Tüftler aus Rankweil formt mit Schienen aus Stahl olympische Träume

Sport / 12.11.2025 • 13:13 Uhr
Der Rankweiler Erich Schmied will für Medailen der Italienischer Rodler sorgen.
Der Rankweiler Erich Schmied will für Medailen der Italienischer Rodler sorgen.thomas Knobel

Erich Schmied baut und perfektioniert die Schienen für Italiens Rodelteam bei den Winterspielen 2026.

Rankweil Wenn es im Februar 2026 bei den Olympischen Winterspielen in Mailand und auf der Rodelstrecke in Cortina um Hundertstel- bzw. Tausendstelsekunden geht, sitzt einer nicht im Teamdress auf dem Schlitten, sondern in seiner Werkstatt in Rankweil oder direkt hinter der Bande mit Laptop und Notizblock.

Erich Schmied in seiner Werkstatt in Rankweil.
Erich Schmied in seiner Werkstatt in Rankweil.

Erich Schmied (68), Werkzeugmachermeister, Entwickler und Tüftler, ist einer der stillen Architekten hinter den Medaillenchancen des italienischen Nationalteams im Rodeln. Er baut Rodel-Schienen, geschliffen und gefertigt auf Mikrometermaß. Was einst in seiner Firma für Medizintechnik begann – mit hochpräzisen chirurgischen Bauteilen – setzt Schmied heute im Spitzensport um. Sein Know-how über Materialverhalten, Oberflächenphysik und Reibung bringt er seit Jahren erfolgreich in den Eiskanal.

Tüfftler in jeder Beziehung. Erich Schmied.
Tüfftler in jeder Beziehung, Erich Schmied.

Angefangen hat alles mit Bobpilot Jürgen Loacker aus Götzis, der dreimal an Olympischen Spielen teilnahm. Später betreute er die Schweizer Spitzenrodlerin Martina Kocher. Mit ihr stellte er einen Bahnrekord in Königssee auf, wodurch sie auch Weltmeisterin wurde. Schmieds Material machte aus guten Fahrten großartige Rennen. Heute ist er fester Bestandteil des italienischen Technikteams.

Für Italiens Rodelteam sorgt er für perfekte Bedingungen.
Für Italiens Rodelteam sorgt er für perfekte Bedingungen.

Seine Werkstatt in Rankweil ist das Herzstück einer logistisch anspruchsvollen Kette. Dort entstehen Schienen aus Spezialstahl, angepasst auf Gewicht, Stil und Anforderungen jedes Athleten. 14 Sätze hat er für diese Saison gefertigt. Doch damit endet seine Arbeit nicht. Schmied analysiert nach jedem Trainingslauf – und jedem Weltcuprennen – die Daten der Athleten: Startzeiten, Zwischenzeiten, Reibungsverhalten, Oberflächeneffekte.

Erich Schmied soll mit seinem Material Italien zu Triumphen führen.
Erich Schmied soll mit seinem Material Italien zu Triumphen führen.

“Wenn etwas nicht passt, frage ich nicht warum, sondern wo”, sagt er. Gemeinsam mit dem gesamten italienischen Team, wo er sich sichtlich wohlfühlt, sucht er gezielt nach den fehlenden Hundertstel. Wenn nötig, wird nachgearbeitet oder neu produziert. Eine Schiene dauert in der Herstellung bis zu 40 Stunden. 25 Stunden davon sind reine Fräsarbeit, der Rest Politur, Prüfung, Anpassung. Und wenn kurzfristig eine neue Lösung nötig ist? “Dann läuft die Maschine auch nachts durch. Das ist mein Job”, sagt Schmied. Seine Partner in Vorarlberg – DNS Fertigungstechnik in Feldkirch, Lingenhöle-Technologie und Sematec Industrieservice – liefern Bauteile und Beschichtungen, die er mit seinem Wissen zusammenführt.

Armin Zöggeler mit Erich Schmied.privat
Armin Zöggeler mit Erich Schmied.privat

Für das italienische Team ist 2026 eine historische Gelegenheit. Erstmals hat man eine eigene Olympiabahn – ein Heimvorteil, den man nutzen will. Schmied ist überzeugt: “Man muss jede Bahn verstehen. Italien kennt jetzt jede Kurve, jeden Übergang. Und mit dem richtigen Material kann das den Ausschlag geben.” Über 800.000 Tickets sind für die Winterspiele bereits verkauft.

Leon Felderer und rechts Dominik Fischnaller.privat
Schmied mit Leon Felderer und Dominik Fischnaller (rechts).privat

Wenn es auf der Rodelbahn im Februar 2026 also um Gold geht, steckt in jedem Lauf auch ein Stück Rankweil – und viele Stunden Arbeit von Erich Schmied. In den letzten Wochen vor den Winterspielen wird in seiner Werkstatt noch getestet, getüftelt, angepasst. Denn selbst kleinste Änderungen können am Ende entscheiden, ob es zu Platz vier reicht – oder auf das Podest. Thomas Knobel

Bereit: Erich Schmied.
Bereit: Erich Schmied.