Ein Trainerjob zwischen Wirklichkeit und orientalischem Märchen

Sport / 20.01.2025 • 13:53 Uhr

Vor gut zehn Jahren entschied sich Fußballtrainer Mladen Posavec für einen völlig anderen Weg.

Manamah Es mag nach einem orientalischen Märchen klingen, doch für Mladen Posavec ist es der ganz normale Trainingsalltag. Gemeint ist aktuell seine Arbeit bei Al Najma, einem der zwölf Clubs in der Premier League von Bahrain. Gelegen im Persischen Golf bietet die Inselnation derzeit bei Außentemperaturen von rund 20 Grad beste Bedingungen für Fußball. Aber es kann heiß werden, und das nicht nur wetterbedingt.

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Doch der 53-jährige Kroate, der im Jahre 2000 von Varteks Varazdin als Spieler zu SW Bregenz gewechselt war, hat gelernt Ruhe zu bewahren. Zu ereignisreich waren seine Jahre im Fußballalltag, erst als Spieler und seit 2006 auch als Trainer, als er beim SW-Nachfolgeverein SC Bregenz als Assistenzcoach seine zweite Karriere begann. Es sollte der Aufstieg zum Cheftrainer folgen, ehe der Wechsel nach Lustenau zur Austria passierte: Anfangs als Co-, dann als Cheftrainer – und nach nur zehn Spielen war Schluss.

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Mladen Posavec mit Ehefrau Vejka. VN

Es war jener Moment, in dem der UEFA-Pro-Lizenz-Inhaber die Entscheidung fällte, einen anderen Weg einzuschlagen. Einen Weg, der auch einen Einschnitt im Familienleben bedeutete und den Mladen mit Ehefrau Vjeka sowie seinen Kindern, Sohn Luka und Tochter Veronika besprach. “Die Angebote waren überschaubar. Deshalb habe ich mich auf eigene Beine gestellt und es sollte der Anfang von nunmehr fast zehn Jahren auf der Arabischen Halbinsel werden. Es war nicht leicht, aber ich habe mir gesagt: Mladen, mach’ es. Egal, ob Cotrainer, Sportdirektor oder für den Nachwuchs tätig und auch als Cheftrainer.”

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Mladen Posavec engagiert an der Seitenlinie. VN

Posavec hat sich den Gegebenheiten angepasst, um seinen Fußballtraum zu leben. Meist weit weg von seiner Familie, wobei er jede Gelegenheit nutzt, um Zeit mit seiner Frau zu verbringen – ob in Bregenz, wo er seinen Lebensmittelpunkt seit nunmehr 25 Jahren hat, oder eben in Bahrain, wo er aktuell als Cheftrainer für den Hauptstadtclub Al Najma arbeitet.

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Letzte Details werden noch geklärt. VN

Zuvor arbeitete er schon in Saudi-Arabien, in den Emiraten (“So ein utopisches Land gibt es nicht noch einmal auf der Welt”) und im Oman (“Ein wunderschönes Land”). In all den Jahren kann sich Posavec auch ein wenig auf Arabisch unterhalten. “Die wichtigsten Dinge im Fußball gehen gut”, sagt er. Ansonsten behilft er sich im Englischen.

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Mladen Posavec im Gespräch mit einem Assistenten. VN

Posavec aber erlebt fußballtechnisch nicht nur eine andere Welt, er hat sich auch in der Persönlichkeit weiterentwickelt. Vor allem im Hinblick auf Ernährung hat der Kroate einen völlig neuen Zugang. “Da habe ich nicht nur bei mir einiges verändert, ich beschäftige mich mit dem Thema sehr genau.”

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Die Heimspiele finden im 20.000 Zuschauer fassenden Madinat ‘Isa Stadion statt. VN

Gelernt hat er zudem, die Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben. In der arabischen Fußballwelt werden Trainer, das musste er lernen, noch schneller ausgetauscht als in Europa. Al Najma ist bereits sein neunter Club in all den Jahren. “Sie wechseln Trainer wie Schuhe”, lacht Posavec und hat inzwischen viel Verständnis für die Denkweise gefunden. Deshalb schließt er nie etwas aus und auch sein Koffer wird nicht immer voll ausgepackt. Als “Reisender” in Sachen Fußball hat er viel lernen dürfen. “Hier gibt es eine andere Denkweise. In diesen Ländern musst du nicht viel arbeiten, um zu leben. Hier heißt es: Ich habe, ich will.”

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Der Trainer und seine Spieler. VN

Und so sieht er sich auch ein wenig als “Lehrer”, als einer, der den Spielern eine andere Mentalität mit auf den Platz gibt. Erfolgreich zu sein, sich im Spiel etwas erarbeiten. Das funktioniert aktuell sehr gut, was auch Platz drei in der Tabelle verdeutlicht. Auch dank vier Siegen zum Ausklang des Herbstes. Daran soll nun im Frühjahr angeschlossen werden. Und mit Saisonende wartet dann auf ihn wieder eine Reise zurück ins Ländle.

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Mladen Posavec genießt die Zeit, wenn Ehefrau Vejka “auf einen Sprung” in Bahrain vorbeischaut. VN