Weitaus mehr als Rituale

Sport / 14.02.2025 • 15:31 Uhr

Mario Reiser über wichtige Tools zur Leistungssteigerung vor einem Wettkampf.

Schwarzach Er spricht über Amygdala, Atem- und Ankertechnik, über Vorstellungstraining, welches er “VISU+” nennt, und neu auch ganz viel über Neuroathletiktraining. Klingt alles sehr wissenschaftlich, doch Mario Reiser schafft es, die „Hilfsmittel“ für Athlet:innen plakativ zu erklären – und anhand von Beispielen in den Alltag der Menschen zu bringen. So kann man beispielsweise mit einfachen „lateralen Augenbewegungen“ die Amygdala beruhigen und wärmt zudem das visuelle System auf. „70 Prozent der Informationen, die das Gehirn erhält und mit denen es arbeitet, holt es sich über das visuelle System. Sich unmittelbar vor einem Wettkampf damit zu beschäftigen, macht wohl mehr als nur Sinn, denn letztendlich wird jede Bewegung visuell geführt“, so der 56-Jährige aus Lauterach.

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Solche Augenübungen sind auch bei der derzeitigen Ski-WM im Startbereich zu beobachten, Marco Odermatt ist ein prominentes Beispiel. Auch Jannik Sinner setzte unlängst bei seinem Sieg bei den Australian Open in der unmittelbaren Aufwärmphase zum Finalspiel auf solche Augenübungen.

Austria Ski Worlds
Konzentrationsübungen von Marco Schwarz. gepa

Reiser outet sich als „Riesenfan des Neuroathletiktrainings“. Die Idee dahinter? Dem Gehirn qualitativ bessere Informationen zur Verfügung stellen, um so eine optimale Ansteuerung der Muskeln durch das Gehirn zu ermöglichen. Jede Bewegung beginnt immer im Gehirn, der Körper führt dann die Bewegung „nur“ noch aus.

Austria Ski Worlds
Marco Odermatt: Körperliches und mentales Aufwärmen gehört zusammen. gepa

Als unbedingt notwendig erachtet der Mentalcoach im Pre-Start-Bereich bewusste Atemübungen. Zum einen können die Athlet:innen dadurch ihren Spannungszustand regulieren, zum anderen werden durch eine verbesserte Sauerstoffversorgung des Gehirns überhaupt erst die Gelingensbedingungen für optimalen Fokus geschaffen.

Weitaus mehr als Rituale

„Im Startbereich gilt es, die Bedingungen für den mental optimalen Leistungszustand zu schaffen.“

Mario Reiser, über Vorbereitungen vor dem Start

Zu beobachten ist auch, dass Topathlet:innen vor dem Start, oder beispielsweise im Tennis oder Beachvolleyball vor dem Aufschlag, gewisse „ungewöhnliche“ Bewegungen machen. Legendär ist inzwischen die „Zupf-Abfolge“ von Spaniens Tennis-Superstar Rafael Nadal vor jedem Aufschlag. Hier wird mit Ankern gearbeitet: Eine Berührung, beispielsweise am Ohr, wird mit einer starken positiven Emotion verbunden. Bei jeder Berührung des Ohres wird dann diese positive Emotion abgerufen.

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Absolut Sinn macht für Reiser bei Lampenfieber das Kaugummikauen vor dem Start. Weil durch das Kauen der Zungennerv aktiviert wird, welcher wiederum den Vagusnerv stimuliert und somit beruhigend auf das Nervensystem wirkt. Bestes Beispiel hierfür? Der kaugummi-kauende Real-Madrid-Cheftrainer Carlo Ancelotti.

FBL-ESP-LIGA-REAL MADRID-SEVILLA
Legendär: Carlo Ancelotti und der Kaugummi. apa