Klare Ansage: “Regi van Acker stand nie zur Debatte”

Sport / 02.06.2025 • 12:30 Uhr
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Predrag Zivanovic, Sportdirektor von SW Bregenz, will nach den letzten zwei Jahren in der 2. Liga die Lehren gezogen haben.gepa

SWB-Sportdirektor Predrag Zivanovic (44) mit dem Versuch einer Analyse der verkorksten Frühjahrssaison.

Bregenz Zwei Saisonen 2. Liga – zweimal verliefen die für SW Bregenz beinahe ident. Sorgten die Schwarz-Weißen jeweils im Herbst für Furore, folgte im Frühjahr der Absturz. Sportdirektor Predrag Zivanovic zog im VN-Gespräch eine Bilanz.

Die Saison ist seit einer Woche zu Ende. Was bleibt für SWB nach zuletzt neun Niederlagen in Serie?
Erst mal, dass wir im Club nach der Serie sicher nichts schönreden werden. Das war schlecht, was wir abgeliefert haben. Nach einer gemeinsamen Analyse mit allen sportlich Verantwortlichen war klar, dass wir eigentlich das ganze Frühjahr als verkorkst ansehen müssen. Die Mannschaft hat vom ersten Match an die Überzeugung aus dem Herbst vermissen lassen. Dazu kamen eben auch die Abgänge von Djawal Kaiba und Renan, dazu hat Anteo Fetahu ausgelassen. Das sind Spieler, die den Unterschied machen können bei uns. So haben wir an Gefährlichkeit und Stärke verloren.

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War die selbst angeordnete Rotation nach dem Klassenerhalt in der 21. Runde etwas zu viel gewollt?
Jein, denn wir wollten sehen, auf welche Spieler wir in der Zukunft bauen können. Das haben die Matches ja dann gezeigt, man hat gesehen, wo es an Qualität fehlt. Dass wir dann so in eine Abwärtsspirale gekommen sind, tut das Seine dazu bei.

Was sind jetzt die Lehren daraus?
Ich werde jetzt sicher nicht alles schwarzmalen, denn wir stehen zu unserer Entscheidung. Aber Fakt ist, in Zukunft wird in Bregenz nur mehr nach dem Leistungsprinzip aufgestellt. Egal, wann und gegen wen.

War ein Trainerwechsel nach den neun Niederlagen ein Thema?
Nein, Regi van Acker stand nie zur Debatte. Der Grund dafür liegt für mich klar auf der Hand. Regi hat uns in einer sehr schweren Situation vor einem Jahr aus der Patsche geholfen. Ich weiß auch, wie sehr ihn selbst die letzten Monate belasten, daher habe ich ihn auch gefragt, ob er überhaupt noch Lust und Power hat auf den Job. Das hat er mit einem klaren Ja beantwortet. Wir wissen, dass für Regi der Klub an erster Stelle steht und er diesen unbedingt verbessern will.

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Regi van Acker wird auch nächste Saison Trainer von SW Bregenz sein. gepa

Die letzte Saison war ein Spiegelbild der Spielzeit 2023/24. Warum war dies der Fall?
Mit dieser Frage beschäftige ich mich ehrlich gesagt auch heute noch. In der Aufstiegssaison hatten wir mit Andreas Heraf, Markus Mader und Regi van Acker gleich drei Trainer. Das war nicht förderlich, wobei wir uns als Klub schnell an die Liga adaptieren konnten und auch gewachsen sind. Wir haben uns auch 2024/25 als Verein weiterentwickelt, warum wir sportlich wieder einen Rückfall erlitten, hat sich mir noch nicht ganz eröffnet. Aber wir arbeiten hart daran, dass dies nicht noch einmal passiert.

Zudem fiel SWB negativ durch die Brasilianer-Thematik 2023 und die Punkteabzüge sowie Geldstrafen 2025 negativ auf. Warum kehrt diesbezüglich nie Ruhe ein?
Die Sache mit den Brasilianern ist ein so komplexes Thema, das ich nicht wieder aufgreifen möchte. Den 3-Punkte-Abzug und die Geldstrafe haben wir nicht bekommen, weil, wie viele glauben, wir den Saisonabschluss nicht abgegeben haben. Der langte fristgerecht ein, nur war es eben kein wirtschaftstreuhändisch geprüfter Abschluss.

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Gibt es da noch Möglichkeiten eines Einspruches?
Ja, und den werden wir auch dieser Tage einreichen. Es geht uns um eine Minderung. Aber bitte nicht falsch verstehen: Wir stehen schon hinter unserem Fehler. Und wenn wir eine Geldstrafe bezahlen müssen, tun wir dies. Uns geht es darum, dass die Mannschaft nicht mit einer Hypothek in die neue Saison startet, denn die kann rein gar nichts dafür.

Zur neuen Saison: Man wollte einen großen Umbruch vermeiden, der kommt nun aber doch.
Wir wollten diesen klein halten, doch die Dynamiken haben sich verändert. Mit Adriel, Daniel Tiefenbach, Marcel Krnjic und Mario Vucenovic verlieren wir vier weitere Aktivposten. Die werden wir nachbesetzen und glauben daran, dass wir wieder ein neues Feuer entfachen können. SW Bregenz ist mittlerweile als Plattform für Weiterentwicklung bekannt, das wollen wir nützen.

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Daniel Tiefenbach wird SW Bregenz verlassen. gepa

Kann der Klub dann weiter auf den Österreicher-Topf setzen?
Absolut. Wir werden mit Sicherheit in der neuen Saison an jedem Spieltag nie mehr als sechs Legionäre auf dem Spielbericht stehen haben. Bedeutet, wir werden versuchen, unsere Abgänge qualitativ zu ersetzen. Aber immer mit dem Blick auf die Wirtschaftlichkeit. Die Verträge müssen in unser 2,2-Millionen-Euro-Budget passen, Risiko gehen wir sicher keines ein. Denn ich will im nächsten Winter keine Alarmstufe Rot ausrufen, weil der Verein in Schieflage gerät. Dafür haben wir in den vergangenen Jahren mit unserem kleinen Team viel zu hart gearbeitet. Wir dürfen eben, bei verschiedensten Erwartungshaltungen, die in Bregenz vorherrschen, nie vergessen, wo wir vor noch fünf Jahren waren.

Wie schaut die nahe Zukunft von SWB aus?
Wir gehen in die dritte Saison, haben sportlich in den letzten beiden Jahren viel Gutes geleistet, das darf man nicht vergessen. Angepeilt ist ein einstelliger Tabellenplatz.

Wie gehen Sie mit Kritik an Ihrer Person um?
Bislang habe ich mich nicht groß rechtfertigen müssen, weil ich glaube, dass die Leute schon mitbekommen, wie viel Herzblut und Arbeit ich in den Verein stecke.

Sie sind gefühlt für alles im Klub verantwortlich, kommt die Familie nicht zu kurz?
Ich habe gelernt, mir für meine Familie und auch mich selbst Auszeiten zu nehmen. Denn nur so kann ich dann wieder für den Verein alles geben.