
Need to speed oder das Bedürfnis nach Geschwindigkeit
Jorden Dolischka (20) will ihr Talent zum Beruf machen. In Dubai hat sie aufgezeigt.
Hohenems Vom Osterhasen hatte sie sich ein Kart und ein Motocross gewünscht, da war sie noch keine fünf Jahre alt. Ihre Mutter Osmunde fuhr unter anderem im Porsche-Cup sowie in der Formel 3, heute managt sie das Drumherum. „Das ist mega wertvoll. Wobei es natürlich immer noch mein Ziel ist, die Mama zu schlagen.“ Jorden Dolischka lacht, als sie das sagt. Dass auch sie im Motorsport landen würde, war aufgelegt. Dass sie vor Weihnachten die Qualifikation für die “Formula Woman” gegen 37 andere Rennfahrerinnen gewinnen sollte, sah die 20-Jährige nicht kommen.

„Die nächste Saison wird eigentlich die ausschlaggebende Saison sein.“
Jorden Dolischka über ihre Zukunft
Ohne Training zur Bestzeit
Die Familie wohnt mittlerweile im Burgenland, die Wurzeln sind aber in Hohenems, in den Ferien geht es zum Skifahren ins Ländle. „Ich liebe es einfach, in schnellen Autos zu sitzen“, sagt Jorden Dolischka über sich selbst, und: „Sobald ich einen Helm aufhabe, bin ich ein anderer Mensch.“ Erste Runden im Kart drehte sie als Kind, Opa Josef – ebenfalls ehemaliger Motorsportler – war der erste Mechaniker. Der für immer noch mehr Speed sorgen musste, denn Jorden war schnell; und im Kart war sie auch von den Burschen kaum zu überholen.

2024 absolvierte Jorden ihre erste Tourenwagen-Saison, fuhr im Honda Civic für Mertel Motorsport in der TCR Eastern Europe. „Wir sind ohne Training in das Auto hineingesprungen. Es war eine lehrreiche Saison, es hat Ups und Downs gegeben“, meint Dolischka. Aber: „Es war ein sehr wichtiges Jahr für mich.“ Und es endete versöhnlich. In allen drei Sessions für die Qualifikation zum Formula Woman Global Nations Cup stellte sie in Dubai Bestzeiten auf. Und das, obwohl sie davor – im Gegensatz zu vielen Konkurrentinnen – im Auto nicht trainieren, und die Rennstrecke nicht einmal am Rennsimulator studieren konnte. „Da bin ich schon nervös geworden“, meint sie rückblickend.

Die Nervosität war unbegründet, schon im ersten Training fuhr sie überraschend auf die Eins. Das wiederholte sie gleich doppelt. Dolischka findet es gut, dass Frauen im Motorsport gefördert werden. „Die Formula Woman ist die günstigste Möglichkeit für mich, jemals in so einem Auto zu sitzen. Du merkst, dass sie fokussierter auf die Frauen sind und Geld weniger eine Rolle spielt“, erklärt sie. Das sei nicht immer so: „Manche machen das als Geldquelle – andere wollen, dass wirklich was weitergeht.“ Als Frau sei man in ihrem Sport zwar schneller Aushängeschild – „aber die Chance, dass du als Frau nicht ernst genommen wirst, ist 50:50.“

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Ziele? Auch eine Budgetfrage
Anfang Mai geht die Formula Woman ins Finale. „Die Chancen, dass ich gewinnen kann, sind hoch, das hat man gesehen“, sagt Dolischka. Allerdings: Das Streckenlayout in Dubai ist noch ungewiss, andere Fahrerinnen haben das nötige Budget, trainieren zu können. „Wir haben das nicht, ich will nicht alles auf eine Karte setzen, sondern nächstes Jahr wieder eine Serie fahren. In Wirklichkeit gehe ich da wieder ohne Training hin“, sagt Dolischka.

Für 2025 hat sie bereits Angebote. Nun gilt es abzuwägen: Will sie sich auf das Fahren im Tourenwagen spezialisieren oder geht es ins Formel-Auto? „Die nächste Saison wird eigentlich die ausschlaggebende sein“, meint sie. Ihr Traum ist es, im Formel-Auto Fuß zu fassen. Das ist aber kostenintensiv – und die Sponsorensuche in Österreich eine schwierige. Das Hobby, das mittlerweile mehr als das ist, soll zum Beruf werden, von dem Dolischka leben kann.