Ein Jubiläum der Superlative

Sport / 02.06.2025 • 19:27 Uhr
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Anna Hall setzte bei der Jubiläumsauflage des Hypomeetings in Götzis neue Maßstäbe. Die 24-jährige US-Amerikanerin erzielte mit 7032 Punkten einen neuen Meetingsrekord im Siebenkampf und schob sich auf Position zwei in der ewigen Weltbestenliste. GEPA

Grenzenlose Leistungen beim 50. Hypomeeting – Götzis bleibt das Herz des Mehrkampfs.

Götzis Es war ein Wochenende der Superlative, wie gemacht für die Jubiläumsausgabe des traditionsreichen Hypomeetings der Mehrkämpfer in Götzis. Mehr als 15.000 Zuschauer machten das Mösle-Stadion zur brodelnden Arena, in der Geschichte geschrieben, Grenzen verschoben und neue Maßstäbe gesetzt wurden. Im Mittelpunkt: Anna Hall, 24-jährige US-Amerikanerin, die im Siebenkampf eine der größten Leistungen aller Zeiten ablieferte.

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Mit pure Willensstärke und Überzeugung fixierte Anna Hall im abschließenden 800-m-Lauf den Meetingrekord. GEPA

Überragende Vorstellung

Mit 7032 Punkten stellte Hall nicht nur einen neuen Meetingrekord auf, sondern schob sich in der ewigen Weltbestenliste des Siebenkampfes auf Rang zwei – gleichauf mit der legendären Götzis-Rekordsiegerin Carolina Klüft aus Schweden. Nur Landsfrau Jackie Joyner-Kersee, die 1988 in Seoul einen Fabelwert von 7291 Punkten erzielte, liegt noch vor ihr.

Die neue Königin des Mösle-Stadions aus Denver blieb 19 Zähler über der bisherigen Götzis-Bestmarke der Belgierin Nafissatou Thiam aus dem Jahr 2017 – und durfte sich über den Bonus in Höhe von 20.000 Euro für den Rekord – der nicht versichert war – freuen. Auch das passt ins Bild eines Wochenendes, das jede Erwartung sprengte.

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Die Top-Ten im Siebenkampf. GEPA

Ein Meeting der Rekorde

Nicht nur die überragenden Siegerin glänzte: Insgesamt 15 Athletinnen knackten die 6000-Punkte-Marke, zwölf von ihnen erzielten persönliche Bestleistungen. In Summe wurden 52 neue Bestmarken und 37 Leistungen über 1000 Punkte registriert – eine Dichte, wie sie selbst Götzis selten gesehen hat.

Ein Jubiläum der Superlative
Sander Skotheim katapultierte sich mit 8909 Punkten auf Rang sieben in der Weltbestenliste vor. VN/DS

Nummer sieben in Weltbestenliste

Im Zehnkampf brillierte der Norweger Sander Skotheim, der am Samstag seinen 23. Geburtstag feierte. Mit 8909 Punkten sicherte er sich nicht nur seinen ersten Sieg in Götzis, sondern schrieb sich als Dritter der ewigen Hypomeeting-Rangliste ein – hinter dem ehemaligen Weltrekordhalter Roman Šebrle (9026/2001) und dem Götzis-Rekordsieger Damian Warner (8995/2021).

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Die Top-Ten im Zehnkampf. GEPA

Der neue norwegische Landesrekord ist zugleich die siebtbeste Marke in der ewigen Weltbestenliste des Zehnkampfes – gleichauf mit dem beim Jubiläumsmeeting nach sieben Disziplinen verletzt ausgeschiedenen Kanadier Pierce LePage.

Gunst der Stunde genützt

Bei der 2006 erstmals und zum 19. Mal in der Geschichte durchgeführter Prämierung des „Rookie oft the Year“ ging die Auszeichnungen bei der Jubiläumsauflage im Siebenkampf an Sarolta Kriszt. Die 18-jährige Ungarin wurde mit 6225 Punkte Zehnte und erzielte in vier Disziplinen (100 m Hürden, Kugel, 200 und 800 m) jeweils eine persönliche Bestmarke.

Ein Jubiläum der Superlative
Die Ungarin Sarolta Kriszt lieferte bei ihrem Götzis-Debüt eine mehr als gelungene Talentprobe ab.

Im Zehnkampf ging der Hypo-Cash an den Briten Sammy Ball, der kürzlich die österreichische Staatsbürgerschaft erhielt – als Nachfahre von Holocaust-Vertriebenen. Der 20-Jährige Doppel-Staatsbürger, der auch weiterhin für Großbritannien antreten wird, erzielte 8100 Punkte, wurde Gesamt-Zwölfter und glänzte vor allem in den vier Laufdisziplinen (100, 400, 1500 und 110 m Hürden) mit persönlichen Bestwerten. Eine Geschichte, die weit über die Zahlen hinausreicht.

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Der Brite Sammy Ball zeigte bei seinem Götzis-Debüt groß auf. GEPA

Engpass und Rekordmengen

Die Leistungsdichte sorgte auch abseits der Bahn für logistische Herausforderungen: Bei der traditionellen Goldmünzen-Ehrung der Disziplinensieger reichten die vorbereiteten Münzen nicht aus. Gleich in drei Zehnkampf-Bewerben mussten zusätzliche Prämien beschafft werden, da Athleten identische Spitzenwerte erzielten. Im Hochsprung überquerten der US-Amerikaner Kyle Garland und Skotheim jeweils 2,15 m, im Diskuswurf schleuderten der Este Karel Tilga und der Deutsche Neugebauer das Gerät auf exakt 51,47 m und im Stabhoch meisterten Neugebauer, der Appenzeller Simon Ehammer, und Skotheim jeweils die Höhe von 5,10 m.

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An den beiden Tagen der Jubiläumsauflage wurde mit über 15.000 Zuschauern eine neue Rekordbesucherzahl erreicht.

Auch das Publikum setzte bei der Jubiläumsauflage für neue Maßstäbe: Über eine Tonne Pommes wurde im Stadion verkauft. Pressesprecherin Sophie Hotz fasste die Euphorie treffend zusammen: „Beim 800er von Anna Hall ist sprichwörtlich das ganze Stadion Kopf gestanden. Langsam stoßen wir an unsere Grenzen – aber lieber so als umgekehrt.“

Neue Maßstäbe

Auch die Punktesummen der besten Acht setzten neue Maßstäbe: Mit 120.590 Punkte in Summe bedeuteten einen neuen Götzis-Rekord. Die bisherige Bestmarke lag bei 120,539 Punkte aus dem Jahr 2000.

Ein Jubiläum der Superlative

Der Jubiläums-Zehnkampf kam mit 68.683 Punkten auf die zweitbeste Top-8-Marke in der Geschichte hinter der 2000er-Auflage (68.964). Im Siebenkampf ergaben die 51.907 Zähler von Hall und Co. den sechsten Rang in der ewigen Meetings-Statistik.

Auch finanziell wurde das Jubiläum vergoldet: Über 192.000 Euro an Preis- und Bonusgeldern wurden ausgeschüttet – über 100.000 Euro entfielen allein im Siebenkampf. Das Hypomeeting in Götzis ist und bleibt das Mekka des Mehrkampfes, ein guter Boden für Rekorde und ein Ort, an dem Träume wahr werden.