Lange Rennsaison nach kurzem Winter

Sport / 02.03.2025 • 18:35 Uhr

Trotz Dämpfer zum Auftakt: Wahl-Vorarlberger Estre, Rast und van der Linde optimistisch.

Lusail Nach zehn Stunden oder 1812 Kilometern zum Saisonauftakt in der Langstrecken-WM (WEC) auf dem Lusail-Kurs nahe Doha wirkten Kévin Estre (Porsche), René Rast und Kelvin van der Linde (beide BMW) etwas ernüchtert. Weil die Leistungseinstufung („Balance of Performance“) so gar nicht zu ihren Gunsten ausgefallen war und sie daher chancenlos gegen Ferrari (Dreifach-Gesamtsieg!) und andere Konkurrenten waren. Rast hatte mit Robin Frijns und Kelvins Bruder Sheldon van der Linde am Ende nur 36,3 Sek. Rückstand auf die Sieger Fuoco/Nielsen/Molina, was aber dennoch nur zu Rang sieben reichte.

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Vorjahressieger Estre kam mit Weltmeister-Kollegen Laurens Vanthoor und Matt Campbell nur auf Rang elf mit einer Runde Rückstand, nachdem der Belgier nach einer Kollision in der Startphase den Heckflügel wechseln lassen musste. In der GT3-Klasse verpasste Kelvin van der Linde beim WEC-Debüt für BMW mit Zweiradstar Valentino Rossi und Ahmad Al Harty als Elfter ebenfalls wertvolle Punkte (in Katar aufgrund der Distanz eineinhalbfach). Dennoch: Optimismus und die Hoffnung auf künftig günstigere Einstufungen bleiben.

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WEC-Weltmeister Kévin Estre. Porsche

Die drei im Raum Bregenz ansässigen Klassepiloten haben gemeinsam, dass sie heuer viel beschäftigt sind – und Freizeit und Familien zurückstehen müssen. „Der Winter war kurz, aber doch mit vielen angenehmen Seiten. Es gab ja einiges zu feiern, viele Auszeichnungen. Es blieb doch Zeit zum Skifahren in Lech und im Montafon – nicht so viele Tage, wie ich gerne gehabt hätte, aber doch eine schöne Zeit. Wir sind ja schon Mitte Jänner nach Mannheim (Anm. d. Red.: Basis von Porsches Einsatzteam Penske in Europa) und dann gleich nach Daytona aufgebrochen“, erzählt WEC-Weltmeister Estre.

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Ob sich das Leben als Champion änderte? „Nein, ich mache immer noch die Wäsche zuhause und pass auf meine Kinder und meine Frau auf“, meint der 36-jährige Lyoner schmunzelnd. Und ergänzt: „Der Unterschied ist, dass sich seit dem WM-Titel auch Journalisten, die sonst nichts mit Motorsport zu tun haben, für mich interessierten. Für mich selbst hat sich nichts geändert, mein Status vielleicht schon.“ Die Überraschungsfeier, die seine Gattin im November nach dem WM-Gewinn organisiert hatte, fand Kévin „einfach super, sehr cool. Es kamen alle Freunde, Nachbarn, viele, die ich schon länger nicht traf. Es waren an die 250 Menschen da.“

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Für seine Titelverteidigung erwarte er eine harte Saison: „Wir sind langsamer als letztes Jahr – im Vergleich zu manchen Konkurrenten. Es fehlt noch ein wenig an Leistung, aber ich habe Vertrauen in unser Team. Die Techniker und Mechaniker blieben alle, die werden das hinbekommen“, meint der langjährige Porsche-Werkfahrer. Die US-Saison begann mit den 24 Stunden von Daytona sehr gut für Porsche. Estre: „Wir waren lang vorn, erst 20 Minuten vor Schluss überholte uns das Schwesterauto – aber auf jeden Fall ein weiterer Porsche-Erfolg mit den Plätzen eins und drei. Aber ein dritter Platz tut doch weh, wenn man 20 Minuten vor Ende noch führt.“ Estre kommt heuer noch zwei Mal in die US-Meisterschaft (IMSA) zurück: im März nach Sebring und im Oktober nach Road Atlanta, die zwei längsten Rennen nach Daytona.

#6 Porsche Penske Motorsport: Matt Campbell (AUS), Kévin Estre (FRA), Laurens Vanthoor (BEL)
Das Penske-Porsche-Team mit den Fahrern Matt Campbell (AUS), Kévin Estre (FRA), Laurens Vanthoor (BEL). Porsche

Estre gibt zu: „Mein Lieblingsrennen ist sicher Le Mans, doch der Sarthe-Kurs ist nicht meine bevorzugte Strecke, die ist die Nürburgring-Nordschleife. Aber Le Mans gesamt zu gewinnen, das ist schon etwas, was mir noch fehlt. Einen GT-Klassensieg habe ich ja schon. Das Gefühl in einem guten Auto auf der Nordschleife ist ganz außergewöhnlich.“

Hypercar-Klasse, BMW M Team WRT #20 Shell BMW M Hybrid V8 | Robin Frijns René Rast Sheldon van der Linde
Zusammen mit Robin Frijns und Kelvins Bruder Sheldon van der Linde reichte es für René Rast im BWM zum Saisonstart nur zu Rang sieben. BMW

Nur einen kurzen Urlaub

Einen kurzen Winter erlebte auch René Rast: „Eigentlich hatte ich nur im Dezember frei. Dann begannen schon die Tests, im Jänner war ich in Daytona. Natürlich genoss ich die paar Tage zuhause. In Damüls waren wir zum Skifahren.“ Privat ist alles in Ordnung im (neuen) Haus Rast: „Der Familie geht es gut, die Söhne sind jetzt schon acht und eineinhalb Jahre alt. Und unser neues Haus, das wir seit zwei Jahren gebaut haben, ist nun fertig. Wir sind schon umgezogen. Es geht voran!“

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Schon seit Jänner wieder voll im Rennmodus: René Rast. BMW

Sportlich ist der gebürtige Mindener optimistisch: „Ich glaube, dass wir heuer besser aufgestellt sind als im Vorjahr. Im Prolog hier in Lusail waren wir sehr flott. Auch in Daytona waren wir siegfähig. Der M Hybrid V8 wurde im letzten halben Jahr deutlich verbessert. Ziel hier ist, in den ersten Fünf ein Wörtchen mitzureden. Die Fahrbarkeit unseres Autos kann noch besser werden, auch wenn wir mit dem Gesamtpaket Fortschritte machten.“ Zum neuen BMW-Kollegen, Ex-F1-Pilot Kevin Magnussen, sagt Rast: „Er hat sich sehr gut eingefügt. Er kennt aus den USA Langstrecken-Prototypen. Er ist ein Teamplayer und passt gut in unsere Gruppe.“

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Kelvin van der Lindes Hauptbeschäftigung im Winter war der Umzug nach Vorarlberg: „Alles ist erledigt, ich habe mich sehr gut eingelebt“, erzählt der Südafrikaner. „Die Umstellung von so vielen Jahren mit Audi auf BMW lief viel besser als erwartet. Ich hätte einige Fragezeichen erwartet, aber es war einfach. Ich fühle mich wohl im M4 GT3. Ich hatte vor Katar keinen Test, aber schon zwei Rennen mit gesamt 36 Stunden.“ Der 28-Jährige wurde Vierter in der GTD-Klasse in Daytona beim Debüt für BMW, in den 12 Stunden von Bathurst (Australien) konnte er mit Bruder Sheldon und Augusto Farfus auf Anhieb gewinnen: „Da konnte ich einiges von meinem Bruder lernen.“

LMGT3-Klasse, The Bend Team WRT, Team WRT #46 BMW M4 GT3 EVO Kelvin van der Linde (Pro) Valentino Rossi (Silber) Ahmad Al Harthy (Bronze)
Kelvin van der Linde feierte sein WEC-Debüt mit Zweiradstar Valentino Rossi und Ahmad Al Harthy. BMW

„Ich habe heuer mit rund 26 Wochenenden ein strammes Programm. Natürlich ist das WEC im Fokus, wir haben gute Chancen. Mein restliches Programm wird erst in den nächsten Wochen bestätigt“, ergänzt van der Linde. Und er sagt zu seinem Teamkollegen, Motorrad-Superstar Valentino Rossi: „Vale ist ein einfacher, geradliniger Typ. Wir haben eine coole Stimmung im Team. Gerhard Kuntschik

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