Der Herr der Ringe wechselt die Fronten

Wolfram Waibel jun. wird ab Jänner Gewehr-Bundestrainer in Deutschland.
Hohenems Im Fußball ist mit Ralf Rangnick ein Deutscher Nationaltrainer in Österreich – bei den Sportschützen ist es umgekehrt: Ab Jänner wird Vorarlbergs Paradeschütze Wolfram Waibel jun. neuer Gewehr-Bundestrainer des Deutschen Schützenbundes (DSB).

Der 54-jährige Hohenemser, der seit August 2022 als Bundesstützpunkttrainer der Gewehrschützen in Garching-Hochbrück bei München gearbeitet hat, genießt enormes Ansehen und Vertrauen bei den Aktiven und meint zu seiner neuen Position: „Ich freue mich auf die neue Aufgabe und bin mir gleichzeitig der Verantwortung bewusst, den traditionell erfolgreichen Gewehrbereich im DSB an oberster Stelle zu übernehmen. Für mich ist der Aufstieg vom Assistenz- und zum Bundestrainer eine große Ehre und Herausforderung. Die Position des DSB-Bundestrainers ist die höchste Ausbaustufe, die man als Trainer in unseren Regionen im Schießsport erreichen kann.“

Viermal als Aktiver, fünfmal als Trainer bei Olympia
Der Herr der Ringe kann bei seiner neuen Aufgabe auf eine jahrzehntelange Erfahrung als Aktiver und Trainer verweisen. 1992 feierte er seine Olympiapremiere, vier Jahre später holte er in Atlanta Silber mit dem Luftgewehr und Bronze im Kleinkaliber-Liegend. Dazu kommen weitere Olympiateilnahme 2000 in Sydney und 2004 in Athen.


Nach Beendigung seiner aktiven Karriere arbeitet Waibel zunächst von 2005 bis 2012 als Nationaltrainer in der Schweiz. Anschließend zog es den zweifachen Familienvater zurück in die Heimat, und er wurde Landestrainer im Vorarlberger Schützenbund (VSB) und parallel dazu Nationalteamcoach im Österreichischen Schützenbund (ÖSB) bis 2021. Bei den letzten Sommerspielen in Paris war Waibel bereits zum fünften Mal im Zeichen der fünf Ringe als Trainer dabei.
Der ehemalige Weltklasseschütze, der in der Gewehrsportszene großes Ansehen genießt, wird von Insidern als akribisch arbeitender Teamplayer mit klaren Zielen bezeichnet: „Es wird keine One-Man-Show werden. Es ist noch zu früh, etwas zu meinem Trainerteam zu sagen, auch wenn ich natürlich schon einiges im Kopf habe“, erklärt der Hohenemser.
2016-Erfolge als Messlatte
Konkrete Vorstellungen hat Waibel bezüglich seiner Ziele, die er in Deutschland umsetzen will: „Die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro 2016 waren durch die beiden Goldenen Barbara Engleder und Henri Junghänel ein absolutes Highlight. Wenn es in den nächsten Jahren gelingen würde, solche Erfolge nur annähernd zu erreichen, wären wir alle glücklich. Man sollte aber die Zielsetzung nicht nur auf die Ausbeute bei Olympischen Spielen festmachen, aber das ist natürlich der wichtigste Wettkampf und olympische Medaillen sind die Währung, die zählt.“
Nach der sportlichen „Delle“ bei den Olympischen Spielen in Tokio, wo Deutschland nur eine Gewehrschützin vertreten war, ging es unter Führung von Waibels Vorgänger Achim Veelmann in den vergangenen zwei Jahren deutlich aufwärts, mit Erfolgen bei Weltcups und Europameisterschaften. In Paris 2024 ging ein deutsches Gewehr-Quartett mit starken Vorleistungen hoffnungsvoll an den Start, verpasste dort aber die avisierten Medaillen.

Im Rahmen der Paris-Analyse einigten sich Veelmann und der DSB einvernehmlich, den Ende des Jahres auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern.
Gut möglich, dass die Neubestellung zu einer Rochade wird: Beim ÖSB-Teamlehrgang diese Woche in Salzburg-Rif war Veelmann als Gast dabei.