
Bärenstarke Defensive beschert den Eagles zweiten Super-Bowl-Sieg der Team-Geschichte.
New Orleans Eine Super-Bowl-Woche ereignet sich in Wellen. Und gerade im Bezug auf New Orleans, das vor bald 20 Jahren von mannshohen Wellen, die durch Hurrikan Katrina verursacht worden sind, überflutet wurde, ist dieses Sprachbild nicht aus Pietätlosigkeit gewählt, sondern aus Ermangelung einer akkurateren Beschreibung.

Die erste Welle trifft eine Super Bowl-Stadt zu Beginn der „Super Bowl Week“. Wenn am Montag, Dienstag und Mittwoch tausende Medienvertreterinnen wie ein Insektenschwarm über die Metropole hereinbrechen. Die von der National Football League (NFL) verordneten, täglichen Interview-Verfügbarkeiten beider Super-Bowl-Teilnehmer wird von der Journalistenmeute bis zum Exzess ausgelebt. Wissen oder tieferes Verständnis kreieren steht dabei nur bei den Wenigsten im Vordergrund. Viele geiern darauf, den Stars Dinge zu entlocken, die das Potenzial für Aufregung bis hin zu Skandalösem in sich tragen. Die durch und durch Medien-trainierten Profis haben diese Fallstricke aber auch 2025 mit Bravour umgangen.

Die zweite Welle trifft eine Super Bowl-Stätte dann am Freitag. Hier beginnt sich die Stadt „voll“ anzufühlen. Wenig verwunderlich, wenn – wie dieses Jahr – kolportierte 180.000 Fans aus allen Landesteilen anreisen. Egal, ob mit oder ohne Ticket für das Endspiel. Hauptsache nahe am eigenen Team sein. Oder man macht es wie Detroit-Lions-Fan Shaun, den ich vor dem Stadion treffe, der sich bereits im August 2024 sicher wähnte, dass sein Team im Finale landen würde (Anm. d. Red.: Detroit musste im Viertelfinale die Segel streichen). Shaun ließ sich das Endspiel dennoch nicht entgehen und wird laut eigener Angabe für seinen Super-Bowl-Trip (Flug, zwei Übernachtungen, Ticket) letztlich schlanke 7000 Dollar ausgegeben haben.

Die dritte Welle ist eine Akustische. Ab Dienstag haben Teams, Trainer und Journalisten absolutes Betretungsverbot was den Austragungsort des Spiels, den Superdome, anbelangt. Zu wichtig (und geheim) sind die Proben, die der übertragende Sender FOX bzw. die Choreografen der berühmten Halbzeitshow durchführen. Nachdem New Orleans erst am Neujahrstag von einem Terroranschlag heimgesucht wurde, als ein IS-Sympathisant auf einer Flaniermeile 17 Menschen mit seinem Auto tötete, wurden die Sicherheitsvorkehrungen immens erhöht. Zu Land und zu Luft, wohlgemerkt. Kaum eine Stunde in der nicht mächtige Helikopter und sogar Kampfjets über den Superdome donnern, Sirenen von Einsatzfahrzeugen sind der Soundtrack der Bevölkerung in unmittelbarer Nähe zum Stadion.

Hohe Erwartungshaltung
Die Erwartungshaltung vor Super Bowl 59 – einer Neuauflage des Finales von 2023 – war riesig, das Spiel konnte dieser jedoch nicht mal ansatzweise gerecht werden. Denn Philadelphia dominierte defensiv das Geschehen fast nach Belieben. Chiefs Quarterback Patrick Mahomes, eigentlich bekannt dafür, selbst unter großem Druck immer richtige Entscheidungen zu treffen, fand nie in einen Spielrhythmus. Zu gut war Philadelphia auf ihn eingestellt. Als die Chiefs Ende des dritten Viertels ihre ersten Punkte erzielen konnten hatten die Eagles schon deren 34 auf dem Konto. Großen Anteil an letztgenannter Tatsache hatte Eagles Quarterback Jalen Hurts. Jener Mann, der noch nie in seiner Karriere ein Finalspiel gewinnen konnte, sorgte für drei Touchdowns, zwei via Pass, einer per Lauf. Den Spiel-MVP gab es obendrauf, was ihn in durchaus elitäre Gesellschaft hievt. Erst 24 Quarterbacks war es in der Super-Bowl-Ära vergönnt sich diese Auszeichnung zu holen.

Der Plan der Chiefs als nächste große dynastische Mannschaft in die Annalen der NFL einzugehen, ist damit vorerst vereitelt. Dennoch sind fünf Super-Bowl-Teilnahmen binnen sechs Jahren ein starkes Indiz dafür, dass mit Kansas City auch für Super Bowl 60 in Santa Clara (Kalifornien) zu rechnen sein wird.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei Ihnen – liebe Leser:innen – bedanken. Ich hoffe, dass ich Ihnen die vergangene Woche ein paar Einblicke in die faszinierende Welt der NFL geben konnte.
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Martin Pfanner ist selbstständiger Journalist, TV-Kommentator und Sendungsproduzent. Er arbeitet unter anderem für Puls 24 und das Streaming-Portal DAZN. American Football und Eishockey sind seine großen Passionen.