Unbequem schon, unangebracht nicht!
Zum Leserbrief von Elmar Gasser und zum Kommentar von Christian Rainer, VN vom 19. Juli 2025:
Gasser kritisiert in seinem Leserbrief an der Rede von Vizekanzler Babler bei der Festspieleröffnung, dass dieser entgegen seiner eigenen Ankündigung doch Tagespolitik mache. Indem er die ungleiche Vermögensverteilung in den westlichen Industriestaaten bzw. den französischen Ökonomen Thomas Piketty ansprach. In Österreich besitzen die reichsten fünf Prozent sogar die Hälfte des Gesamtvermögens. Weil wir aber „Weltmeister der Umverteilungspolitik“ seien, macht Gasser die Entwicklung in Österreich keine Sorgen. Rainer lobt Andreas Babler hingegen für die Thematisierung sozialer Ungerechtigkeit ohne Kampfansage (z.B. durch Forderung nach einer Vermögenssteuer). Ein ATX-Vorstand verdient das 80-Fache eines durchschnittlichen Mitarbeiters. Kunst werde dann politisch, wenn sie auf solche bedauernswerten Verhältnisse treffe. Kultur sei nicht nur Kulisse, sondern auch Resonanzraum. Keine und keinen ungehört oder ohne Hilfe zurückzulassen, sei nicht links, sondern demokratisch. Einsatz für soziale Gerechtigkeit daher Pflicht eines jeden Politikers, zumal bei einer solchen Gelegenheit. Rainers Lob halte ich für viel berechtigter als Gassers Kritik.
Wolfram Walch, Feldkirch