„Fühle mich nicht als Angsthase“

Sport / 08.01.2025 • 20:38 Uhr
LUGE-WORLD/
Doppeleuropameister Jonas Müller will vor den Saisonhöhepunkten kein Risiko eingehen und verzichtet aus persönlichen Gründen auf einen Weltcupstart in Altenberg.ÖRV

Rodel-Europameister Jonas Müller verzichtet aus Respekt auf den Weltcupstart in Altenberg und hat den Fokus auf die anstehenden beiden Großevents gelenkt.

Bludenz „Kunstbahnrodeln ist ein Hochrisikosport. Wir erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 130 km/h, haben abgesehen von einem Helm keinen Schutz, keine Auslaufzonen, und der kleinste Fehler kann verheerende Folgen haben. Deshalb ist es essenziell, die Kontrolle zu behalten. Wenn du nicht von dir überzeugt bist und anfängst zu zögern, wird es extrem gefährlich“, erklärt Jonas Müller.

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Der 27-jährige Bludenzer, Doppel-Europameister und Weltmeister im Einsitzer, hat sich entschlossen, auf einen Start beim Kunstbahn-Weltcup am Wochenende in Altenberg zu verzichten.

Angst vor Sturz nicht ausblenden

Das knapp 100 kg schwere Kraftpaket begründet seine Entscheidung mit dem erhöhten Verletzungsrisiko auf der anspruchsvollen und tückischen Bahn im sächsischen Osterzgebirge: „Ich habe versucht, mir Vertrauen zu dieser Bahn zu erarbeiten, doch es hat sich nichts geändert. Schon im Oktober, während der Saisonvorbereitung, hatte ich ein unwohles Gefühl. Ich kann die Angst vor einem Sturz und einer schweren Verletzung auf dieser Bahn nicht restlos ausblenden. Deshalb habe ich entschieden, nicht teilzunehmen. Das Risiko ist mir zu hoch, insbesondere, da die beiden Saisonhöhepunkte noch bevorstehen.“

Austria Luge World Cup
Die Kunstbahnrodler erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 130 km/h, haben abgesehen von einem Helm keinen Schutz und der kleinste Fehler kann verheerende Folgen haben. GEPA

EM und WM im Fokus

Am 18. und 19. Jänner findet in Winterberg im Rahmen des Weltcups die Europameisterschaft statt, gefolgt von der Weltmeisterschaft vom 6. bis 8. Februar im kanadischen Whistler Mountain. Diese beiden Wettkämpfe stehen laut Müller im Zentrum seiner Saisonplanung: „Bei der letzten Europameisterschaft in Innsbruck habe ich Gold im Einsitzer und in der Teamstaffel geholt, bei der WM 2023 in Oberhof gab es Gold im Einsitzer und Silber in der Teamstaffel. Diese Erfolge motivieren mich, meinen Lauf fortzusetzen. Dafür muss der Kopf frei sein. Das ist in Altenberg nicht der Fall.“ Müller zeigt sich entschlossen: „Wie andere das bewerten, ist mir egal. Ich bin ein Einzelsportler und verantwortlich für mich selbst.“

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Respekt und Verständnis

Beim Österreichischen Rodelverband (ÖRV) wird Müllers Entscheidung unterstützt. „Wir versuchen, unsere Athleten in allen Bereichen – sei es Material, körperliche oder mentale Aspekte – bestmöglich zu unterstützen, aber runterrodeln müssen sie selbst“, erklärt ÖRV-Cheftrainer Christian Eigentler. Müller hatte seine Bedenken bereits im Herbst geäußert. „Er ist erfahren und erfolgreich genug, um diese Entscheidung eigenständig zu treffen“, so Eigentler.

Altenberg bleibt Herausforderung

Die 1387 Meter lange Bahn mit 17 Kurven gilt weltweit als eine der schwierigsten. Für Müller bleibt sie eine besondere Herausforderung: „Ich bin hier noch nie schwer gestürzt, aber die Angst bleibt. Ich sehe mich nicht als Angsthase, sondern als jemand, der unnötige Risiken vermeiden will. Um mit den Besten mitzuhalten, muss man bereit sein, ans Limit zu gehen – aber das Risiko muss vertretbar bleiben.“

Jonas Müller Kunstbahnrodeln
2016 holte Jonas Müller bei der Junioren-EM in Altenberg Gold im Einsitzer und Silber im Team.Privat

Der Blick zurück bestätigt, dass der HLSZ-Sportsoldat auch gute Erinnerungen an Altenberg hat. 2016 holte sich Müller als 18-Jähriger bei der Junioren-EM mit Gold im Einsitzer und Silber im Teambewerb seine ersten Medaillen bei einem Großevent.