Cool, fokussiert und unbeeindruckt

Sport / 24.03.2025 • 21:10 Uhr

Das neue Siegergesicht im ÖSV beeindruckt. Trainingstage in Sun Valley warten auf Lukas Feurstein.

Sun Valley Es war schließlich doch eine kurze Nacht für das Team rund um Premierensieger Lukas Feurstein. Der für den ÖSV so erlösende Doppelsieg wurde dementsprechend gefeiert, zumal am Tag danach der Ruhetag beim Weltcupfinale im US-Staat Idaho folgte. Für den 23-jährigen Mellauer jedoch kein Grund, die Beine hochzulagern, vielmehr rückte er zu Trainingszwecken wieder aus. Zumal erst für Donnerstag der Rückflug gebucht ist.

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Mit dabei dann auch sein Servicemann Alexander Martin, der in den 2000er-Jahren noch für seinen ehemaligen Fußballclub SCR Altach als sportlich Verantwortlicher arbeitete. Nach seinem Wechsel in den Weltcupzirkus betreute der 52-Jährige, der heute mit seiner Familie bei Ingolstadt lebt, den US-Riesentorlauf-Helden (24 Weltcupsiege) Ted Ligety. Noch heute verbindet ihn eine Männerfreundschaft mit dem 40-jährigen US-Amerikaner. Kein Wunder also, dass der Servicemann mit dem US-Schnee besten vertraut ist . . .

Erst Nef, dann die Feursteins

Nach dem Karriereende von Ligety übernahm Martin die Betreuung des Schweizers Tanguy Nef, was der Schweizer „Blick“ einst von einem der „illustersten Servicemänner im Ski-Zirkus“ schreiben ließ. Weil: Im Fußball erlebte er in Altach die Zeit des ehemaligen Weltstars Ailton, auf Skiern stand er gar für ein paar Tage dem heutigen FIS-Präsidenten Johan Eliasch zur Seite.
Nach Corona – mit 2023 – folgte schließlich der firmeninterne Wechsel zu den Feursteins. Erst Patrick (28), nunmehr Lukas – die beiden Mellauer haben es Martin angetan. Ihm macht die Zusammenarbeit mit den Bregenzerwäldern viel Spaß, wobei er aktuell neben Skiern für Lukas Feuerstein auch jene für Stefan Babinsky präpariert. Der 28-Jährige war in Sun Valley mit 1,24 Sekunden Rückstand auf Feurstein auf Platz neun gefahren.

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Erlösung

Aus rot-weiß-roter Sicht hatten die beiden top platzierten Lukas Feurstein und Raphael Haaser dem ÖSV-Speed-Team der Männer nach einer historisch schwachen Saison ein starkes Lebenszeichen eingehaucht. Der Doppelsieg im Super-G von Sun Valley kam einer Erlösung gleich, die Schmach ist verhindert: Zum Eintrag einer sieglosen Saison wie vor 38 Jahren kommt es nicht. „So wenig wie alle immer sagen, haben wir anscheinend doch nicht drauf. Wir waren den ganzen Winter überfällig“, meinte Haaser.

ligerty ted alex martin
Alex Martin 2013 mit Ted Ligerty.

Während der Riesentorlauf-Weltmeister die berühmten „Kleinigkeiten“ erwähnte, die öfter auf ÖSV-Siege gefehlt hätten, kann das letzte Speedrennen der Saison nicht über die nackten Zahlen hinwegtäuschen: Mit sechs Super-G-Podestplätzen verlief der WM-Winter durchaus ordentlich, in der Abfahrt aber gab es erstmals keinen einzigen Weltcup-Podestplatz.

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Cool, fokussiert und unbeeindruckt
Alex Martin (Mitte) 2007 mit SCRA-Geschäftsführer Christoph Längle (links) und dem damaligen Trainer Manfred Bender.

Das Problem mit den Gleitkurven

„Natürlich tut es uns allen weh, wenn wir solch traurige Geschichten schreiben“, meinte Chefcoach Marko Pfeifer. „Das geht an keinem spurlos vorbei, das merkt man auch bei der Mannschaft.“ Umso größer war das Aufatmen am Sonntag. „Es freut mich in erster Linie für die Läufer, dass sie zeigen konnten, was sie drauf haben. Das tut der ganzen Skination sehr gut“, sagte Pfeifer und betonte vor den letzten zwei (Technik-)Rennen der Saison. „Natürlich wollen wir mehr, das ist auch klar.“ Für den angehenden Neo-Speedchef Andreas Evers tut sich jede Menge Arbeit auf. „Bei lang gezogenen Gleitkurven haben wir Probleme, das haben wir nicht beheben können“, wies Pfeifer einmal mehr auf dieses Manko hin. Dieser Punkt sei in die Vertragsverhandlungen mit dem 57-jährigen Evers, der Erfahrung aus ÖSV-Glanzzeiten, dem US-Verband, Swiss Ski und dem Deutschen Skiverband mitbringt, bereits eingeflossen.

Ski alpin
Krafttraining muss auch sein.

Den Kreis von Podestläufern wird aber auch der Nachfolger von Sepp Brunner schwer blitzartig vergrößern können. „Wir haben momentan nicht die Läufer, die imstande sind, aufs Podium zu fahren – außer den Vinc (Kriechmayr). So ehrlich muss man sein, da sind uns die Schweizer einen Schritt voraus“, gestand Pfeifer. „Trotzdem haben die Läufer das Potenzial, davon gehe ich nicht runter.“

Feurstein von Serie unbeeindruckt

Premierensieger Feurstein untermauerte zumindest für technisch anspruchsvolle Super-G eindrucksvoll sein Zukunftsversprechen. „Gott sei Dank gibt uns auch ein Junger wieder einmal Gas, dass wir wissen, wir brauchen uns nicht auszuruhen“, lobte Haaser den vier Jahre jüngeren Athleten, der mit 23 Jahren das nächste Karriere-Ziel abhaken konnte. Ein Weltcup-Sieg „ist immer das Ziel, war immer der große Traum“, meinte Lukas Feurstein. Die schwarze Serie – Österreichs Männer waren vor dem Doppelschlag 40 Rennen sieglos – habe an ihm persönlich nicht genagt. „Das war für mich überhaupt kein Ding. Ich habe einfach probiert, mein Ding zu machen.“

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Spontane Feier im “Bärli”

Nach dem Rennen feierten Familie und Freunde im Hotel Bären in Mellau, liebevoll „Bärli“ gerufen, den ersten Weltcupsieg von Lukas, der in seiner Europacupzeit zwei zweite Plätze im Super G und einen dritten Rang im Riesentorlauf erreicht hatte.