus verändern. Die Böen kommen dann nicht mehr von hinten, sondern sie sind vor mir. Ich fahre in den Wind, der vor mir liegt. Das ist spannend”, erzählt Bildstein.
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Sein neues “Spielzeug” hat Bildstein bereits am Attersee ausprobiert; am Wochenende brachte er die Switch in seinen Heimathafen, den Yachtclub Bregenz. Es dürfte das Erste seiner Klasse am Bodensee sein, weltweit wurden erst 50 Stück ausgeliefert. Die Warteliste ist deutlich länger.