Leserbrief: Zu viele Ferien – zu wenig Bildung?

Die aktuelle Forderung der Grünen in Vorarlberg nach flächendeckender Sommerbetreuung ist für berufstätige Eltern sinnvoll, doch sie greift zu kurz. Viel grundlegender erscheint die Frage: Warum haben Kinder in Österreich überhaupt neun Wochen Sommerferien – plus Herbst-, Weihnachts-, Semester- und Osterferien sowie zusätzliche schulautonome Tage? Im europäischen Vergleich steht Österreich mit dieser Feriendichte weit oben. Gleichzeitig schafft es unser Bildungssystem in internationalen Rankings nicht unter die Top-Plätze. Das wirft Fragen auf – auch über die Effizienz des Schulsystems und die Nutzung der Unterrichtszeit.
Die Verkürzung der Sommerferien für SchülerInnen und LehrerInnen wäre ein mutiger, aber notwendiger Schritt in Richtung Bildungsqualität, und eine Erleichterung für alle berufstätigen Eltern. Weniger Ferien bedeuten nicht zwangsläufig mehr Stress für Kinder – vorausgesetzt, der Unterricht wird modern und kindgerecht gestaltet. Und ja, auch die Rolle der Lehrkräfte gehört in die Diskussion: Was passiert in den langen Ferienzeiten hinter den Kulissen? Wie viel Fortbildung, Vorbereitung oder Verwaltungsarbeit wird geleistet? Ein Bildungsland, das sich selbst ernst nimmt, sollte sich diese Debatten leisten – nicht nur über Betreuung, sondern auch über Struktur, Anspruch und Qualität des Unterrichts.
Gertraud Walch, Rankweil