„Endlich wieder eine wichtige Rolle spielen“

Sport / 05.02.2025 • 18:33 Uhr

Altachs Neostürmer und Köln-Leihgabe Florian Dietz genießt sein neues Standing in der Mannschaft.

Altach Den Fußballer Florian Dietz zog es von Köln ins beschauliche Altach, wo sich der Mensch Florian Dietz schnell wohlfühlte. Aufgewachsen in der knapp 1000 Einwohner zählenden Gemeinde Strahlungen im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld, ist er noch heute gerne in seiner ländlichen Heimat zu Gast, wo ihm Freunde und vor allem die Familie Rückhalt gaben und geben. Nicht unerheblich für einen erst 26-Jährigen, der schon zwei Kreuzbandrisse und drei Schulterverletzungen hinter sich hat. In Dornbirn hat er für sich und seine Freundin, eine ehemalige Fußballerin, eine Wohnung gefunden, von der aus „wir schnell am Berg sind“. Und bei diesen Ausflügen ist der Hund stets dabei.
Dietz hat sich in Altach gut eingelebt, auch weil auf ihn gesetzt wird und er Spielminuten sammelt. So waren die 90 Minuten gegen Stuttgarter Kickers die ersten seit gut einem Jahr, damals noch im Dress der zweiten Kölner Mannschaft. Zwei Tage vor dem Rückrundenstart am Samstag (17 Uhr) gegen den GAK ist er also bereit.

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Als Stürmer werden von Ihnen Tore erwartet. Wie gehen Sie mit dieser Erwartungshaltung um?
Ich denke, das ist als Stürmer normal. Selbst definiere ich mich jedoch nicht nur über Tore. Mir ist auch wichtig, eine gute Arbeit gegen den Ball zu verrichten, vorne ein Zielspieler zu sein und den Plan des Trainers umzusetzen. Aber natürlich habe ich auch den Anspruch an mich, Tore zu schießen. Stürmer werden nun mal an Toren gemessen. Wichtig ist, sich da keinen Druck zu machen.

Ihre persönlichen Erwartungen?
Ich möchte wieder etwas Schwung in meine Karriere bringen. Zuletzt habe ich doch einige Rückschläge einstecken müssen. Auch deswegen bin ich hier. Letztendlich bin ich aber nur ein Spieler und es geht für uns darum, die Liga zu halten.

Fußball
Kurz vor dem Rückrundenstart im Gespräch mit VN-Sportchef Christian Adam. Buck

Mit Rückschlägen meinen Sie wohl Ihre Verletzungen. Wie sind Sie damit umgegangen?
Ich habe versucht, es immer als neue Chance zu sehen. Klar, erst mal geht es darum, die OP gut zu verarbeiten und den Kopf freizubekommen. Danach aber bleibt sehr viel Zeit, um individuell zu arbeiten. Wichtig ist, positiv zu bleiben. Denn es ist nie zu spät, um seine Ziele zu erreichen.

Würden Sie sich in diesem Zusammenhang den Begriff „Stehaufmännchen“ für sich gefallen lassen?
So kann man es durchaus sagen, weil ich schon das eine oder andere Mal aufstehen musste. Genau dann ist es wichtig, vertraute Personen oder die Familie eng bei sich zu haben, die einen auch mal auffangen.

„Endlich wieder eine wichtige Rolle spielen“
Altachs Neuer setzt seinen Körper ein. VN-Stiplovsek

Wie lief der Weg des kleinen Florian Dietz von Strahlungen nach Köln?
Das war mein Dorfverein, wo ich bis zur U11 gespielt habe, danach bin ich zum TSV Großbardorf gewechselt, wo wir uns bis zur U15 gegen Clubs wie Schweinfurt oder Aschaffenburg gespielt haben. Auf Kreisebene war das die höchste Liga und ich konnte viele Tore erzielen. Scouts haben mich dann nach Jena geholt, wo ich im Internat war und fünf Jahre mit dem Club in der Junioren-Bundesliga gespielt habe. Es war eine reine Sportschule, die uns super Trainingsmöglichkeiten bot.

Die Zeit in Jena hat Sie wohl geprägt. Dennoch entschieden Sie sich für einen Wechsel nach Bremen?
Klar, Jena war eine überragende Zeit. Ich war erstmals weg von zu Hause und selbstständig. Eine coole Erfahrung. Als 19-Jähriger habe ich dann oft in der ersten Mannschaft gespielt, auch in der dritten Liga. Und dann kam das Angebot von Bremen. Da hörst du hin und hoffst, dass du ganz oben mitspielen kannst. Leider hat es nicht so funktioniert, auch weil ich mich vor dem Wechsel noch an der Schulter verletzt und somit Zeit verloren habe.

„Endlich wieder eine wichtige Rolle spielen“
Florian Dietz kann sich durchsetzten. VN-Stiplovsek

Von Bremen ging es für Sie über Unterhaching zum 1. FC Köln, wo Sie seit 2021 fix unter Vertrag stehen – noch bis 2026. Zuletzt hatten Sie mit Gerhard Struber einen Trainer aus Österreich, der in Liefering schon mit ihrem jetzigen Coach Fabio Ingolitsch gearbeitet hat. Deshalb einfach gefragt: Wie viel Struber steckt in Ingolitsch?
Die Idee ist sicherlich ähnlich, wie auch ein paar Trainingsformen. Im Endeffekt hat aber jeder seine eigene Persönlichkeit und seine Art, mit den Spielern zu kommunizieren. Auch die Mannschaft ist unterschiedlich und deshalb lässt es sich nicht vergleichen. Gemeinsam ist die Grundidee, offensiv zu spielen und hoch zu pressen. Das kommt mir sehr entgegen.

Wie schnell haben Sie sich in Altach eingelebt?
Sehr schnell. Die Mannschaft hat mich überragend aufgenommen. Das ist keine Floskel.

Fußball
Im Gespräch ruhig und sachlich. Buck

Was wissen Sie über die österreichische Liga?
Ich habe einen sehr engen Freund, Thomas Kraus. Der ist Co-Trainer bei Rapid und hat mit mir in Köln gespielt. Er war bei uns in der zweiten Mannschaft der Führungsspieler. Mit ihm habe ich viel Kontakt und kenne deshalb die Liga. Der Modus macht alles sicherlich spannender, auch wenn ich das aus Deutschland nicht kenne. Für uns in Altach ist es sicherlich ein Vorteil. Der Fußball ist sehr intensiv. Ich gehe davon aus, dass viele Zweikämpfe auf die Mannschaft und mich zukommen. Ich stelle mich jedenfalls auf harte Spiele ein.

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Sie konnten sich also schon an die Spielweise gewöhnen?
Für mich persönlich war es wichtig, dass die Vorbereitung etwas länger dauerte. Weil ich im vergangenen halben Jahr nicht regelmäßig gespielt habe. Ich denke, ich konnte die Testspiele gut nutzen, um Spielfitness zu erlangen. Auch, um die Jungs kennenzulernen. Zu sehen, wie sie spielen, wo sie ihre Stärken haben.

Und jetzt, vor dem Start? Ist ein Kribbeln spürbar?
Die Nervosität kommt wohl am Spieltag selbst. Aber ich freue mich, dass es wieder um Punkte geht und ich wieder eine gewisse Rolle in der Mannschaft einnehmen kann. Wichtig zu sein, um zu helfen. Da spüre ich schon eine Vorfreude.