Leserbrief: Ehrungen aberkennen!

Leserbriefe / 08.09.2025 • 12:30 Uhr
Leserbrief: Ehrungen aberkennen!

Der wichtige und im Grundsatz zutreffende kulturpolitische VN-Kommentar von Dr. Walter Fink vom 6./7.9.2025 zum Thema “Ehrungen aberkennen” kann nicht ganz unwidersprochen bleiben. Er kritisiert zu Recht die Verleihung des Silbernen Ehrenzeichens des Landes Vorarlberg an Natalie Beer im Jahre 1975 auf Betreiben des damaligen Kulturreferenten LH Dr. Herbert Keßler. Ob er ein “glühender Verehrer der Dichterfürstin” aus Rankweil war, vermag ich als dessen langjähriger, späterer Referent nicht zu beurteilen. Es verwundert aber, dass ausgerechnet der Franz-Michael-Felder-Verein, dessen Obmann seit 2022 der von mir geschätzte Autor ist, noch 1983 (also 8 Jahre nach der Landesregierung!) Natalie Beer die Felder-Medaille verlieh. Also bitte nicht den 2018 verstorbenen Alt-Landeshauptmann, der zwar sehr konservativ, aber dessen christlich-soziale Einstellung unstrittig war, mit dem Ehrungsthema unreflektiert ins rechte Eck stellen. Im Übrigen: Über die Verleihung von Ehrenzeichen des Landes entscheidet letztlich die Landesregierung und nicht der Landeshauptmann. Weiters: Trotz des von Walter Fink erwähnten Interviews von 1983 mit Michael Köhlmeier, in dem Natalie Beer an ihrer Gesinnungstreue zum Nationalsozialismus auch 4 Jahre vor ihrem Tod noch festhielt, wurde offenbar noch im selben Jahr der Dichterin die Felder-Medaille verliehen und erst nach 39 Jahren (!) eine Distanzierung vorgenommen. Auch das Geschichtsbewusstsein des Felder-Vereins ließ offenbar lange zu wünschen übrig.

Dr. Edmund Kräutler, Wolfurt