Arbeitslosigkeit steigt: Trotzdem mangelt es an Fachkräften in Vorarlberg

Trotz steigender Arbeitslosenzahlen: Wieso immer noch zu wenig Fachkräfte gefunden werden und was dagegen getan werden kann. So ist die Situation in Vorarlberg
Schwarzach, Wien Auch wenn die Wirtschaftsforscher das Ende der Rezession in Österreich verkündet haben, bedeutet das nicht, dass es schnell wieder so wird wie in den Jahren davor. Was gleich bleibt, wie in den Jahren, bevor Österreich in einer zumindest in der Zweiten Republik einzigartigen Krise versank, ist der Fachkräftemangel. Und das trotz steigender Arbeitslosigkeit, wie sie der Chef des Bundes-AMS, Johannes Kopf, gerade erst wieder bestätigt hat.

Dénes Kucsera, Ökonom in der Denkfabrik Agenda Austria, hat die Arbeitsmarktdaten ausgewertet und weiß, warum das so ist, wie er im Gespräch mit den VN sagt. “Es sind die schon seit Längerem üblichen Branchen, die dringend Fachkräfte suchen: etwa die Bauwirtschaft, besonders schwierig ist es, Elektriker zu finden.” Und in Vorarlberg wie in den westlichen Bundesländern natürlich Professionisten in Gastronomie und Hotellerie.
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Für den Mangel gebe es natürlich Gründe, etwa den anhaltenden Boom der Teilzeitbeschäftigung, ein Trend, der alle Branchen treffe. Aber auch die demografische Veränderung spiele kurz- und langfristig eine Rolle. Wobei Vorarlberg längst nicht so unter dem demografischen Schwund leide, wie etwa das südlichste Bundesland Kärnten, wie Kucsera mit Blick auf die aktuellen Daten beruhigt. Um Vollzeitbeschäftigung wieder attraktiver zu machen, müsse man Anreize schaffen, so Kucsera, etwa die Ganztagesbetreuung ausbauen, um es (hauptsächlich) Frauen möglich zu machen, wieder ganztags zu arbeiten. Auch Homeoffice sei da ein Thema für viele qualifizierte Fachkräfte, für Arbeiter müsse man an den Rahmenbedingungen feilen. Dabei sieht er auch Gestaltungsmöglichkeiten für die Arbeitgeber selbst. Ein großes Thema sei auch, so die Studie, die Mobilität bzw. die fehlende Mobilität der Fachkräfte in Österreich: Für den Umzug in eine Mangelregion kann sich Agenda Austria deshalb einen Mobilitätsbonus vorstellen, auch Steuergutschriften wären ein Anreiz, um arbeitslose Fachkräfte dorthin zu bringen, wo die Nachfrage nach ihnen besonders hoch ist.
Bürokratie abbauen
Es gelte auch, Migranten stärker zu integrieren, mit gezielten Ausbildungsmaßnahmen und Deutschkursen. Definitiv brauche es auch eine gezielte Zuwanderungspolitik, in der Gastronomie sollte man sich auf die Länder fokussieren, die bereits jetzt viele Fachkräfte stellen. Bei der Anstellung von Fachkräften aus dem Ausland – derzeit bereits jede vierte Fachkraft in Österreich – sei es dringend notwendig, die bürokratischen Hürden abzubauen.
Mehr Ausbildungsmöglichkeiten
Aber zurück zu den Elektrikern: “Die Lücke kann man nicht mit ausländischen Kräften füllen. Hier braucht es mehr Möglichkeiten zur Ausbildung”, z. B. auch Möglichkeiten für Quereinsteiger schaffen. Für verschiedene Berufe gibt es diese Möglichkeit bereits mit Einsteigerkursen in der Berufsbildung und der Möglichkeit, mit Modulen zum Berufsabschluss zu kommen. Der Ökonom stellt auch klar, wann man mit den Maßnahmen zur Behebung bzw. Linderung des Fachkräftemangels beginnen soll: “Das muss jetzt beginnen”.