Leserbrief: “Der neue Säulenheilige der österr. Sozialdemokratie”

Wer die Eröffnung der Bregenzer Festspiele mit Aufmerksamkeit verfolgt hat, dem ist bei der Rede von Vizekanzler Babler wohl in Erinnerung, dass er ankündigte, auf Tagespolitik zu verzichten. Leider hat er dies nicht getan, sondern die ungleiche Vermögensverteilung in den westlichen Industriestaaten, unter Berufung auf den französischen Ökonomen Thomas Piketty, thematisiert. Die “soziale Säule sei schwächer geworden, die reichsten 5 % in Österreich besäßen bereits so viel wie die restlichen 95 %”. Unser neuer Finanzminister Dr. Marterbauer ist zwar auch ein Fan von Thomas Piketty, was mich bei seinem Amtsantritt mit Sorge erfüllte, er ist jedoch mit Kompetenz ausgestattet, seinen Job zu machen, und weiß, wovon er redet. Ob es sinnvoll ist, dass an unseren Universitäten von eher linken Professoren die Thesen von Piketty vermittelt werden, bezweifle ich. Offensichtlich hat Piketty den Ökonomen John M. Keynes als Idol der österr. Sozialdemokratie abgelöst. Das etwa 800 Seiten umfassende Buch von Piketty “Das Kapital im 21. Jahrhundert”, welches ich vor 10 Jahren erhalten habe, versucht, die Folgen von Konzentration des Kapitals in wenigen Händen zu erklären. Nachdem Österreich bereits Weltmeister der Umverteilungspolitik ist, macht mir die Entwicklung in Österreich jedoch keine Sorgen.
Elmar Gasser, Dornbirn