Ein sanfter Presslufthammer

Bea Madlener-Tonetti will bei der SPÖ als politische Spätstarterin besonders für Frauen wirken.
Schlins Ihre Kür zur neuen Vorsitzenden der SPÖ-Landesfrauenkonferenz verlief leise. Beatrix Madlener-Tonetti (66) ist aber ohnehin keine Frau der lauten Töne. Was sie auszeichnet, ist Beharrlichkeit in Dingen, die ihr am Herzen liegen. Ein jahrelanger Wegbegleiter bezeichnete die Frontfrau der privaten Kinderbetreuungsszene beim Abschied in die Pension als jemand, der „wie ein sanfter Presslufthammer“ agiert. „Das beschreib mich am besten“, bestätigt Bea Madlener-Tonetti mit einem feinen Lächeln, hinter dem Entschlossenheit steht.

Eigene Erfahrungen
Die Schlinserin bekam bei ihrer Wahl 100 Prozent der Stimmen. „Das ist eine Ehre und bedeutet gleichzeitig eine große Aufgabe“, sagt Bea Madlener-Tonetti. Die will sie mit Tatkraft angehen. „Zentral wird weiterhin das Thema Arbeit sein, denn Selbstbestimmung und Chancengleichheit sind erst möglich, wenn Frauen finanziell unabhängig sind“, konkretisiert sie. Damit in direktem Zusammenhang steht der Ausbau der Kinderbetreuung: „Nur sie kann gewährleisten, dass Frauen einen Vollzeitjob annehmen können und dementsprechende berufliche Aufstiegschancen haben.“ Sie weiß, wie eng beides verquickt ist. Während ihrer Zeit in Oberösterreich, wohin es sie mit ihrem Mann, Fußballtrainer Daniel Madlener, verschlug, absolvierte sie eine sozialpädagogische Ausbildung. Nach ihrer Rückkehr nach Schlins bemühte sie sich um einen Job im „Jupident“. Die Arbeitszeiten erwiesen sich allerdings als höchst unpassend: „Da hätte ich meinen zweijährigen Sohn kaum noch gesehen.“

Deshalb half sie ehrenamtlich in der privaten Kleinkindbetreuung „Spielkiste“ aus. 2000 übernahm Bea Madlener-Tonetti die Leitung. „Die Materie hat mich sofort gefesselt“, erinnert sie sich zurück an Fortbildungen und neue Konzepte, die folgten. Die „Spielkiste“ verlängerte die Öffnungszeiten und holte zu den Dreijährigen die Zwei- und schließlich die Einjährigen dazu. „Wir haben uns stets an den Bedürfnissen der Eltern orientiert, mit denen es einen engen Kontakt gab“, plaudert Bea aus dem Nähkästchen ihrer Philosophie. Auf Qualität legte sie ebenfalls großen Wert. Jedem weiteren Schritt ging eine intensive Beschäftigung damit voraus. Bea Madlener-Tonetti spricht von einer sehr bereichernden Zeit.

Dohnal als Vorbild
Gleichzeitig begann die Kinderbetreuung politisch zu werden. „Es gab so viele Entscheidungen, die nicht gut für Eltern, Kinder und Pädagoginnen waren“, resümiert Madlener-Tonetti. Immer wieder hat sie sich dagegen aufgelehnt, sehr oft mit Erfolg. Als ein Highlight bewertet sie die Durchsetzung von Vorbereitungsstunden auch für private Betreuungseinrichtungen. Ein Stachel im Fleisch bleibt das Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz, zu dem Bea Madlener-Tonetti auch einige Einwände hätte. 2023 ging sie in Pension, dort ausgehalten hat sie es aber nur zwei Monate. Die Frage, was sie mit der vielen Energie anfangen soll, beantwortete sie auf ihre Weise. Sie ging in die Politik. „Mit 20 war ich Grünwählerin“, gesteht die dreifache Mutter. Die Themen dieser Partei hält sie immer noch für wichtig. Mit 40 zog es das Kind einer Arbeiterfamilie jedoch zurück zur SPÖ: „Dort sind meine Wurzeln, dort fühle ich mich wohl, denn alles, was erreicht wurde, verdanken wir Großteils der Sozialdemokratie.“

Ihr Vorbild ist Johanna Dohnal: „Ich hätte diese Frau gerne persönlich kennengelernt.“ Als sie für den Vorsitz angefragt wurde, brauchte Madlener-Tonetti nicht lange überlegen. Persönlich konnte sie immer auf Menschen bauen, die hingeschaut haben. Das will sie jetzt auch tun, will Hebel finden, die zum Wohle aller etwas bewirken können. „Ich habe tolle Frauen, die mir dabei helfen.“ Die Familie unterstützt ihre politischen Ambitionen: „Sie ist mein Anker.“
Zur Person
Bea Madlener-Tonetti
Alter: 66
Wohnort: Schlins
Werdegang: Handelsschule, sozialpädagogische Ausbildung, Leiterin der „Spielkiste“ Schlins, ab 2007 Mitarbeit im Landesverband der privaten Kinderbetreuungseinrichtungen, von 2013 bis 2022 Vorsitzende, Gemeindevertreterin in Schlins, stellvertretende Obfrau des SPÖ-Parteivorsitzenden, seit September 2025 Vorsitzende der SPÖ-Frauen
Familienstand: verheiratet, drei Kinder, fünf Enkelkinder (6 bis 18 Jahre)
Hobbys: Theater, Kino, Museen, Städtereisen
