Ein Schlag ins Gesicht des Fairplays

Nachspiel eines Spiels, das keiner vergisst – Horvat-Foul an Mahr erschüttert Handball-Community.
Bregenz Selbst zwei Tage nach dem Ländle-Duell in der Best-of-three-Viertelfinalserie der HLA-Meisterliga kocht am Bodensee die Handballseele – nicht wegen des Ergebnisses, sondern wegen eines Fouls, das alles überschattet.

Nicht das erste Mal
Was in der 41. Minute beim Stand von 20:20 geschah, hat niemanden kaltgelassen und sorgt in der Handball-Community für viel Gesprächsstoff: Hard-Spieler Ivan Horvat streckt Bregenz-Topscorer Markus Mahr mit einer brutalen Aktion nieder. Die Diagnose ist schockierend: offener, mehrfacher Nasenbeinbruch. Mahr wurde im Landeskrankenhaus Feldkirch operiert – sein Zustand ist stabil, die Sorge bleibt.
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Doch nicht nur die Verletzung selbst erschüttert. Sondern auch die Vorgeschichte und der Umgang danach. Es war nicht Horvats erstes Foul dieser Art: Schon im ersten Viertelfinalspiel holte er Mahr 65 Sekunden vor Spielende mit einer Ellbogenaktion von den Beinen – dafür gab es nur zwei Minuten statt der fälligen Roten Karte. Und bereits 2020 hatte Horvat im Derby Bregenz-Kapitän Lukas Frühstück ohne Rücksicht derart hart getroffen, dass dieser bewusstlos mit einer Gehirnerschütterung ins Spital eingeliefert werden musste.
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Jetzt also wieder: Diesmal traf es Mahr – und wieder war es Horvat.
„Leider falsch reagiert“
Der 32-jährige Kroate, seit acht Jahren beim Alpla HC Hard, äußerte sich am Tag danach zum Vorfall: „Es tut mir sehr leid, dass es zu dieser Verletzung gekommen ist. Es war in keiner Weise meine Absicht, Markus zu verletzen – seine Körpertäuschung war enorm schnell und ich habe in dieser Situation leider falsch reagiert.“
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Ein Satz, der bleibt. Und der alles sagt. Auch wenn er die Wucht des Ereignisses nicht abmildert.
Kein Fingerspitzengefühl
Klare Worte fand Bregenz-Geschäftsführer Björn Tyrner: „Ich habe persönlich überhaupt nichts gegen Ivan. Doch so etwas darf nie wieder passieren!“ Das Vertrauen in den Strafsenat sei da – doch die Erwartung ist deutlich: „Jetzt müssen aber Konsequenzen folgen, um solche Unsportlichkeiten, die dem Handballsport extrem schaden, zu unterbinden.“

Christian Mahr, Vater des verletzten Spielers und Obmann bei WAT Atzgersdorf, war selbst Augenzeuge des Geschehens: „Aus meiner Sicht herrschte eine komische Stimmungslage, die einen Spieler dazu animierte, so ein Risiko zu nehmen. Die Handbewegung ist klar ins Gesicht gegangen – nicht zum Ball oder zum Wurfarm.“

Was den Bregenzer Verein neben dem unglücklichen und frühzeitigen Saison-Aus besonders empört: Während der Schock über die Verletzung noch tief saß, veröffentlichten die Harder mehrere öffentliche Statements und Social-Media-Postings – darunter ein Jubelfoto mit jenem Spieler im Vordergrund, der Minuten zuvor den Gegner schwer verletzt hatte. Dazu kam eine mit als Humor verpackte KI-Darstellung eines Teufels als Elefantentöter. Für Bregenz ein absolutes No-go: „Wir fragen uns ernsthaft: Wo bleibt hier das Fingerspitzengefühl, Respekt und Würde?“

Und dennoch bleibt die sportliche Fairness gewahrt. Trotz aller Wut und Enttäuschung gratuliert Bregenz den Hardern zum Halbfinaleinzug. „Denn auch das gehört zum Sport: Anstand, Würde und Menschlichkeit – gerade im Moment der Niederlage“, so Tyrner.
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Das Bregenzer Team hat über zwei Spiele hinweg alles gegeben, den Favoriten aus Hard an den Rand des Ausscheidens gedrängt – und ist am Ende dankbar knapp gescheitert. „Nun bleibt nur eines: Stolz. Stolz auf den Kampf, auf die Leistung, auf den Charakter dieser Mannschaft – und eine klare Botschaft: „So etwas darf nie wieder passieren!“