
20 Jahre Racing Bulls: Ein Bregenzerwälder prägt die Zukunft der Formel 1 mit
Seine Wurzeln liegen in Au. Und in seiner Heimat schöpft Peter Bayer auch Kraft für den Formel-1-Alltag.
Faenza Der Auer Peter Bayer (54) ist seit bald zwei Jahren Geschäftsführer (CEO) beim italienischen Ableger von Red Bull Racing, dem „Visa Cash App Racing Bulls Formel-1-Team“. Grund genug für die Vorarlberger Nachrichten, vor seinem Heim-Grand-Prix in Imola ein paar Fragen an den sympathischen Vorarlberger zu stellen.


Sie sind jetzt seit zwei Jahren als Geschäftsführer von „Visa Cash App Racing Bulls Formel 1“ tätig. Was beeindruckt Sie in Ihrer Position am meisten an der Formel 1?
Die Faszination für die Formel 1 in allen Facetten wächst tatsächlich Tag für Tag. Wir fahren 24 Rennen in 21 Ländern. Mehr oder weniger läuft jedes zweite Wochenende eine Mischung aus Sport und Entertainment ab, die nicht nur in ihrer unglaublichen Präzision einzigartig ist. Immer mehr Fans schauen sich die Rennen im TV an, 2024 waren es 1,7 Milliarden, immer mehr Fans sind vor Ort mit dabei (2024 waren es über sechs Millionen) und wir spüren kein Ende für das globale Wachstum. Racing Bulls hat sich eine eigene Identität erschaffen. Wir fokussieren uns stark auf die neue, junge Fangemeinde.


Für wie viele Mitarbeiter am Standort Faenza (ITA) sind Sie zuständig?
Wir sind mittlerweile 700 Racing Bulls, ca. 550 in Italien und 150 in England. Dazu kommen noch diverse KollegInnen aus verschiedenen Agenturen. Es fasziniert mich jedes Mal wieder, wenn ich hier in die Fabrik komme und mir vorstelle, dass wir auf über 12.000 Quadratmeter Produktionsfläche ausschließlich zwei Autos herstellen.

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Der Grundstein für das „Visa Cash App Racing Bulls Formel-1-Team“ wurde vor 20 Jahren gelegt, als Dietrich Mateschitz das Team von Minardi abgekauft hat. Wird es zum Heimrennen am kommenden Wochenende zum Jubiläum auch eine Speziallackierung am Boliden geben, wie zuletzt in Miami?
Stimmt. Damals hat Franz Tost (Anm. d. Red.: ein ehemaliger Rennfahrer) hier in Italien ein einziges Gebäude übernommen und hat mit 80 KollegInnen begonnen, in der Formel 1 als Toro Rosso mitzumischen. Sonderlackierung machen wir keine, wir freuen uns auf unser weißes Design, das ja von den Fans Anfang des Jahres als „Schönstes Auto der Formel 1 2025“ gewählt wurde. Wir bringen aber ein paar Upgrades ans Auto und erhoffen uns die notwendigen Hundertstelsekunden an Performance.

Was hat sich Visa Cash App RB zum Heimrennen für die Mitarbeiter einfallen lassen, denn die Fabrik liegt nur wenige Kilometer entfernt von Imola?
Franz Tost war bei uns und wir haben am Abend auf die 20 Jahre angestoßen. Wir laden alle MitarbeiterInnen zum Rennen ein und haben für sie Karten gekauft. So haben alle etwas davon. In der Innenstadt von Imola gibt es eine Sonderausstellung von Red Bull zum Jubiläum.


Mit dem Wechsel von Yuki Tsunoda zum Stammteam von Red Bull Racing haben Sie einen schnellen, zuverlässigen Fahrer ziehen lassen. Inwieweit waren Sie in die Fahrerwahl einbezogen?
Toro Rosso, AlphaTauri und auch die Racing Bulls haben eine wichtige Aufgabe in der Entwicklung der Red-Bull-Fahrer. Verstappen, Vettel, Sainz und viele mehr sind bei uns ausgebildet worden. Dr. Helmut Marko hat mich am Sonntag nach dem China-Rennen angerufen und gemeint, dass wir wechseln müssen. Dementsprechend war Widerspruch zwecklos. Ich hatte ein lachendes und ein weinendes Auge, da wir natürlich gerne mit Yuki die Saison bestritten hätten, andererseits haben wir auch unseren Job damit erfüllt. Wir haben ein Mitspracherecht, doch Red Bull Racing hat das Vorrecht.

Das Team liegt aktuell auf Platz acht in der Konstrukteurswertung. Wie schätzen Sie das Potenzial ein, um noch einen großen Schritt nach vorn machen zu können? Was ist das Ziel?
Das Mittelfeld ist wieder extrem eng in diesem Jahr. In Miami waren im ersten Qualifying 15 Autos innerhalb von 15 Zehntelsekunden. Wir glauben aber, dass wir mit den neuen Teilen in Imola einen Schritt nach vorn schaffen werden. Das Ziel für die aktuelle Saison muss Platz sechs sein.


Ihr 15-jähriger Sohn Marlon fährt in der Kart-Serie „IAME Euro“. Inwieweit können Sie ihn in seiner Motorsport-Karriere unterstützen?
Marlon hat spät mit dem Karting angefangen, dabei jedoch riesiges Talent bewiesen. Er war schon einige Male auf dem Podium in diesem Jahr und glaubt mir: Fahren muss er selbst! Ich kann ihn mit Kontakten unterstützen, damit er gutes Material erhält, ich helfe ihm mit der Schule und versuche, ihm manchmal einen Tipp zu geben. Auch wenn er da mehr auf seine Trainer als auf den Vater hört.

Sie pendeln oft zwischen Ihrer Fabrik in Faenza, Ihrem Wohnort Lausanne und dem Hauptquartier von Red Bull Racing in England. Bleibt da noch Zeit für einen Besuch in Ihrer Heimat im Bregenzerwald?
Leider viel zu wenig. Ich war neulich zwei Tage in Au und es war ein wunderschöner Frühlingstag. Mit Fernando, unserem zweiten Sohn, bin ich an der Bregenzerach entlangspaziert und habe mit ihm die Kanisfluh bewundert. Er wollte unbedingt die Nordwand besteigen.