Krönender Abschluss vor dem Kaiserpalast in Tokio

Bernd Heregger nach World Marathon Major in Tokio nun Mitglied der Hall of Fame der Six-Star-Finisher.
Tokio Im Oktober 2017 lief Bernd Heregger wenige Tage vor seinem 40. Geburtstag erstmals beim Sparkasse 3-Länder-Marathon mit und überquerte nach 3:11,15 Stunden die Ziellinie in Bregenz. Nach Teilnahmen im folgenden Jahr in Wien und abermals bei Laufevent im Dreiländereck setzte sich der Mellauer ein ambitioniertes Ziel: Er wollte alle sechs World Marathon Majors (WMM) absolvieren.

Durch die Covid-Pandemie wurde dieser Plan 2020 und 2021 zwar etwas verzögert, doch am 2. März 2025 war es so weit. Der Tokyo Marathon war der letzte fehlende Marathon, um die begehrte Six-Star-Finisher-Auszeichnung zu erhalten.

Die Vorfreude war riesig – ebenso wie der Respekt vor der Herausforderung. „Seit meiner ersten Anmeldung hat sich die Marathon-Welt verändert: Sydney wurde 2025 als siebter Major aufgenommen, und in den kommenden Jahren sollen Shanghai und Kapstadt folgen. Doch für mich zählte an diesem Tag nur eines: der Abschluss meines persönlichen Marathon-Kapitels.“

37.785 Starter, 100.000 Zuschauer
Die Anreise in die japanische Hauptstadt war mit einem 14-stündigen Flug verbunden. Die Zeitverschiebung und der Jetlag waren spürbar, doch die Begeisterung für dieses Rennen überwog. Der Tokyo Marathon 2025, mittlerweile in seiner 18. Auflage, brachte 37.785 Läuferinnen und Läufer an den Start. Die Strecke führte vorbei an den Wahrzeichen der Stadt, darunter der Tokyo Tower, der Asakusa-Tempel und der Kaiserpalast, wo sich das Ziel befand. Die Atmosphäre war gigantisch und imponierend: Über 100.000 Zuschauer säumten die Straßen und feuerten die Sportlerinnen und Sportler an.

Nicht nur die Amateure und Hobbyläufer, auch die Profis lieferten beeindruckende Leistungen ab: Bei den Männern gewann der Äthiopier Tadese Takele in 2:03:23 Stunden und bei den Frauen triumphierte Landsfrau Sutume Asefa Kebede mit einer Zeit von 2:16:31 Stunden.

Klares Ziel vor Augen
Das Wetter war zu Beginn ideal: bewölkt und angenehme Temperaturen – doch im Laufe des Rennens wurde es deutlich wärmer. „Als der Startschuss fiel, musste ich mich mit der riesigen Läufergruppe in Bewegung setzen. Obwohl ich im Startblock C stand, herrschte Chaos: Schnelle 2:30-Stundenläufer waren mit Vier-Stunden-Läufern gemischt, sodass die ersten Kilometer unstrukturiert verliefen. Das bedeutete für mich einen Zeitverlust von rund einer Minute.“

Nach etwa zwei Kilometern fand Heregger seinen Rhythmus, ehe das erste „Handicap“ auftrat: „Ich musste eine Toilette aufsuchen. Beim Tokyo Marathon kann das zur Geduldsprobe werden, da einige Teilnehmer sogar auf öffentliche WCs in U-Bahn-Stationen geschickt werden. Dadurch war mein Rhythmus gebrochen, und ab sofort lautete meine Parole: Durchhalten bis ins Ziel.“
Ab Kilometer 30 kamen jedoch Schmerzen im Oberschenkel hinzu. „Mein ursprünglicher Rennplan war damit hinfällig – das Finishern hatte jetzt oberste Priorität.“
Anfeuerungsrufe der Eltern
„Die letzten Kilometer wurden eine echte Herausforderung. Doch die Vorstellung, meinen letzten Major erfolgreich zu beenden, trieb mich an und ließ mich die Schmerzen vergessen. Die Anfeuerungen meiner Eltern, die mich auf dieser Reise begleiteten, gaben mir den letzten Motivationsschub.“

Mit einer Zeit von 2:57:20 Stunden überquerte der Bregenzerwälder auf Rang 1455 in der Gesamtwertung die Ziellinie – und damit hatte der 48-Jährige alle sechs World Marathon Majors – Boston (2:50,31 Stunden), Chicago (2:59,48), New York (2:55,24), London (2:47,55), Berlin (2:54,23) und nun Tokio – unter drei Stunden absolviert!
Wichtigste Merkmale der Six-Major-Marathons
Der Boston-Marathon ist eine hügelige Strecke. Vor allem im zweiten Teil des Marathons muss man in den Newton Hills viele Höhenmeter überwinden. Ein weiteres Element ist das Wetter, da es sich um einen A-nach-B-Marathon handelt. Es kann also sein, dass man auf den 42 km Gegenwind hat. Der Vorteil von Boston ist, dass es nur 3 (scharfe) Kurven auf der Strecke gibt.
Beim London-Marathon läuft man auf einer relativ flachen Strecke an allen Highlights von London vorbei. Zu den anspruchsvollen Teilen der Strecke gehören die Tower Bridge und der St. James’ Park.
Der Chicago-Marathon ist ein echter Stadtmarathon mit Start und Ziel im Grant Park im Stadtzentrum. Chicago wird auch „Windy City” genannt, daher muss man unter Umständen mit viel Wind rechnen.
Der Berlin-Marathon ist der schnellste Marathon der Major 6. Die Strecke ist flach und das Wetter ist im September normalerweise gut. Außerdem hat die Strecke nur 17 Kurven im Vergleich zu Chicago (31 Kurven) und New York (26 Kurven).
Die Strecke des Tokio-Marathons ist überwiegend flach und schnell. Der Start ist am Tokyo Metropolitan Governement Building, einem großen Wolkenkratzer im Geschäftszentrum von Tokio.
Beim New York-Marathon läuft man durch verschiedene Viertel der Stadt, nämlich: Brooklyn, Queens, die Bronx und Manhattan. Der Zielort liegt zentral in der Stadt, nämlich im Central Park. Dieser Marathon ist aufgrund der Brücken, über die man laufen muss, und der wechselnden Wetterbedingungen im November relativ hart.
Halle of Fame der WMM-Six-Stars
Six-Star-Finisher werden jene Marathonläufer genannt, die alle sechs World Marathon Majors absolviert haben. Nach dem Tokyo-Marathon 2016 wurde die Six-Star-Finisher-Medaille eingeführt – eine begehrte Auszeichnung, die die außergewöhnliche Leistung würdigt, die es erfordert, an den bedeutendsten Marathons der Welt teilzunehmen und sie zu beenden.
Mit dem Abschluss des Tokyo Marathon 2025 wuchs die WMM Six Star Hall of Fame auf über 20.000 Mitglieder an – eine Zahl, die die Exklusivität dieser Errungenschaft unterstreicht.Ein Traum wurde wahr


Mit der Six-Star-Finisher-Medaille um den Hals und unvergesslichen Erinnerungen im Gepäck endete für Heregger eine große sportliche Reise, ein Lebensziel wurde erreicht und ein Traum wurde wahr. Doch wie jeder passionierte Läufer weiß: Nach dem Marathon ist vor dem Marathon. „Wohin mich meine nächste Laufreise führen wird, ist noch völlig unklar. Vielleicht nach Sydney – oder ich suche eine ganz neue Herausforderung. Aber eines steht fest: Die Leidenschaft für den Marathon bleibt und hat eine Phase meines Lebens eindrucksvoll geprägt.“
