Hanno Loewy

Kommentar

Hanno Loewy

Kommentar: Schlechte Nachrichten

24.07.2025 • 07:07 Uhr

Wir haben uns angewöhnt, Nachrichten nur noch am Morgen zu hören. Schließlich wollen wir schlafen. Und das ist nach dem Genuss der Neuigkeiten des Tages nicht ganz einfach. Kurz gesagt: am Abend halten wir das einfach nicht mehr aus.

Der Raubritter im Weißen Haus sorgt schon dafür, dass kein Tag vergeht, an dem nicht von ihm, dem „Größten Raubritter aller Zeiten“ die Rede ist. Jeden Tag ein „größter Deal der Weltgeschichte“. Jeden Tag Hohn und Spott auf alles, was diese Welt noch halbwegs zusammenhält. Und jeden Tag das Schauspiel einer Europäischen Gemeinschaft, die sich von einigen Vorkämpfern der „illiberalen Demokratie“, also der autoritären Herrschaft, an der Nase herumführen lässt. Zuweilen auch mit Beifall aus Österreich oder Deutschland, wenn es um das Aushebeln von Menschenrechten geht, die einem lästig sind.

Dann sind es wieder die russischen Angriffe auf die Ukraine, die einem den Schlaf rauben können. Oder die täglichen Nachrichten aus Gaza, wo zwei Millionen Menschen zur „Strafe“ für die Untaten der Hamas ausgehungert werden. Als ob der Hunger der Menschen in Gaza militärisch irgendeinen Sinn gegen die Terroristen machen würde. Dann sind es wieder die Mails von Freunden in Israel, die bald jeden Tag auf die Straße gehen und verzweifelt ein Ende des Krieges und der Kriegsverbrechen fordern. Und deren Depression ansteckend ist.

Noch schwerer zu ertragen freilich sind die absurden Rechtfertigungen für die Verbrechen. In einer jüdischen Zeitschrift in Wien kann man in einem Interview lesen, die Palästinenser könnten im Gazastreifen schon allein deshalb nicht bleiben, weil wegen der Tunnels der Hamas dort gar keine Häuser mehr gebaut werden könnten. Das sieht Donald Trump offenbar anders, der dort mit Netanjahu zusammen ein neues Luxusressort errichten will.

Nun ist das auch für die Außenminister von 28 westlichen Staaten (einschließlich Österreich und der Schweiz) endlich Anlass genug, nicht mehr nur zaghaft und hinter verschlossenen Türen ein Ende von Krieg und Hungerblockade zu fordern. Ob darauf auch Taten folgen?

Morgens sind die Nachrichten wirklich nicht besser, aber mit einem starken Kaffee doch manchmal mit etwas mehr Humor zu nehmen. Heute erfuhren wir, dass das rechtsradikale Krawallblatt „Express“ in Österreich Förderung für Qualitätsjournalismus erhält. Die Begründung der Behörde dafür klang jedenfalls logisch: das Programm für die Förderung von Qualitätsjournalismus enthalte schließlich keinen Mechanismus der Qualitätsüberprüfung. Ab und zu sind die Nachrichten also noch zum Lachen. Aber ob man nach diesem staatlich geförderten Witz besser schlafen kann?

Hanno Loewy ist Direktor des ­Jüdischen Museums in Hohenems.