Rekord, Rückhalt, Visionen: Rätia Bludenz bastelt an seiner Zukunft

Bludenz Beim FC Rätia Bludenz ist eine neue Ära angebrochen. Zwölf Spiele, zwölf Siege – das ist nicht nur die Bilanz der Kampfmannschaft in der dritten Landesklasse, sondern auch ein neuer Vereinsrekord. Ein Statement, das zeigt: In Bludenz ist mehr als nur ein Lauf entstanden. Es ist ein Plan, der langsam aufgeht. Ein Projekt, das Früchte trägt. Und ein Verein, der sich selbst wiedergefunden hat.

Seit 2021 ist René Kurzemann Obmann des Vereins. Was zunächst als Übernahme in schwierigen Zeiten begann, ist mittlerweile zu einem Wiederaufbau geworden, der in der Region für Aufsehen sorgt. Gemeinsam mit Sportchef Izet Music, der auch den Nachwuchs im Kleinfeldbereich betreut, lenkt Kurzemann die Geschicke des Vereins. Beide tragen Doppelfunktionen – und das mit bemerkenswertem Einsatz: Kurzemann ist nicht nur Obmann, sondern zugleich Nachwuchsleiter für den Großfeldbereich.

Der Weg, den die beiden eingeschlagen haben, ist klar: Eigene Talente fördern, sportlich wachsen und strukturell modernisieren. Ziel ist es, den Verein in den kommenden Jahren mindestens bis in die Landesliga zu führen – und das mit einem Kader, der überwiegend aus Eigenbauspielern besteht.

Aktuell ist rund 80 Prozent der Kampfmannschaft aus dem eigenen Nachwuchs hervorgegangen. Junge Spieler wie Hasan Naso, Abbas Naso und Hussein Nasso prägen das neue Gesicht der Mannschaft. Hasan Nasso hat in der laufenden Saison bereits 16 Tore erzielt, sein Bruder Abbas Nasso steuerte sechs Treffer bei. Hussein Nasso brachte es auf sieben Tore. Zusammen kommt das Trio auf bemerkenswerte 29 Saisontore – und ist damit ein zentraler Erfolgsfaktor für den aktuellen Höhenflug der Mannschaft. Der Herbstmeister von der 3. Landesklasse überzeugt durch Tempo, Technik und Teamgeist.

Parallel zur sportlichen Entwicklung steht auch die Infrastruktur auf dem Prüfstand. Das Untersteinstadion feiert heuer sein 50-jähriges Bestehen, ist jedoch in die Jahre gekommen. Besonders schmerzhaft: Die fehlende Flutlichtanlage. Abendtrainings sind im Herbst und Winter kaum möglich – ein Nachteil, der auch mögliche internationale Trainingslager verhindert. Dabei gäbe es Interesse: Ausländische Topklubs haben angefragt, ob sie in Verbindung mit dem benachbarten Sporthotel Val Blu ihre Vorbereitung in Bludenz abhalten könnten.

Auch der Kunstrasenpaltz ist ein Sanierungsfall. Seit fast 20 Jahren ist am Untergrund nichts mehr gemacht worden. Der Zustand ist entsprechend – für einen modernen Trainingsbetrieb langfristig nicht tragbar. Kurzemann betont: „Wir haben viel erreicht, aber wir stehen erst am Anfang. Es braucht nicht nur Euphorie, sondern auch die nötige Infrastruktur.“

Die Euphorie ist jedenfalls da: Bei Heimspielen pilgern bis zu 600 Zuschauer ins Stadion – für die dritte Landesklasse eine beachtliche Zahl.

Nach langer Pause wird an Ostern 2026 wieder ein internationales Nachwuchsturnier in Bludenz stattfinden. Die Planungen sind schon im Gang. Denn Bludenz hat das Potenzial, ein fester Bestandteil des Vorarlberger Spitzenfußballs zu werden – sportlich wie strukturell.VN-TK