Ein problematischer Team-Besitzer

Finanzier David Tepper stiftet Chaos bei Carolina Panthers. Martin Pfanner über das Gastspiel der beiden NFL-Teams Carolina Panthers und New York Giants.
München Wenn am Sonntag (15.30 Uhr, RTL und DAZN) die Carolina Panthers als nominelles Heimteam den Rasen der Münchner Allianz Arena zum insgesamt vierten Deutschland-Spiel der National Football League (NFL) betreten, dann wird das auch vor den Augen von Carolinas Team-Besitzer David Tepper passieren. Der 67-jährige Hedge Fund-Manager hat großen, wenn nicht sogar alleinigen, Anteil daran, dass die in Charlotte (Bundesstaat North Carolina) ansässige Franchise seit mehreren Jahren als die wohl sportlich am schlechtesten gemanagte Franchise der NFL gilt.
Tepper ist in vielerlei Hinsicht der Prototyp eines „Owners“ in der National Football League. Denn die erlesenen 32 sind mehrheitlich alt, männlich, weiß, milliardenschwer und oft auch mit politischer und dort vor allem republikanischer Schlagseite.

2,2 Millliarden
Dabei waren die Voraussetzungen, um Erfolg oder zumindest einen Startbonus zu haben, durchaus gegeben. Denn als sich der in punkto Privatvermögen ca. 16 Milliarden Dollar schwere Tepper im Mai 2018 für 2,2 Milliarden die Carolina Panthers gönnte, ging ein kollektives Aufatmen durch die Welt der NFL. Teppers Vorgänger Jerry Richardson hatte als Panthers-Eigentümer im Spätherbst seines Wirkens mit sexuell anzüglichem Verhalten am Arbeitsplatz sowie zumindest einer dokumentierten, rassistischen Beleidigung eines afro-amerikanischen Mitarbeiters für reihenweise Negativschlagzeilen gesorgt. Zwar wurden einige dieser Fälle per außergerichtlicher (finanzieller) Einigung aus der Welt geschafft, die NFL präferiert es aber – wenig überraschend – wenn sich Team-Besitzer im Hintergrund halten.
Als Richardson im Zuge der genannten Vorfälle den Verkauf der Panthers angekündigt hatte, dauerte es nicht lange bis reihenweise Milliardäre Interesse bekundeten. Von allen Anwärtern hatte Tepper aber von Anfang an die besten Karten, weil er bereits einen Anteil von 5 Prozent am Team seiner Heimatstadt, den Pittsburgh Steelers, besaß. So musste er gar nicht erst den initial aufwendigen und bei den anderen Team-Besitzern unbeliebten „clearing process“ durchlaufen, sondern konnte rasch als neuestes Mitglied im Kreise der Erlauchten präsentiert werden.
Welch rostigen Nagel man sich mit Tepper als 100-Prozent-Besitzer aber eingetreten hatte, wurde dem einen oder anderen „Owner“ erst in den Folgejahren so richtig bewusst. Fahrige Personalentscheidungen, ein dramatisch kurzer Geduldsfaden gepaart mit impulsivem Verhalten waren noch nie solide Grundlagen um eine Organisation mit über 70 Spielern, 30 Trainern und ca. 75 weiteren Mitarbeitern erfolgreich zu führen.
Nicht weniger als sieben Personen hatten seit 2018 über zumindest vier Spiele Verantwortung als Panthers-Cheftrainer. Unter Teppers Ägide wurde der wahrscheinlich beste Offensivspieler der Liga, Running Back Christian McCaffrey, deutlich unter Wert an San Francisco abgegeben, vier verschiedene Personen trugen seit seiner Übernahme sportliche Verantwortung.

Noch keine „winning season“
Die wohl fatalste Entscheidung der jüngeren Vergangenheit wurde vor dem NFL Draft 2023 getroffen. Teppers Weisung einen Quarterback zu draften, der das Gesicht der Franchise werden sollte, ging gänzlich schief. Einerseits, weil man, um den ersten Pick im Draft zu ergattern wichtige Spieler und Draft Picks abgab, andererseits, weil mit Bryce Young ein Spielmacher gezogen wurde, der die Erwartungen und Hoffnungen bisher allesamt nicht erfüllen konnte. Erschwerend kommt hinzu, dass der Quarterback, der direkt nach Young gedraftet wurde, bereits jetzt einer der jungen Stars der NFL ist. Dass sich Tepper vergangenes Jahr bei einer Auswärtsniederlage seines Teams zudem nicht erdreistete einem vor ihm sitzenden Fans aus Frust seinen Drink ins Gesicht zu schütten oder einen mit der Mannschaftsleistung unzufriedenen Barbesitzer in Charlotte persönlich zur Rede zu stellen, komplettiert das verheerende Bild, das er bisher nach innen und außen abgebeben hat. Sportlich wurde unter Tepper noch nie eine „winning season“ verzeichnet.
So überrascht es auch nur mäßig, dass die Panthers als das ex aequo schlechteste Team der Liga mit einer Bilanz von nur zwei Siegen und sieben Niederlagen nach Deutschland kommen. Aktuell befindet sich Carolina im unrühmlichen Rennen um einen weiteren ersten Pick im Draft. Den dann auch wieder Tepper verantwortet. Was das potentiell bedeuten würde, davor graut den Panthers-Fans bereits jetzt schon.
