„Wir stehen immer wieder auf“

Sport / 06.02.2025 • 17:39 Uhr
„Wir stehen immer wieder auf“

20 Jahre nach dem Hurrikan Katrina hat sich das Leben in der Super-Bowl-Metropole New Orleans normalisiert.

New Orleans „The Big Easy“ als Spitzname von New Orleans kommt nicht von ungefähr, auch wenn man vermuten könnte, dass es hauptsächlich mit dem Marihuana-Geruch zu tun hat, der an vielen Straßenecken in der Luft liegt. Nach bisher fünf Tagen in New Orleans lässt sich eines jedenfalls mit Sicherheit bilanzieren: Diese Stadt ist anders.

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Die Lebensfreude auf den Straßen von New Orleans. ap

Für viele Auswärtige ist New Orleans – neben Boston – die wahrscheinlich „europäischste“ Metropole der Vereinigten Staaten. In puncto Architektur in jedem Fall die französischste. Bei einigen Straßenzügen lässt sich die Kolonial- bzw. Gründungszeit durch Frankreich im frühen 18. Jahrhundert noch immer sehr rasch nachvollziehen. Mancherorts wähnt man sich näher am Montmartre als im Süden der USA.

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Die Stadt pulsiert wieder

New Orleans im Februar 2025 ist „zu 95 Prozent wieder dort, wo wir vor Katrina waren.“ Im Gespräch mit Super Bowl Volunteer Shona (eine von Tausenden in dieser Woche) lerne ich über die Widerstandsfähigkeit der noch knapp 385.000 Einwohner. „Noch“, weil es nach der durch den Hurrikan verursachten Flutkatastrophe zu einem beträchtlichen Einbruch der Einwohnerzahl gekommen ist. 2005 lebten noch knapp 455.000 Menschen in New Orleans, ein Jahr nach Katrina hatte sich die Bevölkerung der Stadt auf gerade mal 209.000 Menschen mehr als nur halbiert. So gesehen ist der Ballungsraum in puncto Bewohner aktuell in etwa zu 84 Prozent dort, wo er mal war. Wenn man bedenkt, dass gut 80 Prozent der gesamten Stadt vor etwas mehr als zwei Jahrzehnten komplett unter Wasser standen, dann mutet das New Orleans in aktueller Prägung fast schon absurd an. Die Musikbars auf der berühmten Flaniermeile namens Bourbon Street sind prall gefüllt, die Innenstadt, vulgo Downtown pulsiert, die Menschen erfreuen sich am milden Februar-Wetter.

Super Bowl
Martin Pfanne im Gespräch mit Chiefs Returner Nikko Remigio. VN

Lange Zeit ein Nomadendasein

Dass es in der Stadt, die vielerorts nur „NOLA“ (ein Kürzel für New Orleans, Louisiana) genannt wird, überhaupt wieder bergauf ging ist auch dem lokalen Football-Team – den New Orleans Saints – zu verdanken. Nach Katrina fristete die Franchise ob der Unbespielbarkeit des Superdomes ein Nomadendasein. Erst 13 Monate nach dem Hurrikan bestritt die Mannschaft erstmals wieder ein Heimspiel an angestammter Wirkungsstätte und löste mit mehrheitlich erfolgreichem Bestreiten von Spielen eine ungekannte Euphoriewelle aus.

Super Bowl Eagles Football
Philadelphia Eagles Secondary Coach Christian Parker mit Safety C.J. Gardner-Johnson. ap

Aktuell trennen New Orleans gerade einmal noch zwei Tage von der Austragung von Super Bowl 59. Und der schon fast inhärente Widerstandswille wird der Bevölkerung rund um das Spiel der Spiele im American Football wohl erneut abverlangt werden.

Super Bowl Football
Das Militär ist omnipräsent in der Stadt. ap

Strenge Sicherheitsmaßnahmen

Denn einerseits wurden alle Sicherheitsmaßnahmen inklusive Polizei- und Militärpräsenz nach einer Innenstadt-Amokfahrt eines IS-Sympathisanten am Neujahrstag, die insgesamt 17 Menschenleben forderte, hochgefahren. Andererseits hat sich Donald Trump als überhaupt erster, amtierender US-Präsident für einen Besuch des Endspiels angekündigt. Insofern wird es am kommenden Sonntag wohl einfacher sein Fort Knox zu knacken, als unkontrolliert auch nur in die Nähe des Superdomes zu gelangen. „Wir stehen immer wieder auf“, meint Volunteer Shona mir gegenüber. Es kann nur ein gutes Omen für das kommende Wochenende sein.


Lesen Sie morgen: Philadelphia und Kanas City im VN Super Bowl-Check.

Martin Pfanner ist selbstständiger Journalist, TV-Kommentator und Sendungsproduzent. Er arbeitet unter anderem für Puls 24 und das Streaming-Portal DAZN. American Football und Eishockey sind seine großen Passionen.